2016-03-02 11:28:00

Österreich: Flüchtlingsintegration macht wirtschaftlich Sinn


Die Integration von Flüchtlingen und Zuwanderern macht wirtschaftlich Sinn. Das betonten der Präsident von Caritas Österreich, Michael Landau, und der Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), Karl Aiginger, bei einem Pressegespräch am Dienstag in Wien. Flüchtlinge und Zuwanderer seien in erster Linie keine Problem für Österreich, sondern eine Chance und Bereicherung für die gesamte Gesellschaft, so Caritas-Präsident. Er rief die Politik auf, sich an der Wirtschaft ein Beispiel zu nehmen. Es gebe eine Reihe von Projekten, die zeigten, wie das Zusammenspiel von Integration und Wirtschaft gelingen können. Viele Flüchtlinge seien eine Bereicherung für den Arbeitsmarkt. Sie seien in der Regel motiviert zu arbeiten und würden auch entsprechende Fähigkeiten mitbringen.

Dazu sei freilich ein möglichst rascher rechtlicher Zugang von Flüchtlingen zum Arbeitsmarkt ebenso notwendig wie zusätzliche Investitionen in Starthilfe-Maßnahmen, forderte Landau. Konkret nannte der Caritas-Präsident unter anderem Deutschkurse, Kompetenzchecks, Qualifikationsanerkennungen sowie Grund- und Fortbildungen. Das sei „menschlich und wirtschaftlich richtig“ und würde sich langfristig für Österreich rechnen. Flüchtlinge und Arbeitslose dürften aber nicht gegeneinander ausgespielt werden, warnte Landau.

Sinnvolle Ansätze

WIFO-Direktor Aiginger zeigte Ansätze auf, die in diesem Zusammenhang sinnvoll seien. Viele schon früher nach Österreich gekommene Flüchtlinge und Migranten hätten keinen ihrer Qualifikation entsprechenden Job gefunden. Bestehende Qualifikationen würden in Österreich nicht anerkannt. So müssten Hochschulabsolventen als Taxifahrer arbeiten, illustrierte der WIFO-Chef. Könnte sie entsprechend ihren Qualifikationen arbeiten, würden wieder weniger qualifizierte Jobs für nachrückende Personen frei.

Die Flüchtlinge und Migranten seien für Europa die Chance, beispielsweise das Pflegeproblem oder die Überalterung des Kontinents in den Griff zu bekommen, so Aiginger. Auch viele Jobs und Aufgaben im Kleingewerbe, für die es keine Österreicher mehr gebe, könnten von Migranten übernommen werden. Eindringlich warnte er vor dem Errichten von neuen Zäunen in Europa. Das hätte auf die Wirtschaft verheerende Auswirkungen. Österreich habe immer dann wirtschaftlich profitiert, wenn in Europa Grenzen geöffnet wurden, betonte der Wirtschaftsexperte.

 

Hintergrund

Das Pressegespräch fand im Caritas-Hotel „magdas“ statt, das vor rund einem Jahr eröffnet wurde. In dem Hotel arbeiten 20 anerkannte Flüchtlinge gemeinsam mit zehn Hotel-Experten zusammen. Caritas-Präsident Landau sprach von einem Vorzeigeprojekt, wie Integration gelingen könne.

Auch die Österreichische Bischofskonferenz wird sich mit dem Thema unter anderem bei ihrer nächsten Vollversammlung nächster Woche beschäftigen.

(kap 02.03.2016 mg)








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