2016-05-02 09:10:00

Kartensaal der Vatikanischen Museen restauriert


Sie gehören zu den größten Touristenattraktionen Roms: Die Vatikanischen Museen. Auf dem Weg zur Sixtinischen Kapelle durchqueren sechs Millionen Touristen jedes Jahr die Hallen, unter anderem den historischen Kartensaal. Einer der schönsten und charakteristischsten Räume der Museen, der jetzt nach vier Jahren Restauration in neuem Glanz erstrahlt.

Betritt man den Saal, beeindruckt einen zunächst der Prunk der Gallerie. Kunstvoll ausgestattete Fresken an Decken und Wänden verzieren den 120 Meter langen und sechs Meter breiten Gang. Auf den zweiten Blick fällt auf, dass es keine Gemälde sind, die die Wände zieren, sondern 40 kunstvoll gestaltete Landkarten. Arnold Nesselrath ist Direktor der Abteilungen für byzantinische, mittelalterliche und moderne Kunst an den Vatikanischen Museen. Er sagt, die Karten sollten nicht nur schön aussehen: „Man kann sich das fast so vorstellen, wie ein Computer-File, wo man dann ein Fenster aufmacht. Und dann hat man plötzlich die Schlacht von Hannibal bei Cannae, oder das Grabtuch von Turin. Oder man kann Italien vom Meer umgeben sehen, mit den ganzen kleinen Schiffsmodellen.“

In zwei großen Bauetappen Ende des 16. Jahrhunderts wurde der Kartensaal ausgeschmückt, unter Papst Gregor XIII. und Papst Urban VIII. Zur damaligen Zeit hätte man nie gedacht, dass hier einmal Millionen Touristen durchlaufen würden; denn damals war der prunkvolle Saal einem erlesenen Kreis vorbehalten: „Dieser Raum war gedacht für Empfänge und Begegnungen mit dem Papst. Er betrat den Saal von der Palastseite aus, also der dem heutigen Touristenstrom entgegengesetzten Seite. Zur Rechten waren die ganzen Italienischen Landschaften zum Tyrrhenischen Meer, zur Linken die Adria. Auf dem Kamm der Apenninen konnte er dann runter laufen bis nach Sizilien.“

Für uns heute ungewöhnlich. Die Karten sind mit dem Süden oben und dem Norden unten ausgerichtet. Eine Insel wie Sizilien erkennt man so erst auf den zweiten Blick. Heute sind die 40 drei Meter hohen und vier Meter breiten Kartengemälde ein Blick in die Vergangenheit, so ist auch noch die Insel Korsika als Teil Italiens dort abgebildet. Damals hatten die Gemälde für die Päpste als Herrscher des Kirchenstaates einen ganz anderen Zweck: „Wie das damals so üblich war, haben die Herrscher ihre Räume sehr gerne mit Karten dekoriert, weil das auch die einzige Möglichkeit war, ihre Territorien umfassend darzustellen.“

Heute sind es die Touristen, die diese Hallen und Gänge fest im Griff haben. Das hat aber auch seinen Preis und hinterlässt Spuren an den ehrwürdigen Wänden. Vier Jahre lang mussten die Karten restauriert werden. Arnold Nesselrath war daran beteiligt: „Wenn hier im Jahr sechs Millionen Leute durch laufen, die sich alle gleich bewegen, dann erzeugt das Vibrationen. Der Putz, der nicht mit der Wand verbunden ist, sondern aufgetragen, löst sich allmählich. Bevor das alles runterfiel haben wir diesen Putz zunächst einmal konsolidieren müssen.“

Rund zwei Millionen Euro haben die Arbeiten gekostet, finanziert unter anderem von der Stiftung Patrons of the Arts in the Vatican Museums. Das Team von rund 20 Restaurateuren, überwiegend Frauen, musste die Malereien aus dem 16. und 17. Jahrhundert dabei mit großer Vorsicht behandeln. Jeder falsche Handgriff hätte ein Kunstwerk unschätzbaren Wertes unwiederbringlich zerstören können. Mit absoluter Sorgfalt wurden die Restaurationsarbeiten deshalb durchgeführt: „Da kann man natürlich nicht mit Wasser rangehen. Auch wenn das nur ein Tropfen ist, das Wasser schwemmt die Farbe weg. Man muss den Schmutz mit Japan-Papier, so eine Art Löschpapier, abtragen. Das sind bewährte Methoden, die wir auch schon in der Sixtinischen Kapelle angewendet haben.“

(rv 28.04.2016 cz/rs)








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