2015-12-29 10:27:00

Kindersoldaten: „Die Märtyrer von heute“


Zum Weihnachtsfest gehören Geschichten von Gewalt und Vertreibung, bereits die Bibel verbindet diese beiden Dimensionen und mit dem Fest der unschuldigen Kinder hat es auch Eingang in die Liturgie gefunden. Zu diesen unschuldigen Kindern müsse man heute Kindersoldaten zählen, das hatte Papst Franziskus bei seiner Weihnachtsbotschaft zum Segen Urbi et Orbi betont, weltweit gibt es derzeit geschätzte 250.000 Kindersoldaten, immer mehr von ihnen auch Mädchen.

Dieses Phänomen nehme derzeit noch einmal stark zu. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan Marco Rotelli, Generalsekretär des internationalen Hilfswerks Intersos. „Es ist ein globales Phänomen: Afrika, Naher Osten, Asien, Zentralamerika. Und es sind nicht nur die mit Kalaschnikow-Gewehren bewaffneten Jungs, sondern auch die Mädchen, ihre Schwestern, die sexuell missbraucht werden oder andere Dienste leisten müssen, bei der Versorgung und in der Küche etwa.“ Seine Hilfsorganisation arbeite auf zwei Ebenen, so Rutelli. Zum einen müsse man präventiv tätig sein und die Kinder vor Soldaten und Milizen schützen, die sie spontan mitnehmen könnten. Das geschehe vor allem durch Bildungszentren und Ausbildung. Dann aber müsse man sich auch um die Kinder kümmern, die entweder gefangen genommen wurden oder fliehen konnten, hier sei eine Wiedereingliederung sehr schwer, weil die Traumata der Kinder sehr tief säßen.

„Es gibt den Versuch, die UN-Resolution 1612, die sich um diese Fragen kümmert, besser umzusetzen“, berichtet Rutelli. „Diese Resolution wird in fast alle Aktivitäten einbezogen, vor allem die humanitären, aber auch in die Entwicklungsprojekte. Auf rechtlichem Gebiet geht es darum, dass die Schuldigen vor internationalen Gerichten oder im eigenen Land verurteilt werden müssen.“

Bei all den Dramen sei es gut, dass es auch positive Geschichten zu berichten gäbe, so Rutelli. Solche gäbe es etwa im Senegal, in Dakar. Hier habe man es geschafft, Jugendliche aus Mali langsam und Schritt für Schritt wieder in die Gesellschaft einzugliedern. „Etwas Ähnliches ist im Kongo geschehen. Dort ist eine Gruppe von Mädchen von der Miliz „Lord’s Resistance Army“ vertrieben worden, wahrscheinlich weil sie zu krank waren. Hier ist es gelungen, die Mädchen sogar wieder in ihre Dörfer, in ihre Familien zu bringen. Am Anfang waren sie völlig stigmatisiert, auch ihre Familien hatten Angst vor ihnen. Heute aber können wir feiern, dass diese Mädchen zurück in ihren Gemeinschaften sind. Leider ist das nicht das Schicksal von Zehntausenden anderer Kinder.“

 

(rv 29.12.2015 ord)








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