2016-01-11 13:16:00

Ukraine: Katholiken und Autokephalen beraten Kirchenunion


In dem osteuropäischen Land bahnt sich eine Union zwischen der griechisch-katholischen Kirche und einer orthodoxen Erzeparchie an. Eine mögliche Union war kürzlich Inhalt von Gesprächen zwischen dem mit Rom unierten Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk und Erzbischof Ihor Isitschenko von der ukrainischen autokephalen orthodoxen Kirche (UAOK). Beide zeigten sich nach dem Treffen vorsichtig-optimistisch, wie die Stiftung „Pro Oriente“ am Montag berichtete.

Kurz vor Weihnachten hat laut „Pro Oriente“ das bisher letzte Unionstreffen zwischen Schewtschuk und Isitschenko stattgefunden. Schewtschuk habe dabei die Notwendigkeit „absoluter Transparenz“ beim Vereinigungsprozess unterstrichen. Priester und Laien beider Kirchen müssten involviert werden. Nach den Angaben betonte das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche zugleich, dass das Ziel der Vereinigung der beiden Kirchen „irreversibel und außer Diskussion“ sei und einhellige Zustimmung gefunden habe.

Bei dem Unionstreffen am Sitz des Großerzbischofs hatten die teilnehmenden Priester Gelegenheit, ihre Sichtweise darzulegen und direkte Fragen an Schewtschuk zu richten. Erzbischof Isitschenko unterstrich seinerseits, dass das Ziel des Vereinigungsprozesses eine einheitliche „Kirche von Kyiv“ sei, wobei zugleich das „spirituelle Erbe“ der UAOK als Teil des gemeinsamen christlichen Erbes der Ukraine „geschützt und bewahrt“ werden solle.

Wie „Pro Oriente“ schreibt, sei „derzeit nicht öffentlich bekannt, wie der Vatikan bzw. die dafür zuständige Ostkirchenkongregation zu den neuen partiellen Unionsbestrebungen in der Ukraine steht“

Hintergrund: 1917/18 führte zur Gründung

Die ukrainische autokephale orthodoxe Kirche hat eine bewegte Geschichte, die nur auf dem Hintergrund der politisch-konfessionellen Konfliktlage in der Ukraine seit 1917/18 verständlich ist. Nach der mit deutscher und österreichisch-ungarischer Unterstützung erfolgten Ausrufung des ersten unabhängigen ukrainischen Staates am 25. Januar 1918 gab es auch Bestrebungen orthodoxer Geistlicher, eine von Moskau unabhängige selbstständige (autokephale) orthodoxe Kirche im Land zu begründen.

Nach dem kommunistischen Sieg im Bürgerkrieg bestand dann Interesse der Machthaber, die russisch-orthodoxe Kirche zu schwächen. Daher standen die Bolschewiki dem Gedanken einer ukrainischen Nationalkirche zunächst wohlwollend gegenüber, und die ukrainische autokephale orthodoxe Kirche (UAOK) wurde im Mai 1920 in Kyiv begründet.

1937 erfolgte jedoch die Auflösung der Kirche durch die Sowjetbehörden. Nach dem Überfall NS-Deutschlands auf die östlichen Nachbarstaaten wurde die UAOK wieder begründet, weil die deutschen Besatzer nationalkirchliche Bestrebungen für ihre Zwecke instrumentalisieren wollten. Nach der Rückkehr der Sowjets konnte sich die UAOK nur in der Emigration halten. Aus dieser Phase gibt es drei Metropolien in den USA, in Kanada sowie in der allgemeinen Diaspora (vor allem Westeuropa, Ozeanien, Lateinamerika), die heute dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel unterstehen.

Erst nach dem Ende der kommunistischen Herrschaft 1990 konnte die UAOK wieder in der Heimat tätig werden. Mstyslaw Skrypnyk kehrte als „Patriarch“ nach Kyiv zurück. Nach seinem Tod wurde Wolodymyr Romaniuk zum Patriarchen gewählt, er trennte sich aber von der Kirche und gründete gemeinsam mit dem früheren russisch-orthodoxen Metropoliten Filaret Denysenko das sogenannte Kyiver Patriarchat.

Nach einem Zwischenspiel wurde im Oktober 2000 Metropolit Mefodiy Kudrjakow von Tarnopol zum „Leiter“ der UAOK – bewusst nicht zum „Patriarchen“ – gewählt. Er versuchte, die Verbindungen mit der ukrainischen orthodoxen Diaspora wiederherzustellen. Außerdem revitalisierte er die Orthodoxe Theologische Akademie in Tarnopol. Nach seinem Tod wurde Metropolit Makarij Maletytsch von Lemberg zu seinem Nachfolger gewählt, die Wahl wird aber von einem Teil der Kirche nicht anerkannt, der dem pastoralen und spirituellen Erbe von Metropolit Mefodiy treu bleiben möchte.

Im Vorjahr gab es Bestrebungen zur Wiedervereinigung zwischen der UAOK und dem Kyiver Patriarchat. Für 14. September war ein Unionskonzil vorgesehen. Die Bestrebungen scheiterten an der Namensfrage, an der Zusammensetzung des Konzils und auch daran, ob alle vorhandenen Bischöfe im Amt bleiben sollten – auch dort, wo es dann in einer Stadt zwei Bischöfe einer vereinten Kirche gegeben hätte.

(kap 11.01.2016 mg)








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