2016-03-05 08:02:00

Marie Duhamel: Pape François


Ein Buch, dem wir eine Übertragung ins Deutsche wünschen: unsere Radio Vatikan-Kollegin Marie Duhamel vom französischen Programm hat mit „Pape François“ ein eigenwilliges Werk vorgelegt. Keine der üblichen Lebensweg-Nacherzählungen oder Text-Zusammenstellungen, sondern eine Bild-Biografie mit neuen Mitteln und vielen inliegenden Überraschungen. Marie Duhamel erklärt es selbst:

„Dies ist ein Objekt-Buch. Es wiegt zweieinhalb Kilo, ist größer als ein A4 Format, ich nenne es mein Baby. Es hat 250 Fotos, etwa vier pro Seite, wie ein Album, zusätzlich angereichert mit einer Reihe kleiner Objekte. Da gibt es kleine Kartontaschen, die man öffnen kann, und darin sind Dokumente in Faksimile, die das Leben des Papstes nachzeichnen - angefangen mit seinem Taufschein über die Mitgliedkarte zu seinem Fußballklub in Buenos Aires, oder, was mir besonders gefällt, die Einladung zu der letzten Fete mit seinen Freunden im Gymnasium, oder sein Messbüchlein zur Bischofsweihe, oder eine der Postkarten mit Maria Knotenlöserin, die Bergoglio zu dieser Gelegenheit verschickt hat und übrigens heute noch verschickt.“

Marie Duhamel (34) hat sich mit Feuereifer in die biografische Arbeit gestürzt, um dieses Franziskus-Buch so lebendig wie möglich zu gestalten. Zur Recherche hielt sie sich drei Wochen in Buenos Aires auf, wo Jorge Mario Bergoglio fast sein ganzes Leben verbracht hatte, ehe er Papst wurde. In der argentinischen Hauptstadt traf die Autorin mit einem vollen Terminkalender ein: Familienangehörige, frühere Arbeitskollegen, Mitbrüder, Weggefährten des heutigen Papstes erzählten Marie Duhamel, was Jorge für sie war und ist. Er hatte in Buenos Aires ein dichtes und gut strukturiertes Netzwerk.

„Viele Menschen, die ich traf, sind berührt von ihren Begegnungen mit Bergoglio, zugleich sind es aber wenige, an denen man wirklich nicht vorbei kommt. Da gibt es die Mitschüler vom Gymnasium, deren Mütter er im Krankenhaus und im Pflegeheim besuchte, Bindungen, die heute andauern. Oder sein Zeitungshändler: das war einer der ersten, die Bergoglio als neu gewählter Papst anrief, denn er hatte ihn jeden Tag gesehen, seine Tochter getauft, das war eine tagtägliche Beziehung aus eigentlich wenigen Elementen, Plauderei, Fußballtabelle, ein wenig Politik, und zugleich sehr tiefgehend, weil Bergoglio eben immer auch fragte, wie es ihm gehe und was ihn beschäftige. Diesen Mann hat er aus Rom angerufen und gesagt, tut mir leid, ich muss dir mein Zeitungsabo von „La Nacion“ kündigen, ich komme nämlich nicht sofort zurück.“

Überhaupt, so hat Marie Duhamel festgestellt, ist Franziskus ein Mann des „kurz Durchrufens“ und der kleinen Zwischendurch-Botschaften. Bis heute.

„Er telefoniert etwa regelmäßig mit Gefangenen in Buenos Aires, die er gewöhnlich im Gefängnis besuchte; das sagte mir der Gefängnis-Seelsorger dort, ein großartiger Mann. Einer seiner Freunde schickte dem Papst einen Brief, den er nicht beantwortete. Da war der Mann verärgert, marschierte zu den Nonnen in die Kathedrale und beschwerte sich: Was ist da los, bin ich exkommuniziert? Und ich habe in meinem Buch die kurze Antwort des Papstes, nein, du bist natürlich nicht exkommuniziert, ich hab nur einfach einiges um die Ohren, aber ich vergesse dich nicht.“

„Pape François“ ist ein Buch voller Überraschungen, ein Buch zum Anfassen, das über haptische und visuelle Reize viel von den Inhalten transportiert, die dem Papst am Herzen liegen. Auf gewisse Weise ahmt es die für Franziskus typische Art zu kommunizieren nach.

„Was mir daran gefällt ist, dass es ein Buch für Erwachsene ist, seriös, mit Botschaft, eine Persönlichkeit, die es zu entdecken gilt. Aber in einer freudigen Tonalität, jugendlich, fast kindlich, man fasst hinein in diese Taschen und entdeckt etwas. Journalistisch war es ein schönes Stück Arbeit, auch weil ich mich selbst bemüht habe, die Texte möglichst einfach und packend zu schreiben. Der Papst selbst benutzt eine leichte Sprache mit nachvollziehbaren Bildern, er hat Sinn für Schlagzeilen, das habe ich mich bemüht zu transportieren. Man muss manchmal „basic“ sein, um die Botschaft sicher zu überbringen.“

Marie Duhamel: Pape François. Mame, 40 Euro.

(rv 02.03.2016 gs)

 








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