2016-03-07 14:33:00

Woche der Brüderlichkeit: „Mit Bildung gegen Extremismus“


Mit einem Appell gegen Hassreden und Rechtsextremismus hat der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck die christlich-jüdische „Woche der Brüderlichkeit 2016“ eröffnet. „Wer glaubt, das christliche Abendland mit der Herabsetzung Anderer, mit Ausgrenzung Andersgläubiger, mit Hassparolen und Säuberungsphantasien verteidigen zu sollen, hat es schon verraten“, sagte er am Sonntag in Hannover. In diesem Jahr dreht sich die Woche der Brüderlichkeit um den Missbrauch von Religion in Zeiten von Terrorismus und Fremdenfeindlichkeit. Petra Kunik ist Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Frankfurt am Main und Mitglied im Gesprächskreis Juden und Christen im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Mit Radio Vatikan sprach sie über Fremdenfeindlichkeit, Flüchtlinge und die Bedeutung der Bildung im Kampf gegen religiösen Extremismus.

Die Eröffnungsrede von Bundespräsident Joachim Gauck zur Woche der Brüderlichkeit hat Kunik sehr berührt, wie sie sagt. Zugleich beunruhigten sie die neuen Wahlergebnisse in Hessen, wo die AFD in den Städten auf zweistellige Ergebnisse kommen konnte.

„Die beunruhigen mich als Jüdin besonders, aber ich denke auch die aufrechten Bürger. Deshalb glaube ich auch, dass es gerade ganz wichtig ist, dass die religiösen Gruppierungen, ob evangelisch, katholisch, muslimisch oder jüdisch, dass wir einen starken Schulterschluss haben müssen um aufzuklären, Ängste zu nehmen und vor dieser Entwicklung zu warnen.“

Das Motto um „Gottes Willen“ hat insbesondere den religiösen Extremismus im Blick. Die Angst insbesondere des Zentralrats der Juden, dass mit Flüchtlingen aus dem arabischen Raum auch der Antisemitismus zunehmen könnte, kann Kunik nachvollziehen. Wichtig sei es, so Kunik, dass auch die Juden in Deutschland mit den Muslimen im Dialog bleiben. Sie persönlich setzt sich für den Trialog zwischen Judentum, Christentum und Islam ein.

„Das sehe ich auch, ich bin mit meinem Trialog und meinen Büchern über Judentum viel in Schulen. Ich sehe auch, dass jetzt Menschen ins Land kommen, die mit einem starken Antisemitismus groß geworden sind, dass sie den im Gepäck haben. Da ist es unsere Aufgabe und die Aufgabe der Gesellschaft, in den Schulen und mit den Menschen in der Flüchtlingsarbeit gegenüber den Menschen, die hier ankommen Tacheles reden. Dass wir denen sagen, wie unser Grundgesetz aussieht und sie aufklärt, dass auch wir Juden alle Teil dieser deutschen und europäischen Gesellschaft sind und sie das akzeptieren müssen. Ich als Jüdin finde es noch mal ganz wichtig, besonders mit Jungen Flüchtlingen ins Gespräch zu kommen und meine jüdische Religion und meinen Alltag hier ein wenig vorzustellen, dass sie eine Ahnung bekommen.“

Bildung und persönlicher Kontakt – für Kunik das A und O im Einsatz für ein friedliches Miteinander der Kulturen und Religionen in Deutschland. Und für die Prävention gegen Extremismus und Islamismus.

„Dass wir ja im Grundgesetz nicht nur die Religionsfreiheit sondern auch den Religionsunterricht festgeschrieben haben. Das ist auch wichtig, dass wir in unseren Schulen in unseren Religionsfächern die Kinder und Jugendlichen aufklären über ihre Religion und aber auch über die anderen Religionen. Denn wenn man die Kinder alleine lässt, das sieht man in Frankreich an den Einwanderern. Ihnen hat man ganz schnell einen Pass gegeben, aber dann hat man sie alleingelassen. Und dadurch, dass man sie mit ihrer Religion und mit allem alleingelassen hat, ist das eine ganz gefährliche Geschichte geworden.“

 

(rv 07.03.2016 cz)








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