2016-01-06 13:12:00

Der Papst beim Angelus: Nein zur Mittelmäßigkeit


Zum Hochfest der Erscheinung des Herrn hat der Papst am Mittag, gleich nach der Messe im Petersdom, den Angelus auf dem Petersplatz gebetet. In seiner Ansprache ging er auf die Bedeutung der Sterndeuter im Matthäus-Evangelium ein: Sie wiesen die Gläubigen von heute darauf hin, dass man sich nicht mit Mittelmäßigkeit zufrieden geben dürfe. Auf der anderen Seite sei aber auch die Demut eine wichtige christliche Tugend, fügte Franziskus an.

„Befana“ auf der Piazza

Tausende von Pilgern und Besuchern waren an diesem Mittwoch auf dem Petersplatz - diesmal nicht wegen einer Generalaudienz, sondern zum Angelus. Unter ihnen waren auch als Hexe verkleidete Frauen, die die italienische „Befana“ darstellen sollten. Jeweils am Dreikönigstag schenkt die „Befana“ in ganz Italien den Kindern Süßigkeiten oder Spielsachen. Auch andere italienische Gruppen, die musizierten oder in Trachten anwesend waren, hörten die Ansprache des Papstes zum Mittagsgebet. „Die Sterndeuter im Evangelium lassen den Atem der Universalität der Kirche sichtbar werden“, so Franziskus. „Die Kirche hat sie seit jeher als Sinnbild der ganzen Menschheit betrachtet. Mit dieser Feier der Epiphanie wollen die Sterndeuter uns dem Kind und das Kind uns zeigen. Dieses Kind ist für das Heil aller Menschen geboren worden! Sie führen uns zu dem Kind, das Liebe und Barmherzigkeit ist.“

Die Hirten und die Sterndeuter

In der Weihnachtsnacht habe sich der Herr zuerst den Hirten offenbart, so der Papst weiter. Sie seien einfache und damals sehr verachtete Menschen gewesen, doch gerade sie durften ihn als erste anbeten. „Nun kommen noch die Sterndeuter hinzu, die auf geheimnisvolle Weise von diesem Kind angezogen worden sind. Die Hirten und die Sterndeuter sind sehr verschieden voneinander. Eines aber verbindet sie: der Himmel und das Zeichen des Sterns.“ Die Sterndeuter und die Hirten seien notwendig für die Gläubigen, um die Begegnung mit Jesus überhaupt verständlich zu machen. Die Sterndeuter riefen dazu auf, immer den Blick zum Himmel zu heben und nicht auf sich selbst bezogen zu bleiben. Auch die Hirten zeigten durch ihren Mut, dass man das Herz und den Sinn für die Horizonte Gottes offen haben soll. „Denn Gott überrascht uns immer“, so der Papst.

Ohne Evangelium keine Begegnung

Dann ging der Papst auf die Gefühle der Sterndeuter ein: Sie hätten Freude verspürt, und dies bedeute für die Gläubigen einen großen Trost. „Denn dass sie diesen Stern gesehen haben, hat uns zum Herrn geführt und die Menschheit nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Sie haben uns den Stern des Evangeliums gezeigt. Dieser Stern ist das Wort Gottes, und dieses Licht führt uns zu Christus. Denn ohne das Evangelium ist es unmöglich, Gott zu begegnen!“

Was die Sterndeuter erlebt hätten, sei für alle eine Lehre, sich nicht mit der Mittelmäßigkeit zufrieden zu geben und nicht einfach vor sich hin zu leben. „Vielmehr müssen wir den Sinn der Dinge suchen und voll Leidenschaft das große Geheimnis des Lebens erforschen. Die Erfahrung der Sterndeuter lehrt uns auch, nicht über die Kleinheit und die Armut verärgert zu sein, sondern in ihr die Würde der Demut zu erkennen und sie zu verstehen, ja sogar vor ihr in die Knie zu gehen.“

(rv 06.01.2016 mg)








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