2016-01-15 12:18:00

Parolin fordert klare Worte von Islam-Gelehrten gegen Terror


Der Vatikan sieht muslimische Gelehrte in der Pflicht, energischer gegen den Terror im Namen ihrer Religion vorzugehen. Gewalt von Extremisten müssten sie „ohne Zweideutigkeiten verurteilen“, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Interview der spanischen Wochenzeitung „Vida Nueva“. Es liege jetzt an den Gelehrten, einen Islam zu predigen, der keine extremistischen Interpretationen zur Rechtfertigung von Gewalt mehr zulasse, forderte die Nummer Zwei des Vatikan mit Blick auf die jüngsten Attentate in Istanbul und Jakarta.

Als positives Beispiel verwies Parolin auf islamische Wortführer, die den Terror nach den Anschlägen von Paris im vergangenen November verurteilt hatten, und lobte auch die Solidaritätsbekundungen von einfachen Muslimen für die Opfer. „Vergessen wir nicht, dass der Großteil der Opfer des islamischen Extremismus selbst Muslime sind“, gab Parolin zu bedenken. Die katholische Kirche müsse jetzt ihre Anstrengungen für den interreligiösen Dialog verdoppeln.

Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ bedroht nach Parolins Worten den Frieden in der Welt. Es sei Aufgabe der ganzen internationalen Gemeinschaft, sich den Terroristen entgegenzustellen. Das Mandat dazu könne aber nur vom UNO-Sicherheitsrat kommen. Was mögliche Anschläge während des Heiligen Jahres betrifft, riet Kardinal Parolin dazu, „sich jetzt nicht von Angst lähmen zu lassen“. Das wäre „doch genau das, was die Terroristen wollen“. Man müsse „mit Mut reagieren“.

Auf eine Frage nach vatikanischen Finanzskandalen reagierte der Kardinalstaatssekretär abwiegelnd: „Die Wirtschafts- und Finanzverwaltung des Heiligen Stuhls ist meiner Meinung nach weniger problematisch, als sie öffentlich manchmal dargestellt wird.“ Man müsse berücksichtigen, dass diese Verwaltung „komplex“ sei und „immer mal Fehler und mangelnde Effizienz“ auftreten könnten, „wie überall auf der Welt“. Immerhin zeigten „die Aufmerksamkeit und der Lärm angesichts einiger Episoden“, dass es „legitime Erwartungen“ an den Vatikan gebe: „Man erwartet einen nüchternen Lebensstil, der auf einer Linie mit der Armut des Evangeliums liegt, und auch ein moralisch einwandfreies Verhalten.“ Auch der Substitut im vatikanischen Staatssekretariat, Erzbischof Angelo Becciu, stößt in einem langen Interview mit der italienischen Zeitschrift „Panorama“ am Dienstag ins selbe Horn: Der Vatikan sei keineswegs „eine Räuberhöhle“, so Becciu.

Parolin spricht sich im Interview auch für „schnelle Lösungen“ in der Krise innerhalb der Europäischen Union aus. Mit Blick auf Spanien äußert er besorgt, es würde „niemandem helfen“, wenn das Land jetzt nach den Wahlen für längere Zeit „unregierbar“ sei.

(rv/kna 15.01.2016 sk)








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