2016-03-24 12:54:00

Vatikan/Südafrika: Ein zukünftiger Nuntius erzählt


Papst Franziskus hatte ihn am Samstag im Petersdom zum Bischof geweiht, und gleich nach Ostern reist nun Peter Brian Wells nach Südafrika und Botswana. Dort wird der 52-jährige US-Amerikaner Apostolischer Nuntius, also Botschafter im Dienst des Heiligen Stuhles. Die feinnervige päpstliche Diplomatie, die von Rom aus den ganzen Globus umspannt, ist ein verschwiegener Kosmos. Umso mehr freuten wir uns über die Gelegenheit, mit Erzbischof Wells zu sprechen, der nun dem Vatikan nach 14 Jahren Dienst fürs erste Adieu sagt. Wie bereitet man sich darauf vor, Nuntius zu werden?, war das erste, was wir wissen wollten.

„Die Vorbereitung ist doppelt. Der erste Teil beginnt mit der Information, die einem neuen Nuntius gegeben wird von den verschiedenen zuständigen Büros. Die Länder, in die ich für meinen Dienst entsandt werde, unterstehen der Jurisdiktion der Missionskongregation: dort werden sie mir Anweisungen gehen und haben schon damit begonnen, mich zu informieren. Es geht um Bedürfnisse und Herausforderungen, Sorgen, aber auch positive Dinge, die sie dort sehen und die mehr Ermutigung brauchen. Gleichzeitig ist auch die Zweite Sektion des Staatssekretariats im Spiel. Sie hat die politisch-diplomatische Ebene im Blick und wird mit engsprechende Hinweise und Anregungen liefern. Das war der erste Teil. Der zweite Teil ist der interessantere. Was ich nämlich bis jetzt habe, ist ausschließlich Information auf Papier. Aber wie wir alle wissen: nichts ist besser, als persönlich dort zu sein! Also freue ich mich darauf, an meinem Einsatzort möglichst schnell Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien zu treffen, um sie anzuhören.“

Wie fast alle Diplomaten im Dienst des Heiligen Stuhles durchlief der amerikanische Priester die anspruchsvolle Ausbildung an der päpstlichen Diplomatenakademie in Rom. Zuletzt wirkte Wells 14 Jahre im Vatikan, die Hälfte davon als hochrangiger Funktionär im Staatssekretariat. Dort war er Assessor in der Ersten Abteilung, die für innere Angelegenheiten der Kirche zuständig ist. Diese Erfahrung in der Mitte der Weltkirche nimmt er nun mit in die Peripherie. Folgerichtig versteht er seinen Dienst als Bindeglied.

„Der Nuntius ist der Stellvertreter des Papstes, er ist dazu berufen, die Anliegen, Bedürfnisse, Leiden und Hoffnungen der Ortskirche zum Papst zu bringen, und umgekehrt auch dazu, er Ortskirche die Ermutigung des Papstes, seine Liebe und seine Botschaft zu überbringen.“

Wells hat Afrika-Erfahrung. Sein erster Einsatzort im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhles war ab 2009 Nigeria. Überdies durfte er Papst Benedikt XVI. begleiten, als dieser Kamerun und Angola besuchte.

„Afrika ist nicht einfach, aber wenn man da als junger Mensch hingeht, ich war in Nigeria als meine erste Aufgabe, dann lässt es eine unauslöschliche Spur in deinem Herzen. Und ich glaube nicht, dass man das jemals wegbekommt. Da ist immer eine Sehnsucht zurückzukommen, sehr speziell. Und dann hat sowohl Papst Benedikt als auch Franziskus etwas sehr Wahres gesagt: Afrika ist ein echter Kontinent der Hoffnung. Man sieht die Hoffnung in den Leuten. Sie sehnen sich nach mehr. Deshalb habe ich das Wort Hoffnung auch in meinem Bischofswappen aufnehmen lassen, das ich gemeinsam mit einem Spezialisten gestaltet habe. Hoffnung: weil Afrika ein Kontinent der Hoffnung ist.“

Päpstliche Nuntien verbringen jeweils rund fünf Jahre an einem Einsatzort, danach wechseln sie oder kehren für einige Zeit zurück ins Staatssekretariat. Wells Dienstsitz für die nächsten Jahre wird Pretoria sein. Dort erwartet ihn viel dienende Arbeit, von der sich der Erzbischof schon ein genaues Bild gemacht hat.

„Meine erste Priorität ist aufmerksam zuhören und hinsehen. Die Aufgabe es Nuntius ist eine doppelte. Er ist entsandt zur Ortskirche, und er ist entsandt zur Regierung als Diplomat. Eines der ersten Dinge, die ich tun werde, ist, die Ortskirche und ihrer Repräsentanten zu treffen, ihnen zuzuhören und zu sehen, was sie brauchen. Wie kann ich dienen? Was kann der Heilige Stuhl tun, um diesem Bedürfnis entgegenzukommen? Zugleich hoffe ich, ertragreiche Beziehungen zu den örtlichen Regierungen aufzubauen und die guten Beziehungen auszubauen, die zum Heiligen Stuhl bestehen. Das ist besonders wichtig heute, wo die Welt an so vielen verschiedenen Dingen leidet: Migration, wirtschaftliche Probleme, wie sie im Moment in Südafrika bestehen, und wir kennen die Auswirkungen davon, besonders auf die Armen und Ausgegrenzten. Und die Jugendlichen, die verzweifelt eine Arbeit suchen. Hoffentlich können wir auch zusammenarbeiten, um zu sehen, welche Lösungen wir finden können, nicht nur lokal, das ist ja auch ein internationales Problem.“

Am Montag war der frischgebackene Erzbischof mit seiner eigens aus Oklahoma angereisten Familie bei Papst Franziskus in Privataudienz; das ist ein Privileg jener Bischöfe, die der Papst persönlich weiht.

„Das war sehr schön, Franziskus er etwas sehr Gutes zu meiner Familie: ein päpstlicher Nuntius ist ein schwieriger Job. Zunächst ist er ein Bischof, er ist ein Hirte, und zugleich ist er ein Diplomat. Und er wird diese drei Dinge zueinander bringen müssen. Und das Beste, was ihr tun könnt, ist für ihn zu beten. Und er sagte: besonders die, die ihn am meisten lieben, müssen am meisten für ihn beten, damit er es schafft, seine drei Aufgaben in ein gutes Gleichgewicht zu bringen.“

(rv 24.03.2016 gs)








All the contents on this site are copyrighted ©.