2016-03-13 13:02:00

Angelus: Der Papst empfiehlt das Bibellesen


Exakt drei Jahre nach seiner Wahl ist Papst Franziskus an diesem Sonntag gewissermaßen zu den Ursprüngen zurückgekehrt: Beim Angelus am Petersplatz legte er nämlich dasselbe Evangelium aus wie bei seinem ersten Angelus-Auftritt von 2013. Damals wie heute las er die Johannes-Schriftstelle von der Begegnung Jesu mit der Ehebrecherin als paradigmatischen Text über Gottes Barmherzigkeit (Joh 8,1-11).

„Stellt euch vor, ihr wärt dort, in der Vorhalle (des Tempels). Jesus lehrt das Volk, und da kommen einige Schriftgelehrte und Pharisäer und ziehen diese Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde, hinter sich her. Sie steht da zwischen Jesus und der Menge, zwischen der Barmherzigkeit des Sohnes Gottes und der Gewalt, der Wut ihrer Ankläger.“

Diese Ankläger – „bösartige Leute“, wie Franziskus befand – hätten Jesus mit ihrer Frage „Nun, was sagst du?“ eine Falle stellen wollen. Darum habe Jesus nicht geantwortet, sondern stattdessen mit dem Finger auf die Erde geschrieben. „Vielleicht zeichnete er etwas... Einige sagen, dass er die Sünden der Pharisäer da hinschrieb... Nun ja. Er schrieb, er war woanders. Und dadurch lud er alle zur Ruhe ein: Sie sollten nicht hitzig handeln, sondern nach der Gerechtigkeit Gottes suchen. Aber diese bösartigen Männer bestehen darauf, sie verlangen von ihm eine Antwort – als hätten sie Durst nach Blut.“

Das sei der Kontext, in dem Jesus schließlich gesagt habe, wer ohne Sünden sei, solle doch den ersten Stein werfen. Woraufhin die Ankläger einer nach dem anderen weggeschlichen seien, so Papst Franziskus. „Wie gut tut es uns doch, wenn wir uns bewußt sind, dass auch wir Sünder sind! ... Und wie gut wird es uns tun, die Steine fallen zu lassen, die wir gegen andere gesammelt haben, und ein bisschen an unsere eigenen Sünden zu denken.“

Zurückgeblieben seien nur die Frau und Jesus: also „das Elend und die Barmherzigkeit, von Angesicht zu Angesicht“, wie der Papst formulierte. „Und wie oft geht uns das auch so, wenn wir beschämt vor dem Beichtstuhl stehen, unser Elend hinter uns lassen und um Vergebung bitten sollen...“ Jesus habe der Ehebrecherin vergeben und sie damit spüren lassen, dass sie „eine Würde“ habe. „Dass sie ihr Leben ändern kann, dass sie aus ihrer Sklaverei herausfinden und einen neuen Weg gehen kann.“

„Liebe Brüder und Schwestern, diese Frau repräsentiert uns alle: Ehebrecher vor Gott, Verräter seiner Treue. Und ihre Erfahrung repräsentiert den Willen Gottes für jeden von uns: nicht unsere Verurteilung, sondern unser Heil durch Jesus. Er ist die Gnade, die von der Sünde und vom Tod rettet. Er hat auf die Erde – in den Staub, aus dem wir alle gemacht sind – das Urteil Gottes geschrieben: „Ich will nicht, dass du stirbst, sondern dass du lebst!“ Gott identifiziert uns nicht mit dem Bösen, das wir begangen haben. Wir haben einen Namen, und Gott identifiziert diesen Namen nicht mit dem Bösen, das wir begangen haben!“

Während des Angelusgebets verteilten ältere Menschen auf dem Petersplatz kleine Taschenausgaben des Lukasevangeliums an die Pilger und Besucher. Eine derartige Aktion hat es während des Angelus schon mehrfach gegeben; einmal waren es Obdachlose, die kleine Bibeln an den Mann oder an die Frau brachten. „Ich lade euch ein, dieses Evangelium zu nehmen und darin zu lesen, jeden Tag einen Abschnitt: So wird die Barmherzigkeit des Vaters in euer Herz einziehen... Und am Schluß, auf Seite 123, werden die sieben Werke der leiblichen und der geistlichen Barmherzigkeit aufgezählt – es wäre schon, wenn Sie sie auswendig lernen würden! So ist es dann leichter, sie auch zu praktizieren.“

(rv 13.03.2016 sk)








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