2016-01-23 13:52:00

Jesuit: Internationale Lösungen für Flüchtlingskrise


Die Flüchtlingskrise und ihre Folgen für die EU bestimmen auch die Debatten am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos. Am Freitag stand erneut die Zukunft des Schengen-Abkommens im Fokus. Das Abkommen, das den Menschen Bewegungsfreiheit über die Grenzen hinweg ermöglicht, ist gefährdet, da immer mehr europäische Staaten Grenzkontrollen errichten. Der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron warnte vor einer drohenden „Zerlegung“ des Abkommens durch Aktionen europäischer Nationalstaaten. Was das bedeuten könnte, darüber sprach Radio Vatikan mit Pater Camillo Ripamonti, dem Präsidenten des Jesuiten- Flüchtlings-Zentrums Centro Astalli in Rom.

„Das Aussetzen des Schengen-Abkommens würde sofort wirken und die Menschen in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken. Es gäbe strengere Kontrollen. Das erlaubt eine effektivere Organisation der Einwanderung in die einzelnen Staaten. Momentan gehen wir aber davon aus, dass die Lösung der Flüchtlingskrise auf europäischer Ebene gefunden werden muss: Also dass die einzelnen Staaten sich abstimmen müssen und nicht sich selbst überlassen werden sollten.“

Die Kontrollen der Menschen müssten zu ihrem eigenen Vorteil sein, betont der Jesuit. Die Identifikation solle dazu führen, dass die Menschen wirklich aufgenommen und integriert würden. Kontrollen dürften nicht mehr dazu genutzt werden, um sich vor den Ankömmlingen abzuschotten und die Grenzen mehr zu verteidigen als die Menschen und ihre Rechte. „Das ist inakzeptabel“, so Ripamonti.

Damit die Lasten unter den Erstaufnahmeländern und anderen EU-Staaten besser verteilt würden, müsse das System Asyl auf europäischer Ebene gedacht werden:

„Es bräuchte eine gemeinsame, abgestimmte Organisation. So würden sich alle verantwortlich fühlen für die Aufnahme an den Außengrenzen, in Südeuropa. Die Aufnahme müsste dann auf alle EU-Länder verteilt werden. Wenn das Asylsystem auf breiter europäischer Basis geregelt wird, kann ein Mensch, der an einem bestimmten Ort ankommt, sich in der ganzen Europäischen Union bewegen.“

Unterdessen hat US-Präsident Barack Obama Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem UNO-Flüchtlingsgipfel aufgerufen. Das Problem ist eben nicht allein ein Problem des Mittelmeeres, sondern es eine globale Krise.

„Ich spreche sicher lieber von dem ‚Phänomen Migration‘ anstatt von einem ‚Problem‘. Auf der Welt zählen die Vereinten Nationen rund 60 Millionen Flüchtlinge aufgrund von Krieg und Verfolgung. Gerade einmal eine Millionen von ihnen ist in Europa angekommen. Wir haben nur einen kleinen Teil des Phänomens im Blick, das die ganze Welt betrifft. Wir müssen das also auf internationaler Ebene angehen, und dann muss jede einzelne Region ihre Verantwortung übernehmen, wie sie damit auf ihrem Territorium umgeht.“

(rv 23.01.2016 cz)








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