2016-02-15 01:04:00

Papst feiert Messe im armen Ballungsraum von Mexiko-Stadt


Papst Franziskus hat am zweiten Tag seiner Mexiko-Reise in Ecatepec am Rande der mexikanischen Hauptstadt vor den Versuchungen von Reichtum und Macht gewarnt. "Wir wissen, was es bedeutet, von Geld, Ruhm und Macht verlockt zu werden", sagte er bei einer großen Sonntagsmesse vor Hunderttausenden Menschen. Es gehe nicht an, sich Güter anzueignen, die für alle bestimmt seien. Diese teuflischen Versuchungen führten letztlich zu einer entzweiten Gesellschaft, so Franziskus. Er appellierte an alle Christen, die Würde ihrer Mitmenschen zu respektieren und gegen Ungerechtigkeiten zu verteidigen. Zugleich verurteilte er die Ausbeutung von Menschen in Mexiko und rief zur Solidarität mit den Benachteiligten auf. Mexiko dürfe kein Land sein, in dem Menschen von "Händlern des Todes" zugrunde gerichtet würden, sagte er. 

Gerade die Christen müssten in vorderster Front stehen, um Mexiko zu einem "Land der Chancen" zu machen und eine Auswanderung vor allem junger Menschen zu verhindern, betonte er zum Abschluss seiner Sonntagsmesse.

Mexiko müsse unter dem ganz besonderen Einsatz der Christen zu einem Land werden, "wo es nicht nötig ist, ausgebeutet zu werden, um arbeiten zu können; wo es nicht nötig ist, die Verzweiflung und die Armut vieler zum Opportunismus einiger weniger zu machen", sagte der Papst.

Ausdrücklich zitierte Franziskus aus einer Radiobotschaft seines Vorgänger Paul VI. von 1970 an Mexiko: "Ein Christ darf nicht unterlassen, seine Solidarität zu beweisen, um die Situation derer zu lösen, zu denen das Brot der Kultur oder die Gelegenheit zu einer ehrenwerten Arbeit noch nicht gelangt sind". Ein Christ dürfe nicht gleichgültig bleiben, wenn die junge Generation ihre legitimen Bestrebungen nicht verwirklichen könne. Es sei Pflicht der Christen, "immer in vorderster Front zu stehen in allen Bemühungen, um die Situation der Notleidenden zu verbessern, und in jedem Menschen einen Bruder oder eine Schwester und in jedem Bruder oder jeder Schwester Christus zu sehen".

Die Fastenzeit sei eine besondere Zeit der Umkehr, in der die Christen ihre Sinne für die vielen Ungerechtigkeiten in der Welt schärfen sollten, betonte der Papst weiter. Der Christ müsse sich täglich mit den Versuchungen von Reichtum, Eitelkeit und Hochmut auseinandersetzen. "Wir wissen, was es bedeutet, von Geld, Ruhm und Macht verlockt zu werden", mit denen der Teufel Jesus in der Wüste versuchen wollte, betonte Franziskus unter Hinweis auf das Tagesevangelium.

Es gehe nicht an, sich Güter anzueignen, die für alle bestimmt seien, die man aber für sich und die Seinen nutze. "Das bedeutet, das Brot zu haben, das der andere im Schweiße seines Angesichts oder sogar unter Einsatz seines Lebens verdient hat. Dieser Reichtum ist das Brot, das nach Schmerz, Verbitterung und Leiden schmeckt", sagte der Papst. Weiter wandte er sich gegen Eitelkeit und gegen ein "Streben nach Prestige, das sich auf die fortwährende und ständige Disqualifizierung derer gründet", die anders seien als man selbst.

"Wir haben uns für Jesus entschieden und nicht für den Teufel. Wir wollen seinen Spuren folgen, wissen aber, dass das nicht leicht ist", sagte der Papst in seiner Predigt. Die Fastenzeit sei eine Zeit der Umkehr zu Gott. Gott erwarte den Menschen, er wolle sein Herz heilen, von allem, was es entwürdige. Und dieser Gott habe einen Namen: Barmherzigkeit, unterstrich der Papst.

Wegen der Höhenlage von 2.200 Metern und der kühlen nächtlichen Temperaturen begann der Gottesdienst erst um 11.30 Uhr (18.30 Uhr MEZ). Die Organisatoren wollten so verhindern, dass zu viele Gläubige bereits in den Nachtstunden in der Kälte auf den Papst warten. Der Name Ecatepec - eine Stadt von heute 1,6 Millionen Einwohnern - bedeutet "windiger Hügel".

Vor seinem Hubschrauberflug nach Ecatepec hatte Franziskus die Apostolische Nuntiatur in Mexiko-Stadt am Sonntagmorgen für eine Viertelstunde verlassen, um Menschen zu treffen, die dort seit Stunden auf ihn warteten. Er schüttelte Hände, segnete Marienbilder, Kranke und Kinder.

Nach einem Mittagessen und einer kurzen Ruhepause im Priesterseminar von Ecatepec wollte Franziskus nach Mexiko-Stadt zurückkehren und dort am Abend (0.45 MEZ) die Kinderklinik "Federico Gomez" besuchen. Für Montag steht ein Besuch in der Unruheprovinz Chiapas im Süden Mexikos auf dem Programm. Dort wird der Papst auch mit Vertretern der indigenen Bevölkerung zusammentreffen.

(kna 15.02.2016 gs)








All the contents on this site are copyrighted ©.