2016-04-07 11:19:00

Ukraine: Enttäuschung über ,Nein´ der Niederländer


Während der Papst ,Ja´ sagt zur Hilfe für die vom Krieg geprüften Ukrainer, sagen die Niederländer ,Nein´ zum EU-Abkommen mit Kiew. Bei einem Referendum am Mittwoch haben 61 Prozent der niederländischen Wähler – allerdings bei einer Wahlbeteiligung von nur knapp 32 Prozent – das Assoziierungsabkommen mit der Ukraine abgelehnt. Grund wird allerdings weniger die Ukraine selbst als vielmehr die Anti-EU-Stimmung in dem Land sein. Davon ist der ukrainische griechisch-katholische Bischof Borys Gudziak überzeugt. Er ist Bischof in Paris und neben Frankreich und der Schweiz auch für die Benelux-Länder zuständig. Die Ukrainer seien enttäuscht, denn es fände derzeit ein „hybrider Krieg“ gegen ihr Land statt, so Gudziak gegenüber Radio Vatikan.

„Man spricht von hybridem Krieg, weil es so verschiedene Facetten gibt, die angegriffen werden. Neben den militärischen Angriffen Russlands, die viel Zerstörungen im Osten der Ukraine verursacht haben, findet auch ein Wirtschaftskrieg und auch ein ganz schlimmer Informationskrieg von Seiten Russlands gegen die Ukraine statt. Viele Menschen in Europa, die keinen direkten Kontakt zur Ukraine oder zu den wahren Informationen haben, geraten in Gefahr, nur die russische Version der Dinge zu hören. Das sehen wir beispielsweise auch im Aufwind von extremistischen Parteien – und zwar sowohl Rechts- als auch Linksextreme – in ganz Europa, die direkt oder indirekt von Russland unterstützt werden und die ein ganz bestimmtes Weltbild übermitteln wollen.“

Deshalb sei der Aufruf des Papstes, am 24. April in Europas Kirchen für die Ukraine zu spenden, so wichtig. Es ginge hierbei nicht nur um eine materielle Hilfe sondern vor allem um eine moralische Unterstützung, so Bischof Gudziak.

„Es ist immer wichtig, Armen und Bedürftigen zu helfen. Diese Kollekte wird das tun. Es wird darum gehen, dass geholfen wird, ohne auf die Konfessionszugehörigkeit zu achten. Aber noch wichtiger finde ich, dass es gerade für Katholiken und allgemein für Christen darum geht, sich an die Situation in der Ukraine zu erinnern. In den vergangenen Monaten und Wochen richteten wir alle zurecht den Blick auf Syrien und viele dachten in der Zwischenzeit, dass der Krieg in der Ostukraine zu Ende sei. Dies ist leider nicht der Fall, jeden Tag sterben weiterhin Menschen.“

Komplett aus dem Blickfeld der westlichen Medien scheint die Causa Krim geraten zu sein. Nach der unrechtmäßigen Annexion der ukrainischen Halbinsel an Russland vor zwei Jahren habe sich vor allem die religiöse Situation dort verschlimmert, so Bischof Gudziak.

„Alle Religionsgemeinschaften – mit Ausnahme der Orthodoxen des Moskauer Patriarchats – leiden heute enorm unter der gegenwärtigen Situation auf der Krim. Das gilt insbesondere für die Muslime dort, da sie ihren bisherigen anerkannten Status verloren haben und sogar politisch verfolgt werden. Die ursprünglichen Bewohner der Krim sind die sogenannten Krimtataren, die mehrheitlich Muslime sind. Diese leben unter ständiger Angst, dass sie nun ausgewiesen werden. Es gibt auch Fälle von ,Desaparecidos´, also Krimtataren, die einfach verschwunden sind und niemand weiß, wo sie sind. Der Anführer der Krimtataren lebt im Exil und auch die meisten griechisch-katholischen Priester mussten fliehen. Im Donbass sieht es ein bisschen anders aus, weil dort vor allem kriminelle Banden das Sagen haben und die haben es vor allem auf protestantische Kirchenvertreter abgesehen. Viele Pastoren wurden deshalb gezielt getötet.“

(rv 07.04.2016 mg)








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