2016-04-04 12:48:00

Papst traf Oberen der Piusbruderschaft


Papst Franziskus hat den Oberen der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X., Bernard Fellay, im Vatikan getroffen. Das bestätigte der vatikanische Vizepressesprecher Greg Burke am Montag auf Anfrage. Die Unterredung fand am Freitagnachmittag im vatikanischen Gästehaus Casa Santa Marta statt, dauerte rund 45 Minuten und verlief „herzlich und konstruktiv", wie der Sekretär der Kommission „Ecclesia Dei" Erzbischof Guido Pozzo dem Portal imedia sagte; Pozzo empfing Fellay am Samstag. Es ist das erste Mal, dass Papst Franziskus offiziell mit dem Oberen der Piusbruderschaft spricht.

Nach Ansicht von Erzbischof Pozzo war die Begegnung am Samstag „ein weiterer Schritt auf dem Weg der Versöhnung“ zwischen Rom und der Bruderschaft, die seit 1988 von der römisch-katholischen Kirche getrennt ist. Für den Heiligen Stuhl komme es darauf an, ein Klima des Vertrauens und des gegenseitigen Verständnisses zu schaffen und „Misstrauen abzubauen, das bei einigen noch besteht“. Papst Franziskus habe ein privates und informelles Treffen gewünscht, ohne den offiziellen Charakter einer Audienz, teilte die Bruderschaft mit.

Bisher war der Papst dem Oberen nur einmal für einen kurzen Gruß im Speisesaal von Santa Marta begegnet. Das war im Frühjahr 2014. Danach war Papst Franziskus den Piusbrüdern überraschend entgegengekommen, als er in einem Schreiben vom 1. September 2015 allen Gläubigen zugestand, während des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit auch bei Priestern der Bruderschaft zu beichten und die Absolution zu erhalten.

Erzbischof Pozzo sagte, die Levebrianer hätten diese Geste sehr positiv aufgenommen. „Das ist ein Zeichen, dass der Heilige Stuhl die Bruderschaft ernst nimmt  und ihr Apostolat und ihren sakramentalen Weg als positiv und katholisch einstuft“, so der Vatikan-Erzbischof. Die von Pozzo geleitete Kommission „Ecclesia Dei“ ist für die Kontakte mit traditionalistisch orientierten Gemeinschaften in- und außerhalb der katholischen Kirche zuständig.

In seinem Schreiben zur Frage der Beichte und der Piusbruderschaft hatte Papst Franziskus betont: „Ich vertraue darauf, dass in naher Zukunft Lösungen gefunden werden können, um die volle Einheit mit den Priestern und Oberen der Bruderschaft wiederzugewinnen.“ Zuvor waren theologische Einigungsbemühungen zwischen „Ecclesia Dei“ und den Piusbrüdern ergebnislos geblieben. „Anscheinend betrachtet der Papst uns als Peripherie der Kirche“, hatte Fellay in einem Interview auf die Annäherung des Papstes geantwortet.

Hintergrund

Papst Benedikt XVI. hatte nach der umstrittenen Rücknahme der Exkommunikation für den Holocaustleugner Richard Williamson 2009 versucht, durch einen Experten-Dialog den Bruch mit den Konzilsgegnern zu kitten und die Gemeinschaft wiederherzustellen. Aber die zweijährigen Gespräche von 2010/11 führten zu keinem Ergebnis. Die Piusbrüder weigerten sich, eine vom Vatikan zum Abschluss des Dialogs vorgelegte „Präambel“ zu unterzeichnen. Darin sollten die Traditionalisten das gesamte Lehramt der katholischen Kirche einschließlich des Zweiten Vatikanischen Konzils akzeptieren und zudem die Gültigkeit und Legitimität der katholischen Liturgie anerkennen. Im Fall einer Einigung, so der Vorschlag, sollte die Priesterbruderschaft als eigene Personalprälatur eine Zukunft innerhalb der katholischen Kirche finden.

 

(rv/kna/agi/cath.ch 04.04.2016 mg)








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