2016-05-08 10:30:00

Christlich-muslimischer Meilenstein vor dem Katholikentag


Gewalt im Koran und in der Bibel: Über dieses explosive Thema wird Deutschlands größte Laienvereinigung – das Zentralkomitee der Katholiken - in Kürze einen Text vorlegen. Erarbeitet hat ihn der Gesprächskreis „Christen und Muslime“ des ZdK, das Dokument soll auch bei dem am 25. Mai beginnenden Katholikentag in Leipzig debattiert werden. Das sagte uns ZdK-Präsident Thomas Sternberg im Interview.

Text über Gewalt in der Bibel und im Koran

Für den Präsidenten des ZdK ein Papier von Bedeutung, denn der Dialog mit den Muslimen ist für ihn heutzutage wichtiger denn je. „Und dieser Gesprächskreis ‚Christen und Muslime’ hat ein Papier vorbereitet zum Thema Gewalt im Christentum und im Islam, in der Bibel und im Koran. Dieses Papier, unterschrieben von führenden Muslimen und Christen, wird am Tag vor dem Katholikentag in der Vollversammlung vorgestellt werden. Ich glaube, dass mit diesem Papier ein wichtiger Meilenstein gesetzt wird, in einem anderen Verständnis des Islam, über den merkwürdige Halbwahrheiten, Halbwissen, Halbkenntnisse im Land grassieren.

Genau diese Halbwahrheiten führten dazu, dass Muslime generell unter Generalverdacht gestellt werden würden. Das sei eben so nicht richtig, ist Sternberg der Auffassung. Daher wird in dem Papier klargestellt, dass eine richtig verstandene Bibel und eine richtige Interpretation des Koran, sowohl in der Tradition als auch in der Gegenwart, Gewalt ablehnen. Die große Mehrheit der Muslime liest betreffende Gewaltäußerungen in den Suren anders als Terroristen, die meinen, die Religion pervertieren zu können für ihre Zwecke, fasst Sternberg das Schreiben zusammen. Und was für den Koran gilt, gilt auch für die Bibel. „Man könnte auch in der Bibel Rachepsalme nehmen, wo man denkt: ‚Was ist das für ein merkwürdiger Gott, der diese Rachepsalme formuliert oder über den diese Rachepsalme formuliert werden. Auch da muss man feststellen, da haben wir als Christen einen Umgang über Jahrhunderte gelernt und geübt und wissen somit, dass die nicht so zu lesen sind, wie sie da stehen. Aber das müssen wir auch Muslimen zugestehen. Ich glaube, das geht am Besten, wenn man sich gegenseitig darüber austauscht, sich gegenseitig wahrnimmt und miteinander spricht. Dann werden wir auch zu einem gedeihlichen Miteinander von islamischen und christlichen Gemeinden kommen.“

Miteinander auf dem Katholikentag

Ein gedeihliches Miteinander zwischen islamischen und christlichen Gemeinden wird auch auf dem 100. Katholikentag in Leipzig ein wichtiges Thema sein. Vorab hat die Entscheidung, Frauke Petry vom Katholikentag auszuladen, für viele Diskussionen gesorgt, doch Sternberg steht hinter diesem Schritt: „Eines ist mir ganz klar. Bei den katholischen Männern und Frauen, die sich gerade im Bereich der Flüchtlingshilfe einsetzen, die sich für Menschlichkeit einsetzen, ist es sehr schwierig, sich mit solchen Gruppierungen in den Spitzen zu beschäftigen. Dass wir die Fragen, die AfD stellt, behandeln werden, dass wir die Sorgen der Menschen ernst nehmen, dass wir fragen, was die Menschen dazu treibt, in solchen Bewegungen sich zu engagieren, das wird selbstverständlich ein großes Thema auf dem Katholikentag werden.“ Und auch wenn Frauke Petry vom Podium ausgeladen wurde, ist sich Sternberg sicher, dass andere Vertreter von Pegida oder der AfD da sein werden, mit denen man dann diskutieren wird.

Leipzig ist Diaspora, gerade mal vier Prozent sind Katholiken. Lange war die Stadt „skeptisch“, was den Katholikentag betrifft, doch der Funke ist zumindest bei den Offiziellen der Stadt bereits übergesprungen, wie Sternberg in den Vorbereitungen gemerkt hat. Beim Rest werde der Katholikentag wohl erst ankommen, wenn die vielen Katholiken in der Stadt sind. Die Tatsache der Diaspora birgt aber nicht nur interessante Gespräche, sondern in der Vorbereitung auch ein Problem: „Wir suchen nach wie vor Privatquartiere, weil wir im Moment noch zu wenige haben, um die erfreulich hohe Anmeldezahl bewältigen zu können. Denn eins ist klar, Leipzig lohnt sich wirklich und wer Leipzig kennt, der freut sich auf die Stadt.“

Der Katholikentag findet in Leipzig vom 25. - 29. Mai statt. Es ist zwar erst der 39. Katholikentag mit Männern und Frauen, aber insgesamt bereits der 100., dies soll in Leipzig extra mit einem Festakt gefeiert werden.

(rv 08.05.2016 pdy)








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