2015-12-26 12:49:00

Papst: „Wir werden aus der Vergebung Gottes geboren“


„Beten wir für die Christen, die in der Verfolgung leben – oft unter dem beschämenden Schweigen so vieler Mitmenschen.“ Das schreibt Papst Franziskus in einem Tweet an diesem Samstag. Anlass ist das Fest des ersten Märtyrers Stephanus, das die Kirche an diesem Zweiten Weihnachtstag begeht.

Um Stephanus, und was sein Martyrium uns heute sagt, kreisten die Gedanken des Papstes auch beim Angelus auf dem Petersplatz am Mittag. „Das Gedenken an den ersten Märtyrer folgt unmittelbar auf das Weihnachtsfest. Gestern (am Freitag) haben wir Gottes barmherzige Liebe betrachtet, die für uns Fleisch geworden ist; heute sehen wir die konsequente Antwort des Jüngers Jesu darauf, der sein Leben hingibt. Gestern ist der Retter auf Erden geboren; heute wird sein treuer Zeuge zum Himmel geboren. Und gestern wie heute herrscht die Dunkelheit der Zurückweisung des Lebens, doch glänzt noch heller das Licht der Liebe, die den Hass besiegt und eine neue Welt heraufführt.“

Eine gewisse Spiegelbildlichkeit sah Franziskus also zwischen der Geburt Jesu und dem Tod des Stephanus. Tatsächlich lässt Lukas in seiner „Apostelgeschichte“ den ersten Märtyrer mit fast denselben Worten sterben wie zuvor Jesus am Kreuz: nämlich mit der Bitte um Vergebung für seine Mörder. „Ans Kreuz genagelt hatte Jesus gesagt: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. (Lk 23,34) Auf ähnliche Weise rief Stephanus: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! (Apg 7,60) Stephanus ist deswegen Märtyrer, also Zeuge, weil er es wie Jesus macht. Er ist ein echter Zeuge, der sich wie Jesus verhält, indem er betet, liebt und gibt, aber vor allem, indem er vergibt. Denn Vergeben ist, wie das Wort selbst schon andeutet, der höchste Ausdruck des Gebens.“

Wozu aber sei die Vergebung eigentlich gut?, brachte der Papst dann selbst einen Einwand gegen das gerade Gesagte vor. „Ist es nur ein gutes Werk, oder bringt es Früchte? Wir finden die Antwort gerade beim Martyrium des Stephanus. Unter denen, für die er Gottes Vergebung anruft, ist ein junger Mann namens Saulus – und Saulus wird später zu Paulus, dem großen Heiligen und Völkerapostel. Er hatte die Vergebung des Stephanus empfangen. Wir können sagen, dass Paulus aus der Gnade Gottes und der Vergebung des Stephanus geboren wird.“

„Vergebung beginnt im eigenen Herzen“

Das Wort „geboren werden“ klingt da natürlich an das Geburtsfest Jesu an. „Auch wir werden aus der Vergebung Gottes geboren. Nicht nur in der Taufe, sondern jedes Mal, wenn uns Vergebung zuteilwird: Dann wird unser Herz neu geboren, regeneriert. Jeder Schritt nach vorne im Leben des Glaubens beginnt mit der göttlichen Barmherzigkeit. Nur dann nämlich, wenn wir geliebt werden, können auch wir lieben. Denken wir daran, es wird uns gut tun: Wenn wir Fortschritte machen wollen im Glauben, dann sollten wir zuerst die Vergebung Gottes erlangen. Den Vater aufsuchen, der bereit ist, alles immer zu verzeihen, und der durch seine Vergebung das Herz heilt und die Liebe wiederbelebt.“

Wir sollten „nie müde werden, Gott um Vergebung zu bitten“, riet Papst Franziskus mit einer Formulierung, wie er sie auch in einer seiner ersten Predigten als Papst und bei seinem ersten Angelus im März 2013 gebraucht hatte.

Allerdings sei das Vergeben „nichts Leichtes, sondern immer etwas sehr Schwieriges“, fuhr er dann fort. „Wie können wir Jesus darin nacheifern? Wo sollen wir anfangen? Zunächst vor allem im Gebet, so wie Stephanus das getan hat. Man beginnt beim eigenen Herzen: Mit dem Gebet können wir das Ressentiment angehen, den wir in uns spüren, und den Übeltäter dem göttlichen Erbarmen anempfehlen. Herr, ich bitte dich für ihn… ich bitte dich für sie… Und dann entdeckt man, dass dieser innere Kampf ums Vergeben vom Bösen reinigt, und dass Gebet und Liebe uns freimachen von den inneren Ketten des Grolls. Es ist so hässlich, im Groll zu leben...“

„Jeden Tag“ habe ein Christ die Gelegenheit, „Vergebung einzuüben“ und diese „große Geste zu leben, die den Menschen an Gott annähert“, so Papst Franziskus. „Werden auch wir barmherzig wie unser himmlischer Vater, denn durch Vergebung besiegen wir das Böse mit dem Guten, verwandeln wir den Hass in Liebe und machen die Welt dadurch sauberer.“

Er vertraue alle, die um ihres Glaubens willen heutzutage verfolgt werden, Maria an, sagte der Papst. „Leider sind es sehr viele“, fuhr er fort und sprach von „unseren zahlreichen Märtyrern von heute“.

Ansonsten bedankte sich Franziskus noch ausdrücklich für die vielen Weihnachtswünsche, die ihn in den letzten Tagen erreicht hätten. „Ich kann leider nicht jedem einzelnen antworten, darum sage ich heute Ihnen und allen herzlich Danke, vor allem für das Geschenk des Gebets!“

(rv 26.12.2015 sk)








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