2016-01-06 13:53:00

200 Millionen Christen beginnen ostkirchliche Weihnacht


Mehr als 200 Millionen orthodoxe Christen in aller Welt haben an diesem Mittwoch mit den ostkirchlichen Weihnachtsfeiern begonnen. Es handelt sich um jene Kirchen, die das Weihnachtsfest nach dem Julianischen Kalender feiern. Beim Angelusgebet auf dem Petersplatz in Rom richtete Papst Franziskus Grüße an die Schwesterkirchen, die nun die Geburt Jesu feiern und wünschte ihnen sowie den Katholiken der orientalischen Kirchen „Frieden und Wohlergehen“ zu ihrem Weihnachtsfest. Franziskus bekundete den „Brüdern und Schwestern des christlichen Orients“ seine „geistliche Verbundenheit“.

 

Koptische Weihnachten

Auch die koptische Kirche feiert Weihnachten nach dem Julianischen Kalender am 7. Januar. In diesem Jahr finden die Feierlichkeiten in einer „positiven Atmosphäre“ statt, sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der koptisch-katholische Bischof von Giza, Antonious Aziz Mina. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren stünden die Kopten in Ägypten nicht mehr unter Druck und vor allem hätten sie nicht mehr Angst vor Anschlägen.

„Hinzu kommt, dass die diesjährigen Weihnachtsfeierlichkeiten einen besonderen Geschmack haben sozusagen, denn wir befinden uns im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit. In allen Eparchien wurden Heilige Pforten eröffnet. Die Geburt Christi ist die Ikone der Barmherzigkeit Gottes schlechthin, denn Jesus ist die Fleischwerdung der Barmherzigkeit und er ist mitten unter uns gekommen.“ Auch wenn die Lage sich eindeutig verbessert habe, so erhalten die Christen gerade an christlichen Feiertagen wie Weihnachten immer wieder Morddrohungen von Jihadisten, erinnert der koptische Bischof.

„Manchmal nehmen wir sie ernst, manchmal nicht. Das gilt ja auch in Europa und auch der Vatikan wird ja von den Jihadisten genannt, aber das heißt noch lange nicht, dass wir deswegen aufgeben und die Angst obsiegen lassen. Ägypten hat mit Hilfe Gottes seit zwei Jahren den richtigen Weg gewählt, eine neue Verfassung gebilligt, Präsidentschaftswahlen durchgeführt und ein neues Parlament erhalten. Es war richtig, die Kette der Verbundenheit zwischen Muslimbrüder und dem Islamischen Staat IS zu brechen.“

 

Hintergrund

Der Unterschied zum Weihnachtstermin der Westkirchen - rund zwei Milliarden Christen weltweit akzeptieren ihn - hängt mit den unterschiedlichen Kalendern zusammen: Zahlreiche orthodoxe Kirchen richten sich nach wie vor nach dem alten Julianischen Kalender, demzufolge der 24. Dezember auf den 6. Januar westlicher Zeitrechnung fällt. Die Differenz zwischen beiden Zeitrechnungen beträgt 13 Tage.

Nach dem Julianischen Kalender, der auf Julius Caesar zurückgeht, richten sich die orthodoxen Kirchen im Heiligen Land, in Russland, Serbien, Polen, Georgien, der Tschechischen Republik und der Slowakei. Auch die koptisch-orthodoxe Kirche, die nach den Umbrüchen in Ägypten in das öffentliche Interesse gerückt ist, feiert die Geburt Jesu am 6./7. Januar. Den Julianischen Kalender befolgen aber auch Syrer, Armenier und Äthiopier.

Andere orthodoxe Kirchen feiern Weihnachten zum gleichen Termin wie die westlichen Kirchen. Dies tun etwa die Kirchen von Konstantinopel (Ökumenisches Patriarchat), Rumänien, Bulgarien, Zypern, Griechenland, Albanien und Finnland.

Hintergrund der unterschiedlichen Daten ist die Einführung des Gregorianischen Kalenders im Jahr 1582 durch Papst Gregor XIII. Der Papst reagierte damit auf Ungenauigkeiten des Julianischen Kalenders, die zu erheblichen Problemen im Alltag geführt hatten.

Wegen der Spannungen zwischen den christlichen Kirchen nahmen verschiedene Konfessionen und Länder die Kalenderreform erst später oder überhaupt nicht an. Russland beispielsweise führte den Gregorianischen Kalender erst nach der Oktoberrevolution im Jahr 1918 ein. Die russisch-orthodoxe Kirche machte diesen Schritt allerdings nicht mit.

 

(kap/rv 06.01.2016 mg)








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