2016-03-13 10:57:00

Kardinal Marx: „Der politische Streit ist enthemmter geworden“


„Ein Christ darf seine Stimme niemandem geben, der Hass verbreitet oder Rassismus predigt, der ausgrenzt und ein Freund-Feind-Schema propagiert.“ Das sagt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx von München. Im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung führte er aus, der politische Streit in Deutschland sei „enthemmter geworden“. Marx wörtlich: „Viele Äußerungen, die ich höre, sind von Hass und Abgrenzung geprägt. Da erkenne ich von Christentum nicht viel.“

An diesem Sonntag finden Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt statt. Dabei könnte die fremdenfeindliche AfD den Einzug in alle drei Landesparlamente schaffen. Kardinal Marx betont allerdings, er gebe „so einfach keine Wahlempfehlung ab“. Doch auch „mit Blick auf den amerikanischen Wahlkampf“ frage er sich: „Ist das ein politischer Diskurs, wie wir ihn wünschen?“

Kritisch zeigt sich der Münchner Erzbischof zur Haltung der CSU in der Flüchtlingspolitik: „Ich gebe zu, dass manche Äußerungen mich zumindest irritiert haben“. Das gelte etwa für den Begriff Obergrenze, „der eine Lösung suggeriert, die so nicht zu finden ist“. Er nehme dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer ab, „dass er nach bestem Wisssen und Gewissen seine Position vertritt“. Doch ihm – dem Kardinal – „wäre wirklich lieber, dass in einer solchen herausfordernden Situation die Regierung gemeinsam und im vertrauensvollen Miteinander agiert“.

In dem Zeitungsgespräch nimmt Marx auch zum Rückzug des Pfarrers im oberbayerischen Zorneding Stellung: „Es gab Auseinandersetzungen vor Ort, die nicht gut gelaufen sind.“ Das habe „Konsequenzen gehabt“, allerdings seien auch „Versöhnungsgespräche“ geführt worden, so der Kardinal etwas kryptisch. „Jeder Politiker“ solle sich prüfen, ob er Brücken baue oder ob er „andere verunglimpfe“. Der dunkelhäutige Pfarrer war angesichts von Morddrohungen gegen ihn aus dem Amt geschieden und hatte den Ort verlassen. Marx erklärt, er respektiere die Entscheidung des Priesters, „obwohl ich den Rückzug bedauere“, und werde ihm im Erzbistum eine neue Aufgabe übertragen.

(fas 14.03.2016 sk)








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