2016-02-05 15:17:00

Erste Einschätzung: Endlich normale Beziehungen


Vor allem seit Amtsantritt von Papst Franziskus haben sich die Kontakte zwischen Rom und Moskau intensiviert, die jetzt in ein Treffen von Papst und Patriarch münden. Das sagte Dominikanerpater Hyacinthe Destivelle, der Verantwortliche des päpstlichen Einheitsrates für die Beziehungen zur russisch-orthodoxen Kirche, im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Es gab schon während des Pontifikats von Papst Johannes Paul II. Planungen für eine solche Begegnung, und das gilt auch für das Pontifikat von Benedikt XVI. Leider kam es aber nicht dazu. Mit Franziskus begann dann eine neue Runde von Gesprächen darüber, aber auch das hat seine Zeit gebraucht, bis es endlich zum Erfolg führte, fast drei Jahre… Der Wunsch zu einer solchen Begegnung bestand immer, und auf beiden Seiten, darum kann man nicht sagen, dass es da jemals eine Blockade gegeben hätte. Was das Zustandekommen bis jetzt verhinderte, war eine Reihe von Befürchtungen beim Patriarchat von Moskau. Die Befürchtung eines katholischen Proselytismus auf russischem Boden, die Befürchtung eines so genannten „Uniatismus“ vor allem in der Ukraine. Ich glaube aber, dass die russisch-orthodoxe Kirche sich klargeworden ist, dass diese Befürchtungen überholt sind.“

Es habe nie eine katholische Absicht gegeben, orthodoxe Gläubige in Russland abzuwerben, versichert der Geistliche. Zugleich habe die katholische Kirche auch vom „Uniatismus“ Abstand genommen, also von dem Versuch, einen Teil der russisch-orthodoxen Kirche der katholischen sozusagen anzugliedern. „Jetzt hat die katholische Kirche eine andere Methode der Einheit, die ökumenische Methode: Da geht es nicht mehr um Angliederung der einen Kirche an die andere, sondern um einen Weg, den die Kirchen gemeinsam gehen. Einen Weg der Brüderlichkeit, der Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen, des theologischen Dialogs und der Caritas. Das wird uns mit der Zeit einander annähern, so wie die Emmausjünger auf ihrem gemeinsamen Weg auf einmal gemerkt haben, dass Christus unter ihnen war.“

Das Entscheidende für Pater Destivel besteht darin, dass katholische und russisch-orthodoxe Kirche eines Tages gemeinsam Kommunion halten können. Das Treffen von Franziskus und Kyrill sei der Start einer neuen Etappe: „Jetzt werden wir sozusagen normale Beziehungen haben können, regulär und vertrauensvoll. Das entspricht der Kultur der Begegnung, für die sich Papst Franziskus immer einsetzt.“

(rv 05.02.2016 sk)








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