2016-02-03 13:58:00

Papst: „Möchte in Mexiko ein Werkzeug des Friedens sein“


Papst Franziskus hat der staatlichen mexikanischen Nachrichtenagentur Notimex ein Interview gegeben. In vier Themenblöcken äußerte er sich über seine bevorstehende Reise in das mittelamerikanische Land. Er komme nicht „als einer der Heiligen Drei Könige voller Mitbringsel, Botschaften, Ideen, Problemlösungen“, sondern als Pilger. „Ich werde im mexikanischen Volk etwas suchen, ihr sollt mir etwas geben“, sagte der Papst, nämlich „den Reichtum an Glauben, den ihr habt“. Der sei auch Frucht einer besonderen Beziehung zur Muttergottes, sagte Franziskus in Anspielung auf die Jungfrau von Guadalupe, Patronin Amerikas, deren Heiligtum er in Mexiko-Stadt besuchen wird.

Das Wort der Jungfrau von Guadalupe: Hab keine Angst!

1970 und 1999 sei er bereits im Land gewesen, sagte Franziskus, das erste Mal zu einem Treffen seines Ordens, das zweite Mal mit dem heiligen Papst Johannes Paul II., als dieser sein postsynodales Schreiben „Ecclesia in America“ übergab. Beide Male habe er dabei die Muttergottes von Guadalupe besucht. Er empfinde „Zärtlichkeit“ für sie und fühle sich von ihr beschützt. „Wie oft stehe ich mit Angst vor irgendeinem Problem, oder irgendwas Schlimmes ist passiert, und man  weiß nicht, wie man reagieren soll, und da bete ich zu ihr, ich wiederhole dann gern vor mir selbst: ,Hab keine Angst, bin ich denn nicht auf deiner Seite?´ Das sind ihre Worte: ,Hab keine Angst.´“ Franziskus erbat sich von den Mexikanern einen Gefallen, nämlich ihn bei seinem Aufenthalt in dem Wallfahrtsort eine Weile allein vor dem Bild beten zu lassen.

„Ich möchte in Mexiko mit euch ein Werkzeug des Friedens sein“

Dritter Themenblock des Interviews: Gewalt, Drogenkriminalität, Korruption, Armut - und die Frage an den Papst: Wie wollen Sie uns dabei helfen, dieser Gewalt entgegenzutreten? Nichts von diesen Missständen wolle er übertünchen, versetzte Franziskus, im Gegenteil: „Wenn ich dorthin gehe, dann deshalb, um das Beste von euch zu empfangen und mit euch zu beten, damit die Probleme eine Lösung finden. Denn das Mexiko der Gewalt, das Mexiko der Korruption, das Mexiko des Drogenhandels, das Mexiko der Kartelle ist nicht das Mexiko, das unsere Mutter will.“

Am Frieden müsse man jeden Tag arbeiten, unterstrich Franziskus, man müsse ihn sich erstreiten. „Ich möchte in Mexiko ein Werkzeug des Friedens sein, aber zusammen mit euch allen.“ Und wie könne das gehen? Mit Beständigkeit und Geduld. „Der Friede ist Handwerk, eine tägliche Arbeit, die man mit den Händen vollbringt, angefangen damit, wie ich ein Kind erziehe oder einen alten Menschen liebkose, das alles sind Samen des Friedens. Liebkosung. Der Friede wird aus Zärtlichkeit geboren, aus Verständnis, der Friede wird im Dialog gemacht, nicht im Abbruch, das ist überhaupt das Schlüsselwort: Dialog. Dialog zwischen den Führenden, Dialog mit dem Volk und Dialog im ganzen Volk.“

Der Glaube muss hinaus auf die Straße

Er erhoffe sich von den Mexikanern einen reifen, erneuerten, offen gelebten und missionarischen Glauben, sagte Franziskus auf eine entsprechende Frage hin. Die Welt wünsche sich einen bezeugten Glauben, der nicht wie in einer Konservenbüchse eingeschweißt daherkomme. „Unser Glaube ist ein Glaube, der im Kontakt entsteht, im Gespräch mit Jesus, unserem Retter, dem Herrn. Und dieser Glaube muss hinausgehen auf die Straße, an den Arbeitsplatz, er muss sich im Umgang mit den anderen äußern, im Dialog, im Verstehen, im Vergeben. Wenn der Glaube nicht auf die Straße hinausgeht, hilft er nicht, und auf die Straße hinausgehen, heißt nicht eine Prozession zu machen.“ Genau das bedeute es, den Glauben zu erneuern: hinausgehen. Franziskus rief die Mexikaner dazu auf, sich nicht vor Konflikten zu ängstigen, sondern mit dem Glauben Lösungen für Konflikte in der Familie, in der Gesellschaft und in der Wirtschaft zu suchen. Das Wort der Muttergottes entlehnend, schloss Franziskus: „Habt keine Angst hinauszugehen, hab kein Angst, mein Sohn, meine Tochter, bin denn ich, deine Mutter, nicht an deiner Seite?“

Notimex zeichnete das Papst-Interview am 22. Januar im vatikanischen Gästehaus auf. Anstelle von klassischen Journalistenfragen wurden dem Papst zu den vier Themenbereichen kurze Videos vorgespielt, in denen mexikanische Männer und Frauen ihre Erwartungen und ihre Fragen an Franziskus formulieren. Der Papst besucht Mexiko von 12. bis 18. Februar 2016.

(rv 03.02.2016 gs)








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