2016-01-12 09:46:00

Syrischer Patriarch: IS schuld an Drama in Madaya


Der syrische Patriarch Gregorios III. Laham gibt Terrormilizen die Schuld an der katastrophalen humanitären Lage in Madaya. Bewaffnete Banden und Milizen des „Islamischen Staates“ hätten die Stadt als Geisel genommen und benutzten Zivilisten als menschliche Schutzschilde, sagte das griechisch-katholische Oberhaupt dem vatikanischen Pressedienst Asianews (Montag). Zugleich betonte er, in der Stadt lebten tatsächlich nur rund 20.000 Menschen, nicht wie stets behauptet 40.000.

Ärzte ohne Grenzen: Menschen starben an Mangelernährung

Am Montag hatte nach monatelangen Verzögerungen ein Hilfskonvoi des Internationalen Roten Kreuzes die von syrischen Truppen belagerte Stadt nordwestlich von Damaskus erreicht. Rund 40 Lastwagen brachten den Angaben zufolge 330 Tonnen Nahrung und Medikamente für die eingeschlossene Bevölkerung. Am Montagnachmittag hatte der Konvoi noch zahlreiche Kontrollpunkte der Regierungsarmee zu passieren. Seit Dezember sollen in Madaya laut der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen mindestens 23 Menschen an den Folgen von Mangelernährung gestorben sein.

Patriarch: Hilflieferungen enden in Händen der Terroristen

Patriarch Gregorios III. sagte Asianews, Kirchenvertreter hätten Zugang zu der Stadt. Hilfslieferungen seien aber riskant, „weil sie, wie schon in anderen Orten geschehen, in den Händen krimineller Banden und terroristischer Gruppen enden“. Der Patriarch sprach von einem komplexen Problem. Es gehe „nicht nur um die Regierung, die keine Hilfen hineinlassen will“. Bei Lebensmittellieferungen bestehe die Gefahr, dass sie von Bewaffneten konfisziert würden, so Gregorios III.          

Kriegsverbrechen: Gezieltes Aushungern

Nach einer Sicherheitsratsitzung am Montagabend in New York sei festgelegt worden, dass 400 vom Hungertod bedrohte Menschen nun so schnell wie möglich aus der syrischen Stadt herausgebracht werden sollen. Diese Menschen seien fast tot und bräuchten dringend medizinische Hilfe, sagten UNO-Diplomaten. Laut den Mitarbeiter der Hilfsorganisationen sei Madaya seit rund einem halben Jahr von Regierungstruppen eingeschlossen. Der erste Hilfskonvoi könne nur ein Anfang sein, sagten die Diplomaten.

Das gezielte Aushungern von Zivilisten gilt völkerrechtlich als Kriegsverbrechen. Schon im Juni 2015 hatte der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in einem Bericht zur Lage im Bürgerkriegsland Syrien darauf hingewiesen, dass alle Konfliktparteien systematisches Aushungern wie in der Stadt Madaya als Kampfmethode einsetzen

(kap/kna 12.01.2016 no)








All the contents on this site are copyrighted ©.