2016-02-28 07:42:00

Österreich: Bischof Scheuer erinnert an Tötung der 28 Äthiopier


Der Linzer Bischof Manfred Scheuer hat an die 28 christlichen Äthiopier erinnert, die vor einem Jahr getötet wurden. Der Bischof zog bei einer großen Ökumene-Veranstaltung zum Thema „Unity in Faith“ in Addis Abeba Parallelen zu den Märtyrern der Nazizeit. Die 28 christlichen Äthiopier wurden durch Jihadisten des „Islamischen Staats“ (IS) hingerichtet. Wie die Diözese Linz am Samstag mitteilte, war Bischof Scheuer, der in der Österreichischen Bischofskonferenz für Ökumene und Caritas zuständig ist, gemeinsam mit Mitgliedern der Stiftung „Pro Oriente“ von einer einwöchigen Solidaritätsreise nach Äthiopien zurückgekehrt.

IS-Jihadisten hatten im April 2015 ein Video über die Exekution der Äthiopier veröffentlicht. Aus dem Video geht hervor, dass sie zwölf junge Äthiopier an einem Strand der Cirenaica köpften und 16 Äthiopier in der libyschen Wüstenprovinz Fezzan durch Genickschüsse ermordeten.

Scheuer sagte in Addis Abeba, der äthiopisch-orthodoxe Patriarch Mathias I. habe damals einen Besuch in Ägypten geplant, von wo aus er zusammen mit dem koptischen Patriarchen Tawadros II. zu den Gedenkfeiern des armenischen Genozids anreisen wollte. Dieses Vorhaben habe er im letzten Moment wegen der Hinrichtungen absagen müssen.

„Er entschuldigte sich dafür, betonte aber, dass er in Äthiopien bleiben müsse. Die Geschichten der Märtyrer von gestern überkreuzen sich mit den Geschichten der Märtyrer von heute. Doch trotz großer Schmerzen betrachten wir diese Ereignisse mit den Augen des Glaubens. Die Kette der Märtyrer reißt nicht ab, und sie werden die Geschichte bis zu ihrem Ende begleiten. Die Kirche hat nie über das Martyrium geklagt, sondern die Märtyrer stets als jene gefeiert, die gerade weil sie ermordet werden, den Sieg Christi bezeugen“, so der Linzer Bischof.

Die „Ökumene der Märtyrer“ sei heute Realität, sagte Scheuer. Er erinnerte auch, dass die Ökumene als gemeinsames Zeichen eine stark sozial-diakonische Verantwortung hat. Dabei erwähnte der Bischof das „Ökumenische Sozialwort“ der Kirchen in Österreich, das die soziale Verantwortung der Christen einfordere.

Respekt gegenüber der Tradition

Bischof Scheuer betonte, dass der „große Respekt“ gegenüber der äthiopischen Tradition dafür sensibilisieren müsse, dass „die Ökumene auch der Reinigung des Gedächtnisses bedarf“. Das Unrecht von Seiten der lateinischen Christen gegenüber der äthiopischen Kirche müsse eingestanden werden. „Auch der Kolonialismus im 19. Jahrhundert unter italienischen Farben hatte massive Auswirkungen auf das kirchliche Leben. Er hinterließ letztlich bis heute eine katholische Ostkirche und eine lateinische Missionskirche. Die Sünden aus der Vergangenheit wirken sich in ihren Konsequenzen bis zum heutigen Tag belastend aus und stellen auch in der Gegenwart eine Versuchung dar“, erinnerte der Bischof.

Ziel der Äthiopien-Reise der „Pro Oriente“-Delegation war es, die Kontakte mit der äthiopisch-orthodoxen Kirche wiederzubeleben, die seit dem Beginn der 1970er-Jahre bestehen. Begegnungen und Gespräche mit hochrangigen Vertretern der äthiopisch-orthodoxen sowie der äthiopisch-katholischen Kirche standen auf dem Programm.

(kap 28.02.2016 mg)








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