2016-01-14 10:18:00

D/Österreich: Risiken der Fortpflanzungsmedizin unterschätzt


Mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Gefahren der Fortpflanzungsmedizin hat der Biomedizinexperte Matthias Beck aufhorchen lassen. So würde eine jüngst in Deutschland publizierte Studie nachweisen, dass die bei der In-vitro-Fertilisation (IvF) verwendeten Nährlösungen für befruchtete Eizellen später beim Kind schwere Gefäßerkrankungen nach sich ziehen können. Dieses Beispiel zeige, wie wichtig die wissenschaftliche Begleitforschung gerade bei der Fortpflanzungsmedizin sei. Der Mediziner, Pharmazeut und Theologe erneuerte seine Kritik am geltenden Fortpflanzungsmedizingesetz am Mittwoch in Wien bei einer Pressekonferenz anlässlich dessen Beschlussfassung vor einem Jahr. Es brauche bestmögliche Voraussetzungen für IvF-Kinder und keine „bewusste Verschleierung“, so Beck.

Auslöser für die in der deutschen Studie festgestellte Gefährdung ist die mit Antibiotika angereicherte Nährlösung in der sogenannten Petri-Schale, in der sich die befruchtete Eizelle bis zu sechs Tage vor dessen Einsetzung in die Gebärmutter befindet. Dabei sei hochproblematisch, dass die Inhaltsstoffe der Nährlösung nicht deklariert seien. „Solch ein Medikament würde nie eine Zulassung bekommen“, betonte der Pharmazeut.

 

Fehlende Begleitforschung

Gefahren gebe es auch bei der Anwendung der sogenannten ICSI, bei der ein Spermium direkt in eine Eizelle eingebracht wird. Die Möglichkeit einer genetischen Schädigung sei groß, weswegen die fehlende Begleitforschung umso unverständlicher sei. Mangelnde Forschung und Information hätte de facto ein „Diskussionsverbot“ über die Risiken der IvF auch innerhalb der Bioethikkommission des österreichischen Bundeskanzlers zur Folge, monierte Beck, der selbst Mitglied der Kommission ist.

Als schwerwiegendes medizinisches, psychisches und ethisches Problem nannte der Bioethikexperte den Umstand, dass das geltende Gesetz den Transfer von mehreren befruchteten Eizellen erlaube, was oft zu Mehrlingsschwangerschaften und damit verbundenen Komplikationen führe. Als Positivbeispiel demgegenüber nannte Beck die Gesetzeslage in Dänemark, wo nur der Single-Embryo-Transfer erlaubt ist.

 

Folgeproblem Fetozid

Ein Folgeproblem bei Mehrlingsschwangerschaften sei oft der damit verbundene Fetozid. So komme es immer wieder vor, dass bei Risikoschwangerschaften mit mehreren Embryonen einer oder sogar mehre im Mutterleib absichtlich getötet werden, auch wenn diese gesund seien. Beck verwies in diesem Zusammenhang auf eine aktuelle in Wien verfasste Dissertation zur Thematik, die sich mit den medizinischen und psychischen Folgen für das dann geborene IvF-Kind befasst. Aus wissenschaftlicher Sicht unverständlich sei auch die Regelung, wonach bei Totgeburten nicht deklariert wird, ob es sich dabei um ein IvF-Kind handelt. Dem obduzierenden Pathologen fehle damit eine wichtige Information. Angesichts dieser Praxis entstehe der Eindruck, dass „bewusst kein Informationstransfer“ gewollt sei, so Beck.

 

Psychische Aspekte beachten

Mehr Forschung sei auch im Blick auf die psychischen Aspekte bei der Eizellempfängerin nötig. Beck verwies auf eine aktuellen Beitrag der am Wiener AKH tätigen Psychologin Karin Tordy. Die mittels IvF empfangene fremde Eizelle würde von der Frau offenbar physiologisch und psychologisch als Fremdkörper empfunden werden. Die damit verbundene Ablehnung würde so weit gehen, dass die Schwangerschaft mit einer Abtreibung enden könne.

Beck unterstrich in seiner Wortmeldung in Österreich, dass er nicht als Theologe Kritik an der IvF und an Methoden der Fortpflanzungsmedizin übe. Es gehe ihm als Mediziner und Pharmazeut „um bestmögliche Voraussetzungen für ein IvF-Kind“. Daher müssten die rechtlichen und faktischen Gründe für das Fehlen einer nötigen Begleitforschung beseitigt werden.

 

(kap 14.01.2016 mg)

 








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