2016-02-15 16:57:00

Mexiko: "Besiegt die Händler des Todes" ist häufigste Schlagzeile


El Universal, Cronica, Excelsior, sogar die Finanz-Zeitung El Financiero: alle tragen nicht nur große Bilder vom Papst auf der Titelseite, sondern auch Schlagzeilen mit seinen bemerkenswertesten Aussagen. Aussagen, die Mexiko dazu aufrufen, Schluss zu machen mit Drogengewalt und Korruption und aus Mexiko ein Land zu machen, aus dem die Armen nicht mehr auswandern müssen, um ihre Träume zu verwirklichen. Die mit Abstand häufigste Schlagzeile zitiert das Papstwort von den „Händlern des Todes“, denen Mexiko das Handwerk legen muss, um eine Zukunft zu haben. Gudrun Sailer hat die Zeitungen Mexikos von Montag, den 15. Februar gelesen.

„Papst: Besiegt die Händler des Todes“, titelt El Universal, begleitet von einem Bild über die ganze Seitenbreite, das die Hunderttausenden Menschen bei der Messe in Ecapetec zeigt und einen winzig kleinen Papst beim Einzug. Auch seine zentrale Botschaft bei der Predigt wird getreulich wiedergegeben: die drei todbringenden Versuchungen sind Reichtum, Eitelkeit und Hochmut. Eine ganze Seite widmet das Blatt dem Besuch im Kinderhospital, zwei ganze Doppelseiten gelten dem heutigen Besuch in Chiapas bei den Indigenen und diversen Chronik-Aspekten: Wie viele Menschen den Papst wo treffen und Ähnliches. Eine ganze Seite inmitten der Papst-Berichterstattung hat sich eine Pfingstkirche gekauft: hier wird für eine Massentaufe geworben.

Von gesellschaftspolitischer Tragweite auch der Aufmacher von Cronica: „Papst ruft zu einem Mexiko ohne Ausbeutung auf“. Auf der Titelseite wird auch auf die Reliquie des seligen Miguel Augustin Pro verwiesen, die sechs Jesuiten-Mitbrüder des Papstes diesem in der Nuntiatur in Mexiko überreichten. Ausführlich erörtert das Blatt die Botschaften des Papstes und kommentiert auf einer ganzen Seite mit kritischen Tönen die starke Präsenz der Machthaber rund um diesen Papstbesuch. In der Tat fällt auf, wie sehr Präsident und Präsidentengattin sich zu Franziskus ins Bild drängen – etwa im Kinderkrankenhaus und sogar bei der Messe im Guadalupe-Heiligtum. Dort empfing Staatspräsident Pena Nieto, der unter anderem zwei uneheliche Kinder hat, gut sichtbar die Kommunion. Nicht im Bild war bei diesem Anlass seine Frau Angelica Rivera, deren erste kirchliche Ehe mit nicht ganz lauteren Mitteln für nichtig erklärt worden sein soll, wie seriöse Medien vor wenigen Tagen herausgefunden haben wollen. Eine Tatsache, die in Mexiko mit Interesse zur Kenntnis genommen wurde.

Das päpstliche Stichwort „Händler des Todes“ – also Drogenmafiosi – greift auch das Wirtschaftsblatt El Financiero auf. Titelbild ist der Papst, der einem dreijährigen Jungen im Kinderkrankenhaus die Polio-Schluckimpfung einträufelt. Tief im Blattinneren vier Seiten zum Papstbesuch. Ein kritischer Kommentar mit dem Titel „Die Verhaftung von Franziskus“ gilt auch hier der politischen Inbesitznahme des Papstbesuches.

Excelsior widmet die ganze Titelseite dem Papst. Das große Titelfoto zeigt den Papst, der sich zu dem krebskranken Mädchen im Kinderkrankenhaus hinabbeugt. Franziskus habe eine Träne vergossen, als sie ihm das „Ave Maria“ sang, sagte das Mädchen der Zeitung. Die Schlagzeile auf dem Titel ist aber eine Gesellschaftskritik: „Der Papst verlangt, die Händler des Todes zu stoppen“. 12 Seiten Extrabeilage – davon vier Seiten Werbung, was eine Vorstellung von der Zugkraft des Papstes gibt – widmen sich in voller Breite dem Besuch. 

(rv 15.02.2016 gs)








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