2016-02-15 09:36:00

Papstmesse: Wider eine Gesellschaft weniger für wenige


Ecatepec ist Peripherie, ist arm, liegt nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit Mexikos. Gerade deswegen hat Papst Franziskus seine Sonntagsmesse dort gefeiert, vor hunderttausenden von Gläubigen nicht weit von Mexikos Hauptstadt entfernt. Ecatepec ist ein Beispiel für viele Siedlungsräume Lateinamerikas, erst wild gewachsen, dann erst in den 80er Jahren zur Stadt und zum Bistum geworden, voller sozialer Probleme und Kriminalität.

Die Gedanken des Papstes in seiner Predigt kreisten deswegen auch um den Gedanken von menschlichem Zusammenleben, um Familie und Gesellschaft. Gott unser Vater ziehe keine Einzelkinder auf, so Papst Franziskus. „Er ist ein Gott, der etwas von familiärer Heimstatt, von Geschwisterlichkeit, von gebrochenem und miteinander geteiltem Brot versteht. Es ist der Gott des Vaterunser, nicht des „mein Vater“ und „euer Schwiegervater“.“

Dieser Traum, gemeinsam Kinder Gottes sein zu können, vereine die Christen durch die Jahrhunderte, fuhr der Papst fort. Dann sprach er über die Bedrohungen dieses Traumes, über die Individualisierung, über die Trennung: „Eine geteilte, entzweite Gesellschaft, eine Gesellschaft weniger und für wenige. Wie oft erfahren wir am eigenen Leib oder in unserer Familie, unter unseren Freunden oder Nachbarn den Schmerz, den das Gefühl einer mangelnden Anerkennung dieser Würde, die wir alle in uns tragen, verursacht. Wie oft haben wir weinen und Reue empfinden müssen, weil wir bemerkten, dass wir diese Würde in den anderen nicht erkannt haben. Wie oft – und ich sage das schmerzerfüllt – sind wir blind und unempfindlich gegenüber dem Mangel, die eigene Würde und die der anderen nicht zu erkennen!“

Die Fastenzeit sei nun die Zeit, die Sinne für diese Trennungen zu schärfen. Sie sei die Zeit, die „Versuchungen zu entlarven“, die spalten und zerbrechen wollten, der Papst griff dazu das Evangelium von den Versuchungen Jesu auf. Die erste Versuchung sei die des Besitzes, des Brotes für mich, nicht für die anderen. Die zweite Versuchung sei das Streben nach Prestige, welches andere abwerte. Die dritte und schlimmste Versuchung sei der Hochmut. „Drei Versuchungen Christi…Drei Versuchungen, mit denen sich der Christ täglich auseinandersetzen muss. Drei Versuchungen, die danach trachten, die Freude und die Frische des Evangeliums zu trüben, zu zerstören und auszumerzen; die uns einschließen in einen Kreislauf der Zerstörung und der Sünde.“

Der Papst schloss eine kleine Gewissensrechenschaft während seiner Predigt an: „Wie weit sind wir uns dieser Versuchungen in unserer Person, in uns selbst bewusst? Wie weit haben wir uns an einen Lebensstil gewöhnt, der meint, im Reichtum, in der Eitelkeit und im Hochmut liege die Quelle und die Kraft des Lebens? Wie weit glauben wir, dass die Achtsamkeit gegenüber dem anderen, unsere Sorge und unser Einsatz für das Brot, den guten Ruf und die Würde der anderen Quellen von Freude und Hoffnung sind?“

Die Entscheidung des Christen für Jesus lässt Christen auf das Wort Gottes hören, wie Jesus gelte es, dem Versucher nicht mit eigenen Worten, sondern mit der Schrift zu antworten. „Er ist der Gott, der einen Namen hat: Barmherzigkeit. Sein Name ist unser Reichtum, sein Name ist unser Ruhm, sein Name ist unsere Macht, und in seinem Namen wiederholen wir noch einmal mit dem Psalm: ‚Du bist mein Gott, dem ich vertraue.’ Seid ihr bereit, es gemeinsam zu wiederholen? Dreimal: Du bist mein Gott, dem ich vertraue. Du bist mein Gott, dem ich vertraue. Du bist mein Gott, dem ich vertraue.“

 

(rv 15.02.2016 ord)








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