Anglikaner: Sanktionen gegen US-Kirche

Die führenden Vertreter der anglikanischen Weltkirche versuchen, eine Spaltung abzuwenden. Auf ihrem Gipfel in Canterbury beschlossen sie am Donnerstagabend mehrheitlich Sanktionen gegen die anglikanische Kirche der USA. Die sogenannte Episkopalkirche darf, so die Übergangslösung, drei Jahre lang nicht mehr an wichtigen Beschlüssen der anglikanischen Weltkirche teilhaben. Auch dürfen ihre Vertreter in den nächsten drei Jahren nicht mehr in ökumenischen oder interreligiösen Gremien sitzen.

Zankapfel innerhalb der anglikanischen Kirche sind der Umgang mit homosexuellen Menschen sowie die Bischofsweihe für Frauen. Darüber streiten sich nicht nur anglikanische Kirchenprovinzen der Nord- und der Südhalbkugel; auch durch die einzelnen Kirchenprovinzen selbst geht der Riss. Die jetzt bestrafte US-Kirche hatte vor 13 Jahren einen homosexuellen Geistlichen zum Bischof geweiht.

Zum Gipfel hat Erzbischof Justin Welby von Canterbury 38 anglikanische Primasse aus aller Welt eingeladen; sie tagen seit Montag, und noch bis Samstag. Welby ist geistliches Oberhaupt der Anglikaner. Die US-Anglikaner hätten sich gegen den „Glauben und die Ehe-Lehre einer Mehrheit der anglikanischen Provinzen“ gestellt“, hieß es in der Mehrheits-Erklärung vom Donnerstag. Das Statement betont den Willen, auch weiterhin „gemeinsam im Glauben voranzugehen“.

Zur anglikanischen Kirche, der drittgrößten christlichen Konfession, gehören weltweit um die achtzig Millionen Christen; sie wächst vor allem in der südlichen Hemisphäre. So zählt sie in Afrika zehn Millionen Gläubige mehr als in ihrem Stammland England. Und vor allem in Afrika und Asien halten anglikanische Kirchenführer hartnäckig an der traditionellen Sexualethik fest. Sie sind seit einem Jerusalemer Kongress von 2008 in der kircheninternen Bewegung „Gafcon“ organisiert. Diese Bewegung begrüßte am Donnerstag die Entscheidung von Canterbury. Allerdings sei das „nicht etwa das Ende, sondern erst der Anfang“.

(ap 15.01.2016 sk)