2016-04-04 10:12:00

Unser ehemaliger Redaktionsleiter P. Gemmingen wird 80


Seine Stimme ist vielen unserer Hörerinnen und Hörer noch bekannt: Unser ehemaliger Redaktionsleiter Jesuitenpater Eberhard von Gemmingen ist an diesem Montag 80 Jahre alt geworden. Zu seinem runden Geburtstag wünsche er sich, „gelassen, gläubig und würdig sein“. Das sagte er in einem Interview mit unseren Kollegen vom Kölner Domradio.

Pater von Gemmingen leitete 27 Jahre lang die deutschsprachige Abteilung von Radio Vatikan. Wenn er an seine 80 Jahre denkt, dann meint er dazu:

„Ein eigenartiges Gefühl. Einerseits fühle ich mich immer noch dynamisch und jung. Andererseits ist ja doch 80 ein gescheites Alter. Ich spreche gerne von einem ,vernünftigen Alter´, um zu sagen, dass auch die älteren Herrschaften weder blöd noch unfähig sind - und schon gar nicht auszurangieren. Man muss das Alter annehmen, und das ist gar nicht so einfach: Nicht mehr so gebraucht zu werden, nicht mehr so gefragt zu sein. Die Leute sagen: ,Jetzt können Sie Ihren wohlverdienten Ruhestand genießen!´ Aber ich persönlich würde in der Welt gerne noch einiges in Ordnung bringen oder jedenfalls die Menschen auf einige Dummheiten hinweisen, die unsere Gesellschaft macht. Ich würde gerne noch einiges bewegen, weil ich glaube, es wäre notwendig, dies oder jenes noch in Gang zu bringen.“

2009 verließ der Pater die Redaktion von Radio Vatikan. Er vermisse Rom. „Dort irrt immer noch meine Seele durch die Straßen“, so von Gemmingen. Er verfolge weiterhin, was über den Vatikan und den Papst berichtet werde.

„Ich glaube, er möchte noch vieles umstellen, vor allem einfache strukturelle Umstellungen, Dezentralisierungen und zum Beispiel die ganze Frage, wie Bischöfe ernannt werden, wie die Ortskirchen mitspielen, wie die Autonomie der verschiedenen Ortskirchen ist oder welche Rolle die Frauen in der Kirche spielen sollen. Aber er wird sich auch sagen, dass er das nicht zu schnell anpacken kann, weil es sonst am Ende gar nicht geht. Außerdem geht es ja auch nicht um Strukturen, sondern um den Glauben an Jesus Christus, das ist das Entscheidende. Aber ich glaube, er möchte Weichen stellen und weiß, dass er nur die Weichen in eine bestimmte Richtung stellen kann und dass es dann in diese Richtung nach ihm weitergehen muss. Weil, er ist gescheit genug zu sagen: ,Man kann nicht die Kirche in wenigen Jahren auf den Kopf stellen!´ Außerdem sollte die Kirche viel weniger vom Vatikan abhängen oder vom Papst. Es kann nicht sein, dass die ganze Welt, alle Katholiken rund um den Globus immer nur auf den Papst schauen und sich fragen, was der entscheidet.“

Sein wichtigster Wunsch für die Weltkirche sei, „dass das, was einmal in Europa durch den Glauben entstanden ist, nämlich soziales Denken, sich rund um den Globus verbreitet“, so Pater von Gemmingen. „Dass wir auch Gewerkschaften haben, die sich für die Arbeiter einsetzen, dass wir Sozialversicherungen haben, dass wir Rechtssicherheit haben, dass auch die berühmte arme Witwe zu ihrem Recht kommt. Das ist Frucht des Christentums. Und diese Frucht des Christentums, die wir uns in Europa erobert haben, die möge doch rund um den Globus zum Tragen kommen. Und das ist noch lange nicht der Fall. Rund um den Globus kommen die Reichen zu ihrem Recht und die Habenden und die Mächtigen und die mit Schießgewehr.“

(domradio 04.04.2016 mg)








All the contents on this site are copyrighted ©.