2016-04-07 13:01:00

Skandinavische Bischöfe mahnen humane Asylpolitik ein


Ohne eine grundsätzlich menschenfreundliche Haltung gegenüber Flüchtlingen bei gleichzeitigem Pragmatismus und gesamteuropäischer Solidarität werden die Herausforderungen durch die Flüchtlingsströme nicht bewältigbar sein. Das hat Bischof Czeslaw Kozon von Kopenhagen im „Kathpress“-Interview betont. Bischof Kozon ist Vorsitzender der Nordischen Bischofskonferenz. Zu dieser gehören alle katholischen Bischöfe von Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland und Island. Die Bischofskonferenz hält noch bis einschließlich Freitag im niederösterreichischen Stift Klosterneuburg ihre Frühjahrsvollversammlung ab.

Die katholische Kirche in Dänemark habe sich in letzter Zeit immer wieder in der Asyldebatte zu Wort gemeldet; man werde als kleine Minderheit in der dänischen Öffentlichkeit aber kaum wahrgenommen, wenn man gegen radikale Kräfte in Politik und Gesellschaft auftrete, so Bischof Kozon. Vor allem für mehr Menschlichkeit bei Familienzusammenführungen und unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen hatte sich der Bischof zuletzt mehrfach ausgesprochen. Zugleich hatte er Politiker und andere Meinungsführer kritisiert, die mit der taktischen Begründung, Dänemark sei ein christliches Land, eine generell ablehnende Haltung gegenüber Flüchtlingen an den Tag legen.

Eine starke Verbündete habe er in der lutherischen Kirche hinsichtlich seiner Position zumindest bislang noch nicht, so der Bischof gegenüber „Kathpress“. Die lutherische Kirche sei in Dänemark zwar Staatskirche und damit ein konstitutives Element der Gesellschaft; die allgemeine Erwartung an die Kirche sei aber, dass sich diese auf die Seelsorge beschränken und zu gesellschaftspolitischen Fragen nicht äußern solle. Tun es manche Bischöfe dann doch – „und das immer öfter“ -, führe dies bei manchen politischen Kräften auch prompt zu heftiger Kritik, berichtete Bischof Kozon.

Papstbesuch: Viele Fragen offen

Zum bevorstehenden Besuch von Papst Franziskus im schwedischen Lund im Herbst 2016 konnte der Vorsitzende der Nordischen Bischofskonferenz noch wenig Auskunft geben. Der Papst hatte Ende Januar überraschend angekündigt, am 31. Oktober gemeinsam mit Spitzenvertretern des Lutherischen Weltbundes (LWB) eine ökumenische Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Reformation im schwedischen Lund leiten zu wollen. Der heute in Genf ansässige LWB war 1947 in Lund gegründet worden.

Natürlich gehe es dabei um eine ökumenische Begegnung, sagte Bischof Kozon. Die Katholiken würden sich freilich auch einen eigenen Programmpunkt mit dem Papst wünschen. Der Papst werde in der Öffentlichkeit auch kaum als Teilnehmer einer Gedenkveranstaltung zur Reformation wahrgenommen sondern eben als Papst „und die Leute werden wegen dem Papst kommen und weniger wegen des Reformationsgedenkens“, so Kozon wörtlich. Noch gebe es zum Programm keine Details und es sei auch schwierig, alle Begehrlichkeiten unter einen Hut zu bringen, schließlich handle es sich nur um eine Tagesvisite des Papstes.

Ehe und Familie unter Druck

Ein Schwerpunkt der Beratungen der skandinavischen Bischöfe lag auf dem Familienthema. Bischof Kozon zeigte sich zuversichtlich, dass das am morgigen Freitag veröffentlichte postsynodale Schreiben „Amoris Laetitia“ von Papst Franziskus eine große Ermutigung für die Familien sein werde. Man dürfe sich freilich keine radikalen Veränderungen bei den medial viel diskutierten Fragen, wie etwa der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion, erwarten. Ihm sei es wichtig, so der Bischof, dass das Papstdokument in seiner Gesamtheit gesehen werde und nicht nur Ausschnitte rezipiert würden.

Für Skandinavien habe das Dokument durchaus große Bedeutung, erläuterte der Bischof, schließlich seien Ehe und Familie in den nordischen Ländern stark unter Druck und würden vielfach als überholt angesehen. Wenn die katholische Kirche Ehe und Familie weiter hochhalte, dann stehe sie damit vielfach allein da, bedauerte der Bischof. Denn auch die lutherischen Mehrheitskirchen hätten inzwischen äußerst liberale Positionen eingenommen. So sei beispielsweise in allen lutherischen Landeskirchen Skandinaviens die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften üblich.

Hintergrund

Insgesamt gibt es in Skandinavien laut Angaben der Bischofskonferenz rund 340.000 Katholiken, viele davon Einwanderer. Der prozentuale Anteil an der Gesamtbevölkerung der Länder liegt zwischen 0,25 und 3,6 Prozent. Die Einwanderer der letzten 70 Jahre, die die Mehrheit innerhalb der Katholiken stellen, kämen aus den verschiedensten Ländern. Aus Osteuropa, Italien, Kroatien, Sri Lanka oder Vietnam aber auch aus dem gesamten Nahen Osten, berichtete Bischof Kozon. Am Mittwochabend waren die skandinavischen Bischöfe mit Kardinal Christoph Schönborn zusammengetroffen, am Donnerstag stand eine Begegnung mit dem Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, auf dem Programm.

Bischof Kozon leitet die Konferenz seit 2015. Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz ist die deutsche Ordensfrau Anna Mirijam Kaschner.

(kap 07.04.2016 mg)








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