2016-02-01 13:42:00

Papst zu Ordensleuten: Wider die Anarchie des Wollens


Nähe zu den Menschen, Gehorsam als prophetisches Zeichen und Hoffnung: Das sind die drei wichtigsten Säulen des Ordenslebens. Zum Abschluss des Jahres des Ordenslebens empfing Papst Franziskus an diesem Montag Tausende von Ordenschristen. Er bedankte sich für den Dienst, den die Orden täten, und ganz besonders dankte er den Ordensfrauen. „Was wäre die Kirche, wenn es die Schwestern nicht gäbe?“

„Ich habe eine Ansprache für diesen Anlass vorbereitet …“ Wenn Papst Franziskus eine Rede mit diesen Worten beginnt, ist klar, dass dieser Text das Schicksal vieler Papsttexte teilt - dass er also zwar veröffentlicht, aber gar nicht vorgetragen wird. So auch an diesem Montag. Das Lesen von Ansprachen sei ein wenig langweilig, so der sichtlich gut gelaunte Papst unter dem Applaus der Ordensleute, deswegen ziehe er es vor, einfach so zu sprechen.

Ordensleute (und gottgeweihte Personen überhaupt, denn um sie alle ging es in diesem Themenjahr) seien Menschen, die sich dem Dienst an Gott verschrieben hätten. In der Kirche lebten sie eine starke Armut, eine keusche Liebe und Gehorsam. Und auch wenn am Gehorsam immer ein Stück fehle und es den perfekten Gehorsam unter den Menschen schlechterdings nicht gebe, sei das doch ein starkes Zeichen. Ein Zeichen, das man nicht mit Disziplin und dem militärischen Gehorsam verwechseln dürfe, so Franziskus, vielmehr gehe es da um ein freiwilliges Geben.

„Das ist ein prophetisches Zeichen“, so der Papst. „Es ist ein Zeichen gegen die Anarchie, die vom Teufel gesät ist, die Anarchie des Wollens. Ein prophetisches Zeichen sagt den Menschen, dass es einen Weg zum Glück gibt und der dich mit Freude füllt und dass Jesus dieser Weg ist.“ Dieses prophetische Zeichen sei ein Charisma, um dass man beten müsse, sagte der Papst weiter.

Gehorsam, Nähe, Hoffnung

Sein zweites Thema war das Thema Nähe. Ordensleute weihten sich dem Dienst, „aber nicht, um mich von den Menschen abzusondern und alle Bequemlichkeiten zu haben. Nein, sondern um mich zu nähern und um die Leiden, die Probleme und so viel anderes zu verstehen, das man nur in der Nähe zu den Menschen versteht. ‚Aber Pater, was soll ich machen, ich bin doch eine Klausurschwester, was soll ich tun? Denke an die heilige Theresia vom kleinen Kinde Jesu [von Lisieux], sie ist die Patronin der Mission. Mit einem brennenden Herzen war sie den Menschen nahe, auch durch die Briefe, die sie erhielt. Das ist Nähe!“

Ordenschrist zu werden bedeute nicht, Stufen einer sozialen Leiter hinaufzusteigen, betonte der Papst. Es stimme zwar, dass Eltern stolz darauf seien, Kinder in Ordensgemeinschaften zu haben. Aber für die Ordensleute selber sei das kein Status, der einen auf andere herabschauen lasse.

Die ersten Nächsten lebten dabei gleich nebenan, die Mitbrüder und –Schwestern. „Ich weiß ja, dass bei euch in den Gemeinschaften nie gelästert wird, nie, nie!“ scherzte der Papst unter dem Schmunzeln und Lachen der Ordensleute. „Das ist eine Weise, sich von den Brüdern und Schwestern zu entfernen: der Terror des Lästerns. Wer lästert, der ist ein Terrorist, er wirft Wort-Bomben und geht dann selber weg, er zerstört.“ Die Zunge im Zaum zu halten sei die schwierigste Tugend, zitierte der Papst den Apostel Jakobus. Wieder etwas in seine früheren Ämter als Novizenmeister und Ausbilder der Jesuiten in Argentinien hineinrutschend, hatte er eine ganze Reihe von konkreten Vorschlägen zu machen, über Kritik in Öffentlichkeit und Vertraulichkeit etwa oder die Verteilung von Diensten in der Gemeinschaft.

Wider die Versuchung der Hoffnungslosigkeit

Das dritte Thema des Papstes: Die Hoffnung. „Und ich muss euch gestehen, dass mich betrübt, wenn ich den Rückgang der Berufungen sehe, wenn ich die Bischöfe empfangen muss und frage, wie viele Seminaristen sie haben, vier oder fünf, oder wenn die Klöster einen oder zwei Novizen haben und immer älter werden, immer älter und immer älter.“ Das sei eine Versuchung, die Hoffnung aufzugeben, so Papst Franziskus. „Einige Kongregationen machen so etwas wie ‚künstliche Befruchtung’ und nehmen alle auf, die kommen, und dann kommen die Probleme gleich mit.“ Das sei keine Lösung für die Berufungskrise. Berufungen müssten sorgfältig geprüft werden.

Gegen die Versuchung der Hoffnungslosigkeit könne man mit dem Gebet angehen, riet Papst Franziskus, der einzige Weg sei das Setzen auf Gott.

Es gebe eine große Gefahr bei den abnehmenden Zahlen; er müsse das zur Sprache bringen, auch wenn es unangenehm sei, so Franziskus weiter. „Wenn eine Ordensgemeinschaft sieht, dass sie keine ‚Söhne und Enkel’ mehr hat und immer kleiner wird, dann hängt sie sich ans Geld.“  Vom Geld komme aber nichts Gutes. Es sei natürlich verständlich, dass sich Ordensleute um ihr eigenes Alter und ihre Versorgung sorgten; trotzdem gelte, dass Geld immer nur hinunterziehe. „Habt ihr das verstanden?“ „Ja, ja“, immer wieder wurde die Ansprache des Papstes so von den Ordensleuten unterbrochen.

„Vergesst nicht das prophetische Zeichen des Gehorsams, die Nähe zu den Menschen und die Hoffnung, dass sich der Herr um Söhne und Töchter in euren Kongregationen sorgt,“ schloss der Papst seine Ansprache. „Und vergesst nicht, für mich zu beten.“

(rv 01.02.2016 ord)








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