2016-03-28 09:01:00

Palmyra: „Zerstörung wird Teil des kulturellen Erbes“


Der sogenannte „Islamische Staat“ (IS) ist weg, die Schäden bleiben. Nachdem die antike Ruinenstadt Palmyra befreit wurde. wird sichtbar, was der IS dort bei ihren Versuchen, Kultur und Geschichte zu zerstören, angerichtet hat. Für das kulturelle Erbe Syriens ist das ein wesentliches Ereignis, sagt der Archäologe und Nahost-Experte Matthias Kopp dem Kölner Domradio. „Ich bin selbst an verschiedenen Grabungen beteiligt gewesen und weiß, was von meinen eigenen Ausgrabungen unwiederbringlich zerstört worden ist. Die Wucht der Detonation auf einen Tempel, auf die Synagoge oder die Säulenstraße war so groß, dass man wenn man überhaupt irgendwann einmal nach dem Bürgerkrieg über Wiederaufbau nachdenken will, man nur von mangelhaften Rekonstruktionen sprechen kann.“ Seine Sorge sei, dass vieles eine Lücke bleiben wird, sagt der Pressesprecher der deutschen Bischofskonferenz. Vielleicht müsse das ja auch eine Lücke bleiben, um an den grauenhaften Krieg zu erinnern. „Palmyra wird nie mehr das sein, was es vorher einmal war, dieses kulturelle Erbe der Menschheit, aber es wird ein Mahnmal werden an einen Krieg, der uns über Monate und Jahre seine grässliche Fratze gezeigt hat.“

Kopp erinnert an die menschenverachtenden Verbrechen und Morde, die der so genannte IS dort in Palmyra begangen habe, die Zerstörungen würden als Zeichen selber auch Teil des kulturellen Erbes werden. Man müsse in Jahren und Jahrzehnten denken, wenn man überhaupt von Wiederaufbau sprechen wolle, noch seien die von der Terror-Organisation IS hinterlassenen Gebiete höchstwahrscheinlich vermint und gefährlich.

Ziel der Islamisten war es, das kulturelle Gedächtnis an alles auszulöschen, was nicht in ihre Ideologie passt. „Sie haben ihr Ziel erreicht, und das nicht nur in Palmyra. Der IS ist letztlich eine Ansammlung von Terroristen, denen kulturelle Identität nichts sagt und die kein historisches Denken haben und die alles nur in der Zeit nach der Geburt Mohammeds sehen. So sehr der Rückzug des IS zu begrüßen ist, bedeutet es auch, dass der IS sich im Osten Syriens weiter fest setzt. Auch da sind Orte, die historisch bedeutsam sind und wo ich die Sorge habe, dass auch dort das kulturelle Erbe auf ewig zerstört werden wird.“

(domradio 28.03.2016 ord)








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