2016-01-15 11:48:00

Panorthodoxes Konzil: Vorbereitung kommt in Fahrt


Die Vorbereitung des Panorthodoxen Konzils, das zu Pfingsten dieses Jahres beginnen soll, kommt in Fahrt. Dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. ist es in den letzten Tagen gelungen, einige Stolpersteine auszuräumen, wenngleich noch viel zu tun bleibt. Fest steht, dass die „Synaxis“ (Versammlung) der Repräsentanten aller 14 selbstständigen (autokephalen) orthodoxen Kirchen zur Vorbereitung des Konzils vom 21. bis 28. Januar in Chambesy bei Genf stattfinden wird.

Aus der ungewöhnlich langen Dauer der „Synaxis“ schließt die Nachrichtenagentur Kathpress in einer Analyse an diesem Freitag, dass es sich um eine echte Arbeitssitzung handeln wird. Bei dieser müssen die offenen Fragen im Hinblick auf das Konzil, das in fünf Monaten starten soll, gelöst werden.

Einer der Stolpersteine konnte nicht zur Gänze ausgeräumt werden, hier kam es zu einem Kompromiss. Dabei ging es um die Präsenz des Oberhaupts der Kirche von Griechenland, Erzbischof Hieronymos (Liapis), bei der „Synaxis“. Der Erzbischof hatte bereits vor geraumer Zeit angekündigt, dass er nicht persönlich anwesend sein, sondern eine dreiköpfige Metropoliten-Delegation entsenden werde. Daraufhin beauftragte Patriarch Bartholomaios I. einen seiner Vertrauten, den Pariser Metropoliten Emmanuel (Adamakis), nach Athen zu reisen, um den Erzbischof umzustimmen. Erzbischof Hieronymos wies aber die Entscheidung dem Heiligen Synod seiner Kirche zu, der am letzten Dienstag der Version einer dreiköpfigen Metropoliten-Delegation bei der „Synaxis“ zustimmte.

Allerdings wurde beschlossen, dass an Stelle des ursprünglich vorgesehenen Metropoliten von Karystia, Seraphim (Roris), der Metropolit von Messinia, Chrysostomos (Savvatos), nach Chambesy entsandt wird. Metropolit Chrysostomos verfügt über ausgezeichnete Beziehungen zum Ökumenischen Patriarchat und gilt als einer der führenden Ökumeniker der Kirche von Griechenland.

Tschechisch-slowakische Krise gelöst

Am 11./12. Januar konnte im Phanar auch eines der diffizilsten interorthodoxen Probleme gelöst werden, das bisher eine schwere Belastung für die Vorbereitung des Panorthodoxen Konzils darstellte. Nach Angaben der orthodoxen Website „Romfea“ kam es bei einem Treffen unter dem Vorsitz des emeritierten Metropoliten von Pergamon, Ioannis (Zizioulas), zu einer Aussöhnung mit dem umstrittenen Oberhaupt der orthodoxen Kirche der tschechischen Länder und der Slowakei und Erzbischof von Presov, Rastislav (Gant). Demnach anerkennt das Ökumenische Patriarchat Metropolit Rastislav als Oberhaupt der orthodoxen Kirche seiner Heimat, nachdem dieser sich für seine öffentlichen Ausfälle gegen den Phanar im besonderen und „die Griechen“ im allgemeinen entschuldigt hatte. Die kanonischen Beziehungen zwischen Metropolit Rastislav und seinem wichtigsten innerkirchlichen Kritiker, dem Olmützer Erzbischof Simeon (Jakovljevic) werden wiederhergestellt. Die tschechisch-slowakische orthodoxe Kirche anerkennt den „Tomos“, mit dem ihr vom Ökumenischen Patriarchat die Autokephalie zuerkannt wurde. Der Phanar hatte kritisiert, dass im Statut der Kirche bisher nur auf die Verleihung der Autokephalie durch das Moskauer Patriarchat Bezug genommen wurde.

Es wird vermutet, dass der Lösung der Probleme in der tschechisch-slowakischen Kirche diskrete Verhandlungen zwischen Konstantinopel und Moskau vorangegangen sind. Einen Hinweis darauf gab die Predigt des Leiters des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion (Alfejew), bei einem Festgottesdienst am 8. Januar in der Nikolauskirche in Kotelniki, wo sich die Vertretung (das „Metochion“) der orthodoxen Kirche der tschechischen Länder und der Slowakei beim Moskauer Patriarchat befindet. An dem Festgottesdienst nahmen auch der slowakische Botschafter in Moskau, Peter Priputen, und sein tschechischer Amtskollege, Vladimir Remek, teil.

Einzelne orthodoxe Kirchen weisen jetzt darauf hin, es sei dringend, eine Tagesordnung für die „Synaxis“ zu erstellen. Auch der im Außenamt des Moskauer Patriarchats für interorthodoxe Beziehungen zuständige Erzpriester Igor Jakimtschuk bedauerte in einem Intervies, dass in Moskau bisher kein offizieller Brief aus Konstantinopel über die Verlegung der „Synaxis“ vom Phanar (wie ursprünglich vorgesehen) nach Chambesy eingetroffen sei. Fragen im Bezug auf die Tagesordnung der „Synaxis“ und auf das Format der Beteiligung des Moskauer Patriarchats könnten erst entschieden werden, sobald ein solches Schreiben eingetroffen sei.

Eminentes katholisches Interesse

Die Frage des Panorthodoxen Konzils wird auch im katholischen Bereich aufmerksam verfolgt. Der Präsident des „Sophia“-Instituts der Fokolarbewegung in Loppiano bei Florenz, Msgr. Piero Coda (er ist auch Mitglieder der internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen katholischer und orthodoxer Kirche), sagte dieser Tage im Gespräch mit der italienischen katholischen Nachrichtenagentur SIR, das Panorthodoxe Konzil sei ein „historisches Ereignis von herausragender Bedeutung“. Zum ersten Mal seit der Auflösung der vollen Einheit zwischen katholischer und orthodoxer Kirche im Jahr 1054 würden sich die Oberhäupter aller orthodoxen Kirchen versammeln. Dabei gehe es einerseits um den Konsens zwischen den orthodoxen Schwesterkirchen, die denselben Glauben teilen, aber Autonomie haben und in sehr unterschiedlichen nationalen, kulturellen und sozialen Kontexten stark verankert sind. Andererseits müssten diese Kirchen im Respekt vor diesen historischen Besonderheiten und den großen politischen Problemen ihres Umfeldes Übereinstimmung über einige grundlegende pastorale und auch kirchenrechtliche Fragen finden.

Es gebe aber auch ökumenische Konsequenzen im Hinblick auf den Dialog mit der katholischen Kirchen. Es sei von größter Bedeutung, dass die orthodoxen Kirchen ihre Gemeinschaft betonen und vertiefen, als Voraussetzung für eine „Beschleunigung“ auf dem Weg zur Einheit mit der katholischen Kirche. Coda: „Die Sympathie, die Papst Franziskus in der orthodoxen Welt genießt, vor allem seine dringende Einladung, den synodalen Weg der Kirche auf allen Ebenen einzuschlagen, nähren ebenso wie die nicht leichte, aber ausdauernde Arbeit der internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen katholischer und orthodoxer Kirche über das Thema des Verhältnisses von Primat und Synodalität die ökumenische Hoffnung.“

(kap-analyse von erich leitenberger 15.01.2016 sk)








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