2016-04-15 11:09:00

Papstmesse: Von der heilsamen Demütigung des Hartherzigen


Für das Heilige zu eifern, bedeutet nicht automatisch, ein wirklich für Gott offenes Herz zu haben. Manchmal muss so ein Eiferer erst vom hohen Ross gestoßen werden, um nach dieser Demütigung dann genug „Lernfähigkeit“ für den Heiligen Geist aufzubringen. Das war der Gedankengang, mit dem Papst Franziskus an diesem Freitag eine der berühmtesten Bibelstellen kommentierte, nämlich die von der Bekehrung des Paulus.

Die Lesung von diesem Freitag erzählt diese Episode in der Fassung der Apostelgeschichte: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich“, ein Sturz vom Pferd kurz vor Damaskus, aus Saulus wird Paulus. Der Christenverfolger aus Tarsus hatte ursprünglich ein „verschlossenes Herz“ gehabt, predigte Franziskus bei seiner Frühmesse in der vatikanischen Casa Santa Marta. Doch daraus sei dann „die Geschichte eines Mannes“ geworden, „der zulässt, dass Gott ihm das Herz ändert“ – allerdings nur über den Umweg einer Demütigung: „Saulus der Starke, der Sichere, lag am Boden“.

Durch diese Demütigung habe Saulus „seine Wahrheit verstanden“: nämlich dass er „nicht ein Mensch war, wie Gott ihn wollte“. Schließlich habe Gott ja „uns alle geschaffen, um auf unseren Füßen zu stehen, mit hocherhobenem Kopf“. Der Papst machte darauf aufmerksam, dass die Stimme vom Himmel nicht nur fragte, warum Saulus ihn – Christus – denn verfolge. Sie habe Saulus auch dazu eingeladen, sich wieder zu erheben.

„Steh auf, und (dort in der Stadt) wird dir gesagt werden… Aber als er aufstehen wollte, gelang ihm das nicht, und er merkte, dass er erblindet war: In diesem einen Augenblick hatte er das Augenlicht verloren. „Sie nahmen ihn und führten ihn...“ – da fing sein Herz an, sich zu öffnen. Und so führten seine Begleiter ihn an der Hand nach Damaskus hinein, und dort war er dann drei Tage lang blind, „und er aß nicht und trank nicht“. Dieser Mann war am Boden, aber er hatte sofort verstanden, dass er diese Demütigung hinzunehmen hatte. Der Weg, um sein Herz zu öffnen, ist eben eine solche Demütigung. Wenn der Herr uns Demütigungen schickt oder Demütigungen zulässt, dann ist es genau darum: damit das Herz sich öffnet, folgsam wird, sich zum Herrn Jesus bekehrt.“

In den drei Tagen der Blindheit habe sich die innere Sicht des Saulus geändert, fuhr der Papst fort. Sobald Hananias ihm jedoch auf Geheiß des Heiligen Geistes hin die Hände aufgelegt habe, sei ihm das Augenlicht zurückgekehrt.

Franziskus deutete diese Textstelle im Zusammenhang mit den Lesungen der letzten Tage, die ebenfalls den ersten Kapiteln der Apostelgeschichte entstammten. „Erinnern wir uns daran, dass die Hauptperson dieser Geschichten nicht die Schriftgelehrten sind, nicht Stephanus, nicht Philippus, nicht der (äthiopische) Kämmerer, nicht Saulus. Es ist der Heilige Geist! Hauptperson der Kirche ist der Heilige Geist, der das Volk Gottes leitet. „Sofort fiel es wie Schuppen von seinen Augen und er sah wieder; er stand auf und ließ sich taufen.“ Die Herzenshärte des Saulus-Paulus wird zu Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist.“

Es sei „schön zu sehen, wie der Herr die Herzen ändern kann“, sagte der Papst. Gott sei imstande, „ein hartes, störrisches Herz“ umzuwandeln, so dass es „dem Geist gegenüber fügsam“ wird.

„Wir alle haben Herzenshärten: wir alle. Wenn einer von Ihnen keine hat, dann heben Sie bitte die Hand... Wir alle. Bitten wir den Herrn, dass er uns spüren lässt, wie diese Härten uns zu Boden werfen. Er schenke uns die Gnade und auch – wenn nötig – die Demütigungen, damit wir nicht am Boden bleiben, sondern aufstehen: mit der Würde, mit der Gott uns erschaffen hat. Er schenke uns die Gnade eines offenen und dem Heiligen Geist fügsamen Herzens.“

(rv 15.04.2016 sk)








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