Die Vorbereitung des Panorthodoxen Konzils, das zu Pfingsten dieses Jahres beginnen
soll, kommt in Fahrt. Dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. ist es in den
letzten Tagen gelungen, einige Stolpersteine auszuräumen, wenngleich noch viel zu
tun bleibt. Fest steht, dass die „Synaxis“ (Versammlung) der Repräsentanten aller
14 selbstständigen (autokephalen) orthodoxen Kirchen zur Vorbereitung des Konzils
vom 21. bis 28. Januar in Chambesy bei Genf stattfinden wird.
Aus der ungewöhnlich langen Dauer der „Synaxis“ schließt die Nachrichtenagentur Kathpress
in einer Analyse an diesem Freitag, dass es sich um eine echte Arbeitssitzung handeln
wird. Bei dieser müssen die offenen Fragen im Hinblick auf das Konzil, das in fünf
Monaten starten soll, gelöst werden.
Einer der Stolpersteine konnte nicht zur Gänze ausgeräumt werden, hier kam es zu einem
Kompromiss. Dabei ging es um die Präsenz des Oberhaupts der Kirche von Griechenland,
Erzbischof Hieronymos (Liapis), bei der „Synaxis“. Der Erzbischof hatte bereits vor
geraumer Zeit angekündigt, dass er nicht persönlich anwesend sein, sondern eine dreiköpfige
Metropoliten-Delegation entsenden werde. Daraufhin beauftragte Patriarch Bartholomaios
I. einen seiner Vertrauten, den Pariser Metropoliten Emmanuel (Adamakis), nach Athen
zu reisen, um den Erzbischof umzustimmen. Erzbischof Hieronymos wies aber die Entscheidung
dem Heiligen Synod seiner Kirche zu, der am letzten Dienstag der Version einer dreiköpfigen
Metropoliten-Delegation bei der „Synaxis“ zustimmte.
Allerdings wurde beschlossen, dass an Stelle des ursprünglich vorgesehenen Metropoliten
von Karystia, Seraphim (Roris), der Metropolit von Messinia, Chrysostomos (Savvatos),
nach Chambesy entsandt wird. Metropolit Chrysostomos verfügt über ausgezeichnete Beziehungen
zum Ökumenischen Patriarchat und gilt als einer der führenden Ökumeniker der Kirche
von Griechenland.
Tschechisch-slowakische Krise gelöst
Am 11./12. Januar konnte im Phanar auch eines der diffizilsten interorthodoxen Probleme
gelöst werden, das bisher eine schwere Belastung für die Vorbereitung des Panorthodoxen
Konzils darstellte. Nach Angaben der orthodoxen Website „Romfea“ kam es bei einem
Treffen unter dem Vorsitz des emeritierten Metropoliten von Pergamon, Ioannis (Zizioulas),
zu einer Aussöhnung mit dem umstrittenen Oberhaupt der orthodoxen Kirche der tschechischen
Länder und der Slowakei und Erzbischof von Presov, Rastislav (Gant). Demnach anerkennt
das Ökumenische Patriarchat Metropolit Rastislav als Oberhaupt der orthodoxen Kirche
seiner Heimat, nachdem dieser sich für seine öffentlichen Ausfälle gegen den Phanar
im besonderen und „die Griechen“ im allgemeinen entschuldigt hatte. Die kanonischen
Beziehungen zwischen Metropolit Rastislav und seinem wichtigsten innerkirchlichen
Kritiker, dem Olmützer Erzbischof Simeon (Jakovljevic) werden wiederhergestellt. Die
tschechisch-slowakische orthodoxe Kirche anerkennt den „Tomos“, mit dem ihr vom Ökumenischen
Patriarchat die Autokephalie zuerkannt wurde. Der Phanar hatte kritisiert, dass im
Statut der Kirche bisher nur auf die Verleihung der Autokephalie durch das Moskauer
Patriarchat Bezug genommen wurde.
Es wird vermutet, dass der Lösung der Probleme in der tschechisch-slowakischen Kirche
diskrete Verhandlungen zwischen Konstantinopel und Moskau vorangegangen sind. Einen
Hinweis darauf gab die Predigt des Leiters des Außenamtes des Moskauer Patriarchats,
Metropolit Hilarion (Alfejew), bei einem Festgottesdienst am 8. Januar in der Nikolauskirche
in Kotelniki, wo sich die Vertretung (das „Metochion“) der orthodoxen Kirche der tschechischen
Länder und der Slowakei beim Moskauer Patriarchat befindet. An dem Festgottesdienst
nahmen auch der slowakische Botschafter in Moskau, Peter Priputen, und sein tschechischer
Amtskollege, Vladimir Remek, teil.
Einzelne orthodoxe Kirchen weisen jetzt darauf hin, es sei dringend, eine Tagesordnung
für die „Synaxis“ zu erstellen. Auch der im Außenamt des Moskauer Patriarchats für
interorthodoxe Beziehungen zuständige Erzpriester Igor Jakimtschuk bedauerte in einem
Intervies, dass in Moskau bisher kein offizieller Brief aus Konstantinopel über die
Verlegung der „Synaxis“ vom Phanar (wie ursprünglich vorgesehen) nach Chambesy eingetroffen
sei. Fragen im Bezug auf die Tagesordnung der „Synaxis“ und auf das Format der Beteiligung
des Moskauer Patriarchats könnten erst entschieden werden, sobald ein solches Schreiben
eingetroffen sei.
Eminentes katholisches Interesse
Die Frage des Panorthodoxen Konzils wird auch im katholischen Bereich aufmerksam verfolgt.
Der Präsident des „Sophia“-Instituts der Fokolarbewegung in Loppiano bei Florenz,
Msgr. Piero Coda (er ist auch Mitglieder der internationalen Kommission für den theologischen
Dialog zwischen katholischer und orthodoxer Kirche), sagte dieser Tage im Gespräch
mit der italienischen katholischen Nachrichtenagentur SIR, das Panorthodoxe Konzil
sei ein „historisches Ereignis von herausragender Bedeutung“. Zum ersten Mal seit
der Auflösung der vollen Einheit zwischen katholischer und orthodoxer Kirche im Jahr
1054 würden sich die Oberhäupter aller orthodoxen Kirchen versammeln. Dabei gehe es
einerseits um den Konsens zwischen den orthodoxen Schwesterkirchen, die denselben
Glauben teilen, aber Autonomie haben und in sehr unterschiedlichen nationalen, kulturellen
und sozialen Kontexten stark verankert sind. Andererseits müssten diese Kirchen im
Respekt vor diesen historischen Besonderheiten und den großen politischen Problemen
ihres Umfeldes Übereinstimmung über einige grundlegende pastorale und auch kirchenrechtliche
Fragen finden.
Es gebe aber auch ökumenische Konsequenzen im Hinblick auf den Dialog mit der katholischen
Kirchen. Es sei von größter Bedeutung, dass die orthodoxen Kirchen ihre Gemeinschaft
betonen und vertiefen, als Voraussetzung für eine „Beschleunigung“ auf dem Weg zur
Einheit mit der katholischen Kirche. Coda: „Die Sympathie, die Papst Franziskus in
der orthodoxen Welt genießt, vor allem seine dringende Einladung, den synodalen Weg
der Kirche auf allen Ebenen einzuschlagen, nähren ebenso wie die nicht leichte, aber
ausdauernde Arbeit der internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen
katholischer und orthodoxer Kirche über das Thema des Verhältnisses von Primat und
Synodalität die ökumenische Hoffnung.“
(kap-analyse von erich leitenberger 15.01.2016 sk)
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