2016-03-09 09:00:00

Fünf Jahre nach Fukushima: „Die Situation ist gespenstisch“


Fukushima, fünf Jahre nach der Katastrophe: Die Schäden sitzen tief, vor allem bei den Menschen dort. „Wenn man dort unterwegs ist, merkt man, dass die Emotionen noch sehr versteckt sind“, sagt Holger Vieth von Caritas International in Freiburg, er hat die Unglücksregion vor kurzen besucht. „Aber die Menschen leben jetzt mit dieser Nuklearen Katastrophe und müssen sich irgendwie daran gewöhnen, dass sie nicht in ihre Städte und Dörfer zurück können.“

Am 11. März 2011 hatte ein Erdbeben der Stärke Neun zu Kernschmelzen in drei Reaktoren geführt, große Mengen radioaktiven Giftes gingen in die Luft und ins Meer. 18.500 Menschen starben, 150.000 mussten evakuiert werden, hunderttausende in landwirtschaftlichen Betrieben zurückgelassene Tiere verendeten. Nach dem Erdbeben überflutete auch noch ein Tsunami weite Teile des Gebietes. Insgesamt wurde ein Gebiet von 20 Kilometern Ausdehnung zur Evakuierungszone, das Sperrgebiet reicht sogar bis 30 Kilometer. Experten schätzen, dass acht Prozent der Landfläche Japans radioaktiv verstrahlt waren oder sind.

„Die Situation dort ist wirklich gespenstisch“, berichtet Vieth. Die Menschen lebten vor allem in Behelfsunterkünften und Containersiedlungen, bis heute. „Viele Menschen haben sich nach dem Tsunami und dem GAU emotional abgekapselt und kaum noch am Gemeinschaftsleben teilgenommen.“ Mit Projekten versuche man, diese Menschen zu animieren, sich wieder zu beteiligen, besonders schwer sei das bei den Männern, die immer noch um die Verluste trauerten. „Das gestaltet sich auch fünf Jahre nach der Katastrophe als noch sehr schwierig und das wird wohl auch noch einige Jahre so weiter gehen.“

Neben den Integrationsprojekten hat die Caritas natürlich auch akute Nothilfe geleistet, zwei Millionen Euro sind investiert worden, weil selbst in einem Industrieland wie Japan die Behörden mit der Größe der Katastrophe überfordert gewesen seien. Weitere Gelder sind in Behindertenwerkstätten, Kindergärten und soziale Projekte gegangen. Insgesamt fast sieben Millionen Euro sind so ausgegeben worden.

Viele Schäden ließen sich überhaupt nicht mehr korrigieren, berichtet Vieth. Viele Junge Menschen seien vollständig weggezogen und der demographische Wandel sei viel früher eingetreten, als es zu erwarten gewesen war. „Geblieben sind vor allem die alten Menschen, und die haben oft nicht die Kraft, sich noch einmal etwas Neues aufzubauen.“ Neues Leben dort zu etablieren werde sehr schwierig, zieht Vieth Bilanz.

 

(pm/rv 07.03.2016 ord)








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