2016-01-04 13:07:00

Spannendes Warten auf „Synaxis“ der orthodoxen Kirchenoberhäupter


Es klemmt noch ein wenig beim für Ende Januar vorgesehene Panorthodoxen Konzil - Metropolit Hilarion verweist auf Schwierigkeiten bei der Vorbereitung und erinnert daran, dass die Arbeiten der Interorthodoxen Spezialkommission in Athen unterbrochen werden mussten, weil es keinen Konsens über das Reglement für das Konzil gab. Radio Vatikan sprach darüber mit dem Experten von Pro Oriente, Erich Leitenberger.

In der orthodoxen Welt wird mit Spannung die für Ende Januar angedachte „Synaxis“ (Versammlung) der Oberhäupter der 14 autokephalen (selbständigen) orthodoxen Kirchen erwartet. Es soll am Sitz des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. in Istanbul stattfinden. Bei dieser „Synaxis“ müssen die offenen Fragen im Hinblick auf das Reglement für den Ablauf des Panorthodoxen Konzils geklärt werden, das an Pfingsten in Istanbul eröffnet werden soll.

Bei der Tagung der interorthodoxen Spezialkommission zur Vorbereitung der Panorthodoxen Synode von 16. bis 18. Dezember in Athen war jedoch keine Übereinstimmung erzielt worden. Im Nachhall der Athener Tagung hielt der Metropolit fest, es gebe kein einhelliges Verständnis der orthodoxen Kirchen im Hinblick auf die Regelungen für den Ablauf des Panorthodoxen Konzils. Erich Leitenberger von der Stiftung Pro Oriente erklärt, wo es noch Unstimmigkeiten gibt. „Erstens wird das neu gewählte Oberhaupt der orthodoxen Kirche der tschechischen Länder und der Slowakei nicht von allen orthodoxen Kirchen anerkannt. Ein zweites ganz großes Problem ist die Auseinandersetzung von den Patriarchaten von Antiochien und Jerusalem, weil Jerusalem in der Golfregion einen Metropolitansitz errichtet hat und Antiochien der Meinung ist, die Golfregion gehört zu seinem kanonischen Territorium.“

Darüber hinaus gebe es zwei gewissermaßen eingefrorene Konflikte, die das Moskauer Patriarchat betreffen, wie Leitenberger erklärt. Das ist einmal das große Problem in der Ukraine, wo es die autonome ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats gibt und zwei orthodoxe Kirchen, die aber von der Weltorthodoxie nicht anerkannt sind, also die Kirche des Kiewer Patriarchats und die autokephale ukrainisch-orthodoxe Kirche. Des Weiteren gibt es in Estland eine estnisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats und eine autokephale orthodoxe Kirche, die dem Patriarchat von Konstantinopel untersteht. Besteht bei dieser komplexen Gemengelage denn Hoffnung auf Einigung der orthodoxen Kirchen? „Das kleine Mädchen Hoffnung spielt immer eine große Rolle. Es hatte auch vor der Synaxis 2014 viele kritische Stimmen gegeben, die gemeint haben, es werde nie zu einem Beschluss über Abhaltung eines panorthodoxen Konzils kommen. Dann ist 2014 erstaunlicherweise eine Übereinstimmung zwischen allen Oberhäuptern der Kirchen hergestellt worden. Und es gibt jetzt die Hoffnung, dass jetzt bei der Synaxis Ende Januar zu einer Übereinkunft kommt.“

Vor 50 Jahren hat man mit der Vorbereitung des Panorthodoxen Konzils begonnen, es ist in seiner Bedeutung vergleichbar mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Auch den orthodoxen Kirchen geht es darum, ihre Tradition in der Sprache der heutigen Welt verständlich zu machen - ein „Aggiornamento“. Ein wichtiges Thema ist auch die Selbstständigkeit der orthodoxen Diasporakirchen, erklärt Leitenberger: „Was ist der Vorgang, damit die orthodoxe Kirche die Autokephalie, die Selbstständigkeit erlangt. Wer bestimmt das? Das ist eine ganz wichtige Frage, weil es natürlich durch die weltweite Migrationsbewegung in Nord- und Südamerika, Ozeanien ganz große orthodoxe Kirchengebiete, die noch nicht selbstständig sind, sondern von ihren Mutterkirchen in Europa und dem Nahen Osten abhängig sind.“

Die Synodalität war bei der Weltbischofssynode 2015 in Rom ein zentraler Begriff. Die orthodoxen Kirchen können in der dezentralen Entscheidungsfindung Vorbild sein, findet Leitenberger: „Die orthodoxe Kirche lebt synodal. Das ist charakteristisch für alle orthodoxen Kirchen. Es sollte hier also keine einsamen Entscheidungen einer Kirchenspitze geben, sondern es muss immer alles in den Synoden der Kirchen besprochen, erarbeitet und entschieden werden. Synodalität ist an sich das Kennzeichen der Orthodoxie. Auch im Dialog zwischen orthodoxer Kirche und katholischer Kirche wird von orthodoxer Seite immer darauf gedrängt, dass die katholische Kirche in ihrem Bereich die Synodalität wiederentdecken muss. Das ist eine der Voraussetzungen dafür, dass man einander näherkommen kann.“

(rv/kap 04.01.2016 cz)








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