2016-04-24 08:18:00

Aktenzeichen: Elisabeth II., Königin von England - 90 Jahre


Queen Elizabeth ist 90 Jahre alt. Sie ist die am längsten regierende Monarchin und hat damit den Rekord ihrer Ur-Ur-Großmutter Victoria gebrochen. Sie hat bereits mit Winston Churchill beraten, John F. Kennedy und Ronald Reagan gekannt, Marilyn Monroe und den König von Bahrain, die Beatles, mehrere Päpste, darunter als letzten Papst Franziskus in Rom getroffen. Benedikt XVI. emeritus empfing Elisabeth bei dessen Besuch in Großbritannien in ihrer schottischen Residenz Holyroodhouse. Es war eine ganz besonders herzliche Begegnung.

Königin Elisabeth II. von Großbritannien und Nordirland herrscht bereits seit weit über einem halben Jahrhundert, genau sind es 63 Jahre, über Großbritannien. Geboren wurde die Königin am 21. April 1926 in Mayfair, London, also vor genau 90 Jahren. Den Thron bestieg sie als 25-Jährige nach dem Tod ihres Vaters, König Georg VI., im Jahre 1952.  Die Herrschaftsdauer der Queen ist die bisher längste aller britischen Monarchen, die längste aller Regentschaften überhaupt. Und sie ist gleichzeitig  auch das längste amtierende Oberhaupt der anglikanischen Kirche. Über sechs Jahrzehnte dauert die Herrschaft der britischen Königin Elizabeth nun bereits an. In dieser Zeit erlebte sie die Umwandlung des Britischen Empire zum Commonwealth of Nations. Und in ihre Regierungszeit fällt auch die Entkolonialisierung Indiens, Afrikas und der Karibik. Mehr als 20 Länder wurden von einer Kolonie über eine Selbstverwaltung in die Unabhängigkeit entlassen.

Blicken wir zurück:

Die offizielle Verlobung der Thronfolgerin mit Prinz Philip von Griechenland und Dänemark wurde  am  21. Geburtstag von Elisabeth, bekannt gegeben. Die Hochzeit fand schließlich am 20. November 1947 statt. Es dauerte nicht lange, und das erste Kind wurde geboren. Am 14. November 1948 erblickte Prinz Charles das Licht der Welt. Die Thronfolge war also schon einmal gesichert. Knapp zwei Jahre später bekam dieser eine Schwester, Prinzessin Anne. Als sie bereits Königin ist, werden weitere Kinder geboren, die Söhne Andrew und Edward. Insgesamt hat die Königin vier Kinder, zahlreiche Enkelkinder und mit Prinz George und Prinzessin Charlotte auch zwei Urenkel.

Nach dem Tod ihres Vaters, Georg VI. 1952 wurde Elisabeth automatisch die neue Königin. Die Krönungs-Zeremonie fand ein Jahr später 1953 in der Westminster Abbey statt. 8000 Würdenträger waren live zugegen. Elizabeth schwor bei der feierlichen Zeremonie, die Gesetze ihrer Nationen hochzuhalten und die Church of England zu führen. Weltweit verfolgten mehr als 300 Millionen Menschen die Krönung von Elisabeth II. Für damals eine Rekordzahl.

Doch nicht alles war Glanz und Glorie. Das schlimmste Jahr war bis dahin wohl das Jahr 1992. Bei einer Ansprache aus Anlass ihres 40. Thronjubiläums im November  bezeichnete Elisabeth selbst das vergangene Jahr als Annus horribilis, als  Schreckensjahr. Zuvor trennten sich ihr Sohn Andrew und dessen Ehefrau Sarah Ferguson, ihre Tochter Anne ließ sich von Mark Philips scheiden und zu allem Überfluss war die Queen auf einem offiziellen Besuch in Deutschland in Dresden auch noch mit Eiern beworfen worden und es folgte ein Großbrand in Windsor Castle.

Kurz danach wurde dann auch noch offiziell erklärt, dass sich Prinz Charles und Prinzessin Diana trennen würden. Auch das Leben der Königin ist  also überschattet von großen und kleineren Dramen. Ein schwerer Schicksalsschlag war auch der Tod ihrer geliebten, vier Jahre jüngeren Schwester Prinzessin Margaret, die 2002 nach mehreren Schlaganfällen im Alter von 71 Jahren starb. Im selben Jahre verstarb auch ihre Mutter im Alter von 102 Jahren.

Das schlimmste Erlebnis dürfte 1997 der Tod ihrer ehemaligen Schwiegertochter Prinzessin Diana gewesen sein. Die Tragödie um den tödlichen Unfall der „Königin der Herzen“ lähmte die halbe Welt, und weite Teile der britischen Presse unterstellten der Queen Gefühlskälte, weil sie sich nicht zu Wort meldete. Erst fünf Tage nach Dianas Tod hielt Elizabeth eine bewegende Trauerrede im Fernsehen. Heute kommt die Königin, einer Meinungsumfrage zufolge, auf eine Zustimmungsrate von 90 Prozent.

2012 feierte die Queen dann 60 Jahre auf dem britischen Königsthron. Ein absoluter Rekord. Höhepunkt der Feierlichkeiten war eine Parade von 1.000 Booten und Schiffen auf der Themse in London. Es war die größte Schiffsparade dieser Art. Im gleichen Jahr eröffnete die Queen dann die Olympischen Sommerspiele 2012 in London und kurz danach die Sommer-Paralympics 2012. Wahrscheinlich kann sich kaum noch jemand das Vereinigte Königreich ohne Königin Elisabeth als Staatsoberhaupt vorstellen. Sollte die Queen aber doch einmal sterben, steht bereits mit Prinz Charles der Thronfolger bereit. Der Prince of Wales hat selbst zwei Söhne, so dass auch hier die Thronfolge darüber hinaus gesichert ist und auch Prinz William, verheiratet mit Herzogin Kate, hat bereits einen Sohn, Prinz George of Cambridge. Aussterben wird das britische Königshaus damit in absehbarer Zeit nicht.

Die Queen ist auch – wir haben es bereits erwähnt - Oberhaupt der anglikanischen Staatskirche. Den Anfang der Krise zwischen Rom und London machte das Ehe- und Lebensverhalten von König Heinrich VIII. im 16. Jahrhundert. Papst Clemens VII. verweigerte dem Monarchen die Eheannulierung. Das interessierte Heinrich VIII. jedoch wenig – er heiratete heimlich Anne Boleyn, die allerdings nicht seine letzte Ehefrau sein sollte. 1534 erfolgte schließlich die Exkommunikation durch Papst Paul III. in Rom.

Erst seit 1914 bestehen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Vereinigten Königreich von Großbritannien wieder diplomatische Beziehungen, die 300 Jahre abgebrochen waren.

Die positive Entwicklung zwischen Rom und London begann erst mit Elisabeth II.  Noch als Thronfolgerin reiste sie in Begleitung ihres Ehemannes Philip nach Italien, wo sie Papst Pius XII. am 13. April 1951 im Rahmen einer Privataudienz empfing.  Zehn Jahre später  war Johannes XXIII., Pontifex,  der gerade das Zweite Vatikanische Konzil einberufen hatte. Auch Elizabeth hatte sich entwickelt. Aus der Thronfolgerin war mittlerweile eine Regentin geworden. Am 5. Mai 1961 trafen sich die beiden in Rom. Und Kritik aus Großbritannien wurde kaum laut. Stattdessen erklärte Papst Johannes XXIII. im Anschluss an das knapp halbstündige Gespräch, das Verhältnis zwischen England und dem Vatikan sei niemals herzlicher gewesen.

Bis zum nächsten Besuch bei einem Papst sollte dann jedoch Zeit vergehen. Erst 20 Jahre später – die Queen hatte derweil sechs US-Präsidenten getroffen – war Elizabeth wieder zu Gast im Vatikan. Papst war nun Johannes Paul II. Der polnische Pontifex ist übrigens der einzige Papst, den die Queen mehrfach traf. So war die Königin auch noch einmal im Heiligen Jahr 2000 zu Gast im Kirchenstaat. Johannes Paul II. hatte Großbritannien „nur“ im Rahmen einer Pastoralvisite besucht. Die Queen empfing Benedikt XVI. in ihrer schottischen Residenz Holyroodhouse in Edinburgh. In Schottland.

Ansprachen:

Die Queen unterstrich in ihrer Ansprache das „gemeinsame christliche Erbe“ in Europa und den „christlichen Beitrag zum Weltfrieden“. Sie würdigte den „besonderen Beitrag der römisch-katholischen Kirche in Ländern der Dritten Welt“ und betonte, dass „Religion immer ein wichtiger Teil der nationalen Identität Großbritanniens“ gewesen sei. Als „lebensnotwendig“ bezeichnete sie es, den „gegenseitigen Respekt und Verständnis“ zu fördern. Freiheit der Religionsausübung sei „das Herzstück unserer toleranten, demokratischen Gesellschaft“. Zum Abschluss wünschte die Monarchin dem Papst einen „höchst ertragreichen und erinnerungswürdigen Besuch“.

In seiner Antwortrede warnte er vor „aggressiveren Formen des Säkularismus“ und Intoleranz in der gegenwärtigen Gesellschaft. Zu den Lehren aus dem atheistischen Extremismus des 20. Jahrhunderts gehöre, dass ein Ausschluss von Gott und Religion aus dem öffentlichen Leben zu einer „herabwürdigenden Sicht des Menschen“ führe. Trotz des Bestrebens, eine multikulturelle Gesellschaft zu sein, müsse Großbritannien Respekt vor traditionellen Werten bewahren, betonte Benedikt XVI.

Papst Benedikt XVI. war der erste Papst, der seit dem Bruch dem Vereinigten Königreich von Großbritannien mit dem Vatikan einen Staatsbesuch abstattet. Die Betonung liegt auf Staatsbesuch. Im Königspalast von Holyroodhouse in Edinburgh fand also am 16. September 2010 eine Begegnung zwischen Papst Benedikt und König Elisabeth II. als offizieller Staatsakt statt. Eine historische Begegnung. Cor ad cor loquitur – Das Herz spricht zum Herzen. Unter diesem Motto stand die Reise Papst Benedikts XVI. nach Schottland und England. Es entspricht dem Wappenspruch von John Henry Kardinal Newman, den er bei seiner Kardinalserhebung annahm.

Benedikt XVI. hatte kurz vor seiner Reise die Konstitution „Anglicanorum coetibus“ verabschiedet und damit die Möglichkeit für anglikanische Gläubige geschaffen, kollektiv zur katholischen Kirche überzutreten. Ihre liturgische Tradition können sie jedoch beibehalten. Die Entscheidung wurde gemischt aufgenommen: Der anglikanische Primas Rowan Williams hatte die Entscheidung Benedikts als einen weiteren Schritt auf dem Weg des Dialogs und der Zusammenarbeit beider Kirchen begrüßt. Andere befürchteten eine Austrittswelle vor allem konservativer Anglikaner, die beispielsweise mit der liberalen Haltung der anglikanischen Kirche gegenüber Homosexuellen haderten. Zu der kam es allerdings nicht.

Entspannung zeichnete sich zuletzt wieder beim Besuch der Königin beim heutigen Papst Franziskus ab, auch weil brisante Themen eher keine Rolle spielten. Im April 2014 traf Elizabeth Franziskus. Eine halbe Stunde sprachen die beiden religiösen Oberhäupter in ungezwungener und lockerer Atmosphäre, wie es hinterher hieß. Ob sie sich ein weiteres Mal treffen oder die Queen noch einen weiteren Papst erleben wird, überlassen wir dem Schicksal dieser bedeutenden und betagten Monarchin.

Aldo Parmeggiani

(24.04.2016 ap)








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