2016-04-29 11:10:00

D: Katholische Laien kritisieren AfD


Ab heute will die AfD, die „Alternative für Deutschland“, bei ihrem Parteitag in Stuttgart über ihr Grundsatzprogramm entscheiden. Vorschläge wie ein Moscheeverbot in Deutschland oder die Abschaffung des konfessionellen Religionsunterrichtes für Muslime finden viel Kritik auch von kirchlicher Seite. Thomas Sternberg ist Vorsitzender des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), der höchsten Laienorganisation der deutschen Kirche. Er sagt im Interview mit dem domradio: „Im Moment ist die AfD noch keine Partei. Zurzeit sind sie eine Sammelbewegung von Proteststimmen gegen die große Koalition in Berlin und gegen eine Opposition, die nicht genügend sichtbar ist. Noch ist das keine Partei, und deshalb finden sich in diesem Grundsatzprogramm ganz merkwürdige Dinge beieinander. Da stehen durchaus Dinge drin, die vernünftig sind, aber auch anderes, das ganz obskur und abstrus ist. Wir sollten aber auch aufpassen, dass wir als Christen nicht sagen, dass da grundsätzlich alles falsch ist. Da bin ich sehr vorsichtig.“

Es seien aber grade auch gewisse Kreise der Christen und Katholiken, die den islamfeindlichen Kurs der AfD befürworten. Darauf entgegnet Sternberg, dass diese Personen einen Blick ins Grundgesetz werfen sollten. Religionsfreiheit gelte nicht nur für Christen. Mit dem geforderten Bauverbot für Moscheen würde das Parteiprogramm der AfD klar gegen die deutsche Verfassung verstoßen. „Was da steht zum Islam hätte, wenn es durchgesetzt werden würde, auch gravierende Auswirkungen auf das Christentum. Das geht nicht. Das kann man in Deutschland so nicht umsetzen. Das sollte man auch nicht umsetzen, denn es ist ein zutiefst falsches Verständnis von Islam, das in diesem Parteiprogramm deutlich wird.“

Besonders harsche Kritik äußert der ZdK-Präsidenten zum Vorschlag, den konfessionellen Religionsunterricht für Muslimische Kinder in Deutschland abzuschaffen. Ein Rückschritt in schlechtere Zeiten des interreligiösen Dialogs.

„Das finde ich schon geradezu belustigend.  Wenn es da heißt, der konfessionelle Religionsunterricht für Muslime soll wieder abgeschafft werden, stattdessen soll für alle muslimischen Kinder eine Islamkunde im Rahmen des Ethik-Unterrichts verpflichtend sein. Pflichtunterricht im eigenen Glauben, das ist schon ganz originell.“

Das ZdK steht kritisch zur AfD. Für viel Aufmerksamkeit hat vor einiger Zeit der Beschluss gesorgt, keinen Vertreter der Partei zum 100. Deutschen Katholikentag nach Leipzig Ende Mai einzuladen. Thomas Sternberg sagt dazu: Die Partei ist dafür noch nicht bereit: „Wir haben keine einzige Partei eingeladen. Es werden keine Parteien oder Parteiführer eingeladen, sondern Fachleute für bestimmte Themen. Zu den großen Themen wie Flüchtlinge, Integration, internationale Zusammenarbeit, Gerechtigkeit, Menschlichkeit – da ist die AfD im Moment noch nicht die richtige Partei, bei der ich sehen könnte, dass diese Themen eine große Rolle spielen. 

(domradio 29.04.2016 rs)








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