2016-03-10 14:09:00

Ukraine: Kuba-Erklärung ist nicht das Evangelium, sagt der Papst


Die gemeinsame katholisch-orthodoxe Erklärung von Havanna vom Februar ist „nicht das Evangelium“, man darf sie kritisieren. Das hat Papst Franziskus einem der Kritiker des Dokuments gesagt: dem Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk. Der Großerzbischof von Kiew erzählte im Interview mit Radio Vatikan detailliert von seinem Treffen mit dem Papst vom vergangenem Wochenende, bei dem es unter anderem um das Papsttreffen mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. auf Kuba ging. 

„Der Papst betrachtet die ukrainisch griechisch-katholische Kirche als ein geliebtes Kind der Weltkirche und versicherte uns, dass wir keine Angst vor Vernachlässigung oder Ausgeschlossenheit haben sollten“, so der Großerzbischof. Damit bezog sich Schewtschuk auf die kritischen Stimmen unter seinen Gläubigen, die mit der Gemeinsamen Erklärung vom 12. Februar in Havanna nicht zufrieden waren, weil dadurch in ihren Augen zwei Missverständnisse bestärkt würden: einerseits würden die Spannungen zwischen der griechisch-katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche in der Ukraine zu wenig berücksichtigt, andererseits kritisierten viele Ukrainer die vage Umschreibung des Krieges in der Ostukraine in dem Text.

„Der Papst sagte uns am Wochenende, dass das Treffen mit Patriarch Kyrill wichtig für die Weltkirche war und dass die Erklärung nicht die Worte des Evangeliums gewesen seien. Vielmehr sei der Text sogar für Diskussionen und kritische Äußerungen offen. Wir sind also dankbar, dass Franziskus diese Einstellung hat und offen ist für unsere Anregungen.“

Auch die deutschen Bischöfe haben an diesem Donnerstag die Glaubenstreue der Katholiken in der Ukraine gewürdigt. Die Weltkirche habe der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche viel zu verdanken, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in Bonn. In der Zeit des Kommunismus habe die Kirche Glaubenstreue gezeigt. „Die unzähligen Inhaftierten, Gefolterten und Ermordeten sind nicht vergessen. Ihre Treue zum Evangelium ist uns Ansporn und Ermutigung“, so Marx in einem Brief an den Kiewer Großerzbischof, Swjatoslaw Schewtschuk, zum 70. Jahrestag der „Pseudo-Synode von Lemberg“ und den Beginn der westukrainischen Kirchenverfolgung.

Die Synode vom 8. bis 10. März 1946 sei eine Täuschung gewesen. Demnach waren 216 Priester und 19 Laien, die damals vor 70 Jahren auf Anordnung des sowjetischen Volkskommissariats des Inneren (NKWD) in der Lemberger Georgskathedrale versammelt waren, ganz dem Belieben von drei zur Orthodoxie konvertierten Priestern - den zu Bischöfen beförderten Geistlichen Antonij Pelwetskyj und Myhailo Melnyk sowie des Erzpriesters Gavrylo Kostelnyk - ausgeliefert gewesen. Aus den Archivbeständen gehe hervor, dass Stalin persönlich bereits im Februar 1945 die Eliminierung der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine angeordnet hatte.

(rv/kna 10.03.2016 mg)








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