2016-03-04 13:02:00

Präsident der Schweizer Reformierten: Offenes Gespräch


Die Welt der Kirchen, die aus der Reformation entstanden sind, ist sehr bunt und gerade im deutschen Sprachraum sehr verschieden. Das hat auch Papst Franziskus an diesem Freitagvormittag erfahren. Er traf den Präsidenten des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, Gottfried Locher, im Vatikan. Locher ist auch Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE). Mario Galgano hat mit dem Schweizer nach dem Papsttreffen gesprochen und ihn gefragt, wie es beim Papst war.

„Es war eine unerwartet sehr herzliche Begegnung für mich. Wir hatten Gelegenheit, zusammen über Ökumene zu sprechen und über den Protestantismus in Europa. Ich hatte den Eindruck, dass sich Papst Franziskus dafür sehr interessiert.“

Gab es von Seiten des Papstes eine Anfrage oder etwas, was Ihnen aufgefallen ist?

„Ja, es war für mich eindrücklich zu sehen. Der Papst hat ja jeden Tag viele Audienzen und so beginnt es doch etwas formell, doch sehr schnell wurde unser Gespräch sehr herzlich. So hatte ich jedenfalls den Eindruck. Er hat viel gelacht und wir haben uns miteinander auch darüber unterhalten, was denn unsere Arbeit jeweils bedeutet. Sehr schön war der Schluss, als er sagte, wir seien Brüder in Christus und ich solle für ihn beten.“

Sie sind Vorsitzender des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes. Wie wird denn Papst Franziskus bei den Schweizer Reformierten und allgemein bei den Protestanten in Europa wahrgenommen?

„Als Person wird Papst Franziskus sehr offen und ökumenisch interessiert wahrgenommen. Wir haben den Eindruck, dass er ernsthaft nach Einheit sucht und dass ihm die Einheit des Christentums auch ein pastorales Anliegen ist und nicht einfach Kirchendiplomatie fördern möchte. Was die dogmatische Seite betrifft, denke ich, ist es für die Protestanten nicht anders als für Katholiken auch, nicht ganz klar, wo Papst Franziskus mit der katholischen Kirche hin will. Er genießt bei uns hohen Respekt für die Art und Weise wie er mit den Menschen umgeht, auch sein Einsatz für die Armen und Benachteiligten, das wird schon sehr geschätzt bei uns.“

Welche waren die Schwerpunkte bei dem Gespräch mit dem Papst?

„Mein Eindruck war, dass er sich sehr für die Möglichkeiten interessiert hat, welche Möglichkeiten des gemeinsamen Bezeugnisses Christi in der Öffentlichkeit es geben kann und zwar über die Konfessionsgrenzen hinweg.“

Locher ist evangelisch-reformierte Theologe und Pfarrer. Er steht seit 2011 an der Spitze des Zusammenschlusses der reformierten Landeskirchen (Kantonalkirchen) und der Evangelisch-Methodistischen Kirche der Schweiz und seit 2015 an der Spitze der GEKE, deren Generalsekretär Bischof Michael Bünker (Wien) ist.

(rv 04.04.2016 mg)








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