2016-01-08 10:57:00

Der Papst, die Liebe, die TV-Serien


„Gott ist die Liebe“ – ja, aber „nicht jede Liebe ist Gott“. Das sagte Papst Franziskus an diesem Freitag bei seiner Frühmesse in der Casa Santa Marta des Vatikans. Er bezog sich auf einen berühmten Text des Neuen Testaments: den Ersten Johannesbrief. Dessen Formel „Gott ist die Liebe“ hatte schon vor ziemlich genau zehn Jahren den damaligen Papst Benedikt XVI. zu seiner ersten Enzyklika „Deus Caritas est“ inspiriert.

„Die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott“, heißt es im Ersten Johannesbrief. Und der Autor fährt fort: „Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe.“ Ein eindringliches Wort, fand Papst Franziskus – allerdings gelte es genau hinzusehen beim Thema Liebe. Hier gehe es immerhin um die beiden Hauptgebote, die Gottes- und die Nächstenliebe nämlich. Liebe sei „schön, etwas Schönes“, formulierte Franziskus, aber „stark“ werde sie vor allem „durch das Geschenk des eigenen Lebens“.

„Dieses Wort Liebe wird so oft benutzt, und da wird nicht immer klar, was damit genau gemeint ist. Was ist die Liebe? Manchmal denken wir da an die Liebe in den Fernsehserien – nein, das scheint nicht Liebe zu sein. Oder die Liebe kann als Enthusiasmus für einen Menschen auftreten – und dann ist sie auf einmal vorüber. Woher kommt also die wahre Liebe? Wer liebt, stammt von Gott, weil Gott die Liebe ist – damit sagt Johannes nicht: Jede Liebe ist Gott. Nein: Gott ist Liebe.“

Aus dem Gedankengang des neutestamentlichen Briefeschreibers werde eine Eigenschaft Gottes deutlich: Er liebe „als erster“. Und das zeige sich, so fuhr der Papst fort, auch im Evangelium nach Markus von diesem Freitag – es ist die Schilderung einer wunderbaren Brotvermehrung durch Jesus. Jesus habe „Mitleid“ mit den „vielen Menschen“ gehabt, wiederholte Franziskus die Worte des Evangelisten; dieses Wörtchen „Mitleid“ bedeute allerdings mehr, als dass Jesus die Leute einfach irgendwie „leidgetan“ hätten. Jesu Liebe zu den Menschen sei eine Liebe, „die ihn dazu bringt, mit ihnen zu leiden, sich hineinziehen zu lassen in das Leben der Leute“. Eine Liebe, die immer die erste ist – dafür gebe es tausend Beispiele, so Franziskus. Er nannte auch gleich ein paar: Zachäus, Natanael, der verlorene Sohn im Gleichnis.

„Wenn wir etwas auf dem Herzen haben und den Herrn um Verzeihung bitten wollen, dann ist Er es, der uns schon erwartet, um uns zu verzeihen! Auch das bedeutet dieses Heilige Jahr der Barmherzigkeit: dass uns wieder klar wird, dass der Herr auf uns wartet, auf jeden von uns. Und warum? Um uns zu umarmen. Sonst nichts. Um zu sagen: Mein Sohn, meine Tochter, ich liebe dich! Ich habe zugelassen, dass sie meinen Sohn um deinetwillen ans Kreuz schlagen – das ist der Preis meiner Liebe! Das ist das Geschenk der Liebe.“

Das sei, so der Papst weiter, eine Gewissheit, die man „immer“ im Herzen haben solle: „Der Herr wartet auf mich, der Herr will, dass ich ihm die Tür meines Herzens öffne.“ Natürlich könne man sich kaum der Liebe Gottes würdig fühlen, aber das sei „umso besser“, befand Franziskus: „Denn er erwartet dich so wie du bist, nicht so, wie man dir sagt, dass du sein solltest!“

„Zum Herrn gehen und sagen: Aber du weißt doch, Herr, dass ich dich liebe. Oder wenn ich mich dazu nicht imstande fühle, sagen: Du weißt doch, Herr, dass ich dich gerne lieben würde, aber ich bin so ein Sünder, so eine Sünderin... Und er wird dasselbe tun, was er mit dem verlorenen Sohn getan hat, der alles Geld durch seine Laster verschleudert hatte: Er wird gar nicht zulassen, dass du zu Ende sprichst, mit einer Umarmung wird er dich zum Schweigen bringen. Die Umarmung der Liebe Gottes!“

(rv 08.01.2016 sk)








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