2016-02-09 18:42:00

Papst zu Missionaren: Den Beichtenden die Scham nehmen


Nicht nur Worte, sondern die Gesten eines Beichtvaters zählen. Das betonte Papst Franziskus bei der Audienz mit den Missionaren der Barmherzigkeit am Dienstagabend in der Sala Regia im Vatikan. Einen Tag vor ihrer Entsendung zum Aschermittwoch anlässlich des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit erinnerte der Papst die rund 700 versammelten Missionare daran, als Beichtväter nicht zu streng zu sein, sondern ihnen die Scham über ihre Sünden zu nehmen und die Mütterlichkeit der Kirche, die alle aufnimmt und liebt, zu verkörpern. Insgesamt hat der Papst über 1.000 Missionare der Barmherzigkeit aus allen Kontinenten berufen, im Jahr der Barmherzigkeit in die Diözesen zu gehen und Zeugen der Liebe und Barmherzigkeit Gottes zu sein. Ein Ausdruck seiner dezentralen Vorstellung vom Heiligen Jahr, das sich nicht nur in Rom konzentrieren, sondern mit seiner Botschaft der Barmherzigkeit an allen Orten der Welt sicht- und erfahrbar werden soll.

Franziskus erinnerte in seiner Ansprache an den Tag seiner Berufung zum Priesteramt. Es war der 21. September 1953, als der 17-jährige Schüler Jorge Mario Bergoglio spontan in die Kirche San José de Flores trat und einen ihm unbekannten Priester traf. Er verspürte das Bedürfnis zu beichten. „Ich erinnere mich nicht einmal daran, was der Priester zu mir gesagt hat, aber er hatte dieses Lächeln auf dem Gesicht wie ein Vater,“ so Franziskus in seiner Ansprache. „Da ist etwas passiert, das ich nicht beschreiben kann.“

„Beichtväter müssen nicht nur die Worte verstehen können, es ist allein schon eine Geste, dass der Beichtende zu dir kommt. Er hat etwas auf dem Herzen, das du ihm nehmen sollst. Er kann vielleicht gar nicht sagen, was es ist, es sagt es so, mit seiner Geste des Kommens. Vielleicht hat er Angst, zu sagen, was es ist, Angst, nicht dagegen anzukommen. Denn der Herr würde es sehen. Die Geste des Beichtvaters wiederum muss die der offenen Arme sein, wir müssen die Sprache jener sprechen, die zu uns kommen.“

Franziskus betonte, dass die Missionare nicht zu streng mit den Beichtenden sein dürften. Sie dürften nicht riskieren, dass die Beichtenden den Eindruck der mütterlichen, liebenden Kirche nicht bekommen. Wenn dieser Eindruck durch die Strenge zerstört werde, entstehe ein großer Schaden für den Glauben selbst und nehme ihnen das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein.

„Wenn wir in den Beichtstuhl treten, müssen wir uns immer erinnern: Es ist Christus, der aufnimmt, es ist Christus, der zuhört, es ist Christus der vergibt, es ist Christus, der den Frieden gibt. Wir sind seine Diener und brauchen als allererste seine Vergebung. Bei jeglicher Beichte muss sich der Missionar erinnern, dass er selbst Sünder ist und sich bescheiden zum ‚Kanal‘ der göttlichen Barmherzigkeit macht.“

Es gelte, auf den Wunsch im Herzen des Beichtenden zu schauen, so Franziskus weiter. Denn derjenige, der zum Beichten gehe, habe in seinem Herzen den Wunsch, kein Sünder mehr zu sein und sein Leben zu ändern. Diesem Wunsch müsse der Missionar großen Raum schenken. Franziskus wies auch auf die Scham der Beichtenden hin, ein Gefühl, das schon in der Bibel beschrieben werde, etwa bei Adam und Eva, als sie aus dem Paradies vertrieben wurden oder bei Noah, der, als er betrunken war, entblößt in seinem Zelt lag. Auch der Beichtende sei „nackt“, wenn er seine Schwächen bloßlege und er schäme sich dafür, ein Sünder zu sein. Diese Menschen gelte es nicht zu verurteilen, sondern es den Söhne von Noah, Sem und Jafet, gleich zu tun, die seine Scham bedeckten. Franziskus wörtlich: „Beichtvater nach dem Herzen Jesu Christi zu sein bedeutet, den Sünder mit dem Tuch der Barmherzigkeit zu bedecken, damit er sich nicht mehr schäme und die Freude seiner Würde Kind Gottes zu sein, wieder entdecke.“ Und so mahnte Franziskus die versammelten Missionare der Barmherzigkeit:

„Ich höre immer wieder von Gläubigen, dass sie nie zur Beichte gehen, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben, sie der Priester etwa ‚verdroschen‘ hat, ihnen etwas übel genommen hat, hintersinnige, neugierige Fragen gestellt hat. Das ist kein guter Priester, er macht sich selbst zum Richter, der nicht gesündigt hat. Ich sage dann zu solchen Pfarrern: 'Wenn dir nicht danach ist, nehme nicht die Beichte ab, tu etwas anderes'. Wenn der Beichtende nicht mit dem Herzen eines Vaters, mit der Mütterlichkeit der Kirche aufgenommen wird, verletzt das die Seele.“

(rv 09.02.2016 cz)








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