2016-04-09 11:50:00

Papst ermuntert zum Almosengeben


Im Islam ist es eine der fünf Säulen des Glaubens, und auch im Judentum und im Christentum gehört es zum Wesentlichen: das Almosengeben. „Es könnte wie eine einfache Sache erscheinen, aber wir sollten aufpassen, bei dieser Geste auch ihren großen Inhalt wahrzunehmen“, sagte Papst Franziskus an diesem Samstag.

Bei seiner Sonder-Generalaudienz auf dem Petersplatz erinnerte Franziskus daran, dass das italienische Wort „elemosina“, zu deutsch Almosen, sich aus dem Griechischen herleite und dort „Barmherzigkeit“ bedeute. Damit war der Bogen zum laufenden Heiligen Jahr der Barmherzigkeit geschlagen. „Das Almosen müsste also den ganzen Reichtum der Barmherzigkeit mit sich tragen! Und wie ja die Barmherzigkeit tausend Arten und Formen hat, so drückt sich auch ein Almosen auf vielerlei Weise aus, um das Leiden von Bedürftigen zu lindern.“

Das Alte Testament insistiere immer wieder auf der Pflicht des Glaubenden, sich der Menschen in Not anzunehmen. „Das ist in der Bibel ein ständiger Refrain: der Arme, die Witwe, der Fremde, die Waise – ein Refrain. Weil Gott will, dass sein Volk auf diese unsere Brüder achtet. Wir sind da, finde ich, im Zentrum der Botschaft: Gott loben durch das Opfer, und Gott loben durch das Almosen!“

Als erstes brauche man, um Almosen zu geben, eine bestimmte innere Haltung der Großzügigkeit und der Freude, sinnierte Franziskus dann. Es dürfe keine Last und nichts Pflichtgemäß-Drückendes sein. „Viele Leute rechtfertigen die Tatsache, dass sie keine Almosen geben, indem sie sagen: Ja, wie denn das? Wenn ich dem was gebe, dann kauft der sich doch sofort Wein, um sich zu betrinken! – Aber wenn er sich betrinkt, dann deswegen, weil er keinen anderen Weg weiß. Und du, was tust du denn selbst, wenn keiner hinguckt? Und du wirfst dich zum Richter auf über diesen armen Menschen, der dich um eine Münze bittet für einen Becher Wein?“´

Jesus habe seinen Jüngern eindringlich in Erinnerung gerufen, dass die rechte Hand nicht wissen solle, was die linke tue: Es gehe nicht um eine großartige Geste, sondern darum, stehenzubleiben und dem Bedürftigen in die Augen zu sehen. „Jeder von uns kann sich fragen: Bin ich dazu imstande, stehenzubleiben und jemandem ins Gesicht zu sehen? Ihm in die Augen zu gucken? Bin ich imstande dazu? – Wir dürfen also das Almosen nicht mit der Münze verwechseln, die man im Vorbeieilen spendet, ohne stehenzubleiben. Ohne zu reden, um zu verstehen, was dieser Mensch wirklich braucht.“

Außerdem, so urteilte der Papst einmal mehr, sollte ein Almosen für uns ein „wirkliches Opfer“ sein. „Gib von dem, was dir gehört! Gib da, wo es dich etwas kostet! Das heißt es, sich wirklich auf den Armen einzulassen. Ich spare mir etwas vom Mund ab, um es dir zu geben.“

Ein Kollektenkörbchen geht nicht herum bei Generalaudienzen des Papstes. Sonst hätte man an diesem Samstag gleich feststellen können, wie die Zuhörer auf so einen Appell reagieren.

(rv 09.04.2016 sk)








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