2016-03-09 16:21:00

Fastenexerzitien am Weltfrauentag: „Nein, Herr, hier sehe ich nur Männer“


Papst Franziskus und die Kurienkardinäle und -Bischöfe haben bei ihren Fastenexerzitien am 8. März - Weltfrauentag - eine passende Meditationspassage gehört. Exerzitienmeister Ermes Ronchi erinnerte Dienstagnachmittag in seiner fünften Betrachtung daran, dass im Evangelium viele Frauen Jesus folgten, und beklagte die ausschließliche Präsenz von Männern bei den Fastenexerzitien für die Kurie.

Ausgangspunkt seiner Meditation war die Schriftstelle von der Begegnung Jesu mit der namenlosen Sünderin im Haus des Pharisäers Simon (Lk 7,36-50). Die Frau wusch mit ihren Tränen die Füße Jesu und trocknete sie mit ihren Haaren. „Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie so viel Liebe gezeigt hat“, sagt Jesus.

Simon, der Moralist, sehe auf die Vergangenheit der Frau, er sehe „eine Geschichte der Ordnungswidrigkeiten“, während Jesus „die viele Liebe von heute und morgen sieht“, sagte der Servitenpater. Im Mittelpunkt dieses Essens hätte der fromme und mächtige Simon stehen sollen, „aber dann wird das Zentrum von der Frau eingenommen“. Nur Jesus sei dazu in der Lage, diesen Perspektivenwechsel herbeizuführen und so für die Letzten Platz zu machen. Jesus verlagere den Fokus, weg von der Sünde der Frau, hin zu den Mängeln des Simon.

„Wenn Jesus auch mich fragen würde“, fuhr Pater Ronchi lächelnd fort, „siehst du diese Frau? Dann müsste ich antworten: Nein, Herr, hier sehe ich nur Männer. Das ist nicht ganz normal, geben wir es zu. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass hier eine Leere ist, die nicht der Wirklichkeit der Menschheit und der Kirche entspricht.“ So sei es im Evangelium nicht gewesen. Viele Frauen folgten und dienten Jesus, „aber unter uns sehe ich sie nicht.“ Und fragend fuhr der Exerzitienmeister fort: „Was macht uns solche Angst, dass wir uns von dieser Frau und von den anderen distanzieren müssen? Jesus war souverän gleichgültig bezüglich der Vergangenheit und des Geschlechts eines Menschen, er denkt nie in Kategorien oder Stereotypen. Und ich denke, dass auch der Heilige Geist seine Gaben verteilt, ohne auf das Geschlecht der Menschen zu sehen.“

Jesus habe sich von dieser Frau im Haus des Pharisäers beeindrucken lassen und sie nicht vergessen, sagte Pater Ronchi. „Beim Letzten Abendmahl wird er die Geste der unbekannten und verliebten Sünderin wiederholen, er wird die Füße seiner Jünger waschen und sie abtrocknen.“

(rv 09.03.2016 gs)








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