2016-01-23 14:37:00

Italien: Debatte um Homo-Partnerschaften wegen Papstworte


Italiens politische Debatten kreisen derzeit um den Gesetzesentwurf namens „Cirinná“. Hinter dieser Bezeichnung steht die italienische Senatorin Monica Cirinná, die der Regierungspartei von Matteo Renzi – der Demokratischen Partei (PD) – angehört. Ihr Entwurf: auch gleichgeschlechtliche Paare sollen in Italien juristisch anerkennt werden. Wie weit das gehen soll und ob homosexuelle Paare auch Kinder adoptieren dürften, darüber streiten und diskutieren Politiker, Bürger und Kirchenvertreter. Nun wird auch der Papst „miteinbezogen“.

Mit seinem jüngsten Appell für die klassische Familie sorgte Papst Franziskus in Italien für große Aufmerksamkeit. Vor dem Hintergrund der derzeitigen Debatte um die Einführung eingetragener Lebenspartnerschaften für Homosexuelle brachten alle großen Zeitungen am Samstag die Worte des Papstes als Aufmacher.

Der Papst hatte am Freitag in seiner Jahresansprache an die Richter der Römischen Rota, die vor allem für Ehenichtigkeitsverfahren zuständig ist, erklärt, „dass es keine Verwirrung geben kann zwischen der von Gott gewollten Familie und jeder anderen Art von Verbindung“. Die Kommentatoren werteten dies als bewussten Beitrag des Papstes zur aktuellen Diskussion im italienischen Parlament um eine entsprechende Gesetzesvorlage.

„Papst macht seinen Job“

Die Senatorin Monica Cirinná, die den Entwurf ausgearbeitet hat, sagte der Turiner Zeitung „La Stampa“: „Der Papst macht seinen Job, das Parlament auch.“ Es sei nicht die Zeit für einen Kulturkampf zwischen Katholiken und Laizisten. Der Papst werde gehört, aber nicht kommentiert. Homosexuelle Partnerschaften gehörten in der italienischen Gesellschaft zur Realität und benötigten eine gesetzliche Regelung, so die Senatorin.

Befürworter bemühten sich, nachdem die Medien die Papstworte zitiert hatten, um einen ruhigen Dialog mit den Gegnern der Vorlage. Ministerpräsident Matteo Renzi betonte jedoch in der Presse, dass das Gesetzgebungsverfahren „unumkehrbar“ sei.

Deutsches Modell

Die umstrittene Gesetzesvorlage orientiert sich am deutschen Modell der eingetragenen Lebenspartnerschaft, in der Schwule und Lesben weitgehend die Rechte und Pflichten von Eheleuten teilen. Vorgesehen ist auch die Möglichkeit, leibliche Kinder des Partners zu adoptieren. Vor allem dieser Punkt hat die politische Debatte in Italien angeheizt. Die Kritiker befürchten unter anderem eine schleichende Zunahme von Leihmutterschaften. Der Widerstand gegen die Gesetzesvorlage in der jetzigen Form geht durch alle Parteien. Vor der Senatsdebatte am Donnerstag sind Hunderte Änderungsanträge zu dem Entwurf eingegangen. Im Februar soll die Kammer über das geplante Gesetz abstimmen.

(kap/kna 23.01.2016 mg)








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