2016-03-18 12:48:00

Papst an Neokatechumenat: Charismen müssen einig und gehorsam sein


Papst Franziskus hat bei einer Audienz für Angehörige des Neokatechumenalen Weges vor Hochmut gewarnt und zu Gemeinschaft aufgerufen. Der Hochmut sei eine vom Teufel gesandte Versuchung, vor der auch die besten Charismen nicht gefeit seien, sagte der Papst am Freitag den etwa 7000 Angehörigen der Bewegung in der vatikanischen Audienzhalle. Der Neokatechumenale Weg entstand 1964 in Madrid als Laienbewegung und führt Erwachsenen missionarisch zum christlichen Glauben hin. Die Statuten der Bewegung approbierte der Heilige Stuhl erst 2008.

Ausgehend vom gehörten Evangelium (Joh 17, 18-26) stellte Franziskus drei Begriffe in den Mittelpunkt seiner Überlegungen: Einheit, Herrlichkeit und Welt. Mit eindringlichen Worten mahnte er im ersten Teil seiner Ansprache die Mitglieder der missionarischen Laiengemeinschaft zur Einheit, wie sie auch Jesus von seinen Jüngern gefordert hatte: „Die Gemeinschaft ist essentiell. Der Feind Gottes und der Menschen, der Teufel, kann nicht gegen das Evangelium, gegen die bescheidene Kraft des Gebetes und der Sakramente angehen. Doch er kann der Kirche sehr weh tun, indem er unsere Menschlichkeit in Versuchung führt. Er provoziert Hochmut, das Urteilen über andere, Abschottung, Trennungen. Er selbst ist der ,Trenner´ und beginnt oft damit, uns glauben zu lassen, dass wir gut seien, vielleicht besser als die anderen: so hat er den Boden bereitet, um Zwietracht zu säen. Das ist die Versuchung aller Glaubensgemeinschaften und kann sich auch in den schönsten Charismen der Kirche einnisten.“

Papst Franziskus würdigte die Arbeit des neokatechumenalen Weges für die Erneuerung des Glaubens. Gleichzeitig mahnte er die Familien vor einem Abstumpfen ihres Charismas, das sie vor allem durch die bescheidene und gehorsame Einheit mit der Mutter Kirche vermeiden könnten. Denn wie im Leben der Familie, in der die Kinder eine Ähnlichkeit mit der Mutter hätten, so müsse auch im übertragenen Sinn ein Charisma, das aus dem Schoß der Mutter Kirche kommt, der Kirche ähnlich bleiben:

„Nach der Taufe leben wir nicht mehr wie isolierte Individuen, sondern sind Männer und Frauen einer Gemeinschaft geworden, dazu aufgerufen, Gemeinschaftsstifter in der Welt zu sein. Denn Jesus hat nicht nur die Kirche für uns gegründet, sondern uns selbst als Kirche gegründet. Die Kirche ist nicht ein Instrument für uns, wir sind Kirche. Von ihr sind wir wieder geboren, von ihr werden wir mit dem Brot des Lebens gestärkt, von ihr erhalten wir Worte des Lebens, wird uns vergeben und werden wir nach Hause geleitet. Das ist die Fruchtbarkeit der Kirche, die Mutter ist: nicht eine Organisation, die Adepten sucht, oder eine Gruppe, die voran geht und der Logik ihrer Ideen folgt, sondern eine Mutter, die das von Jesus erhaltene Leben weiter gibt.“

Diese Fruchtbarkeit der Kirche sei vor allem dem Auftrag und der Führung ihrer Hirten zu verdanken, die durch den Heiligen Geist inspiriert werden. Franziskus betonte die Notwendigkeit, dass der gesamte kirchliche Apparat in die missionarische Tätigkeit der Bewegung mit einbezogen müsse, damit „alles gemeinsam, harmonisch und fruchtbar wachse”.

Mit Bezug auf den Begriff Herrlichkeit erinnerte Franziskus daran, dass die Herrlichkeit der Kirche nicht mit der weltlichen Herrlichkeit verwechselt werden dürfe. Jesus erscheine gerade am Kreuz in einer „paradoxen Herrlichkeit“ ohne Getöse, Verdienste oder Applaus. „Doch nur diese Herrlichkeit macht das Evangelium fruchtbar. So ist auch Mutter Kirche fruchtbar, wenn sie die barmherzige Liebe Gottes imitiert, die sich anbietet und nie aufdrängt. Sie ist bescheiden, handelt wie der Regen in der Erde, die Luft, die man atmet, wie ein kleiner Same, der seine Frucht im Verborgenen bringt. Wer die Liebe verkündet, kann dies nur mit demselben Stil der Liebe tun.“

Und schließlich der dritte Begriff, Welt. Gott habe die Welt so sehr geliebt, dass er seinen Sohn gesandt habe, führte Franziskus weiter aus. Er sei nicht von der Mondänität angezogen, ganz im Gegenteil. Doch er liebe die Welt, die er geschaffen habe, und seine Kinder, so wie sie seien und wo sie auch lebten: „Es wird nicht einfach sein für euch in den fernen Ländern, in anderen Kulturen, nein, das wird nicht einfach sein. Aber es ist eure Sendung. Und das tut ihr aus Liebe [...]. Zeigt den Kindern den zärtlichen Blick des Vaters und schätzt die Realitäten, die ihr antrefft, als Geschenk; werdet mit den Kulturen, Sprachen und lokalen Bräuchen vertraut, indem ihr sie respektiert und die Samen der Gnade anerkennt, die Gott bereits verteilt hat. Ohne der Versuchung zu erliegen, bereits fertige Modelle umzupflanzen, sät die erste Verkündigung. Es ist die gute Nachricht, die immer wieder kehren muss, sonst riskiert der Glaube, zu einer kalten Doktrin ohne Leben zu werden. Als Familien zu evangelisieren und die Einheit und Einfachheit zu leben, ist bereits eine Verkündigung des Lebens, ein schönes Zeugnis, für das ich euch danke [...] Ich bleibe hier, aber mit dem Herzen gehe ich mit euch.“

Im Rahmen der Audienz hat Papst Franziskus 56 neue missio ad gentes ausgesandt. Sie bestehen aus etwa 270 Familien des Neokatechumenalen Weges mit über 1500 Kindern sowie Ordensleuten und weiteren Laien. 14 dieser Kleingruppen werden nach Asien gehen, 30 verteilen sich über Europa, sechs in Afrika und zwei in Amerika. Jede missio ad gentes besteht aus rund vierzig Menschen, es waren also knapp 2000 neue Missionare, die von Papst Franziskus das Missionskreuz erhalten haben.

Die Gründer des Neokatechumenats sind der spanische Künstler Kiko Arguello und Carmen Hernández. Alljährlich werden Angehörige der Bewegung im Vatikan in einer großen Audienz mit Entsendung empfangen.

(rv 18.03.2016 cs)








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