Das Flüchtlingsthema kann gerade zu Weihnachten „niemanden neutral lassen": Das
hat Kardinal Christoph Schönborn in einem Interview in der Tageszeitung „Die Presse"
(24.12.) betont. Es sei nicht nur zulässig, sondern „notwendig", die biblische Geschichte
der Herbergssuche mit den aktuellen Flüchtlingsströmen zu verknüpfen, so Schönborn:
„Wenn wir sagen, dass Gott Mensch geworden ist in einer so prekären Situation wie
in Bethlehem und nach der Flucht, ist das Kernbestand des Christentums".
Als besondere Herausforderung beschrieb Schönborn die Integration der Flüchtlinge
in Österreich. Der Schlüssel gelingender Integration bestehe im Spracherwerb: „Je
schneller sie Deutsch lernen, je schneller sie Möglichkeiten haben zu arbeiten, umso
weniger besteht die Gefahr, dass zum Teil schon vorhandene Ghettos durch Flüchtlinge
verstärkt werden." Der IS-Terror sei indes kein importiertes Phänomen, sondern „längst
mitten unter uns": Schließlich habe etwa der jüngste Terror von Paris gezeigt, dass
die Attentäter „längst schon bei uns waren" und zum Großteil in Europa aufgewachsen
sind. „Auch die 130 Jihadisten, die von Österreich nach Syrien gezogen sind, sind
zum Großteil hier aufgewachsen."
Kein Generalverdacht gegen Religion
Die gegenwärtige angstbesetzte Situation berge jedoch noch eine weitere Gefahr, so
Schönborn weiter, nämlich jene, „dass Religion insgesamt in Gewaltverdacht gerät"
und jene Stimmen verstärkt würden, die sagen, „das Übel ist nicht der Islamismus,
sondern Religion als solches". Die darin zum Ausdruck kommenden Versuche, Religion
ins Private zurückzudrängen, halte er „für genauso falsch wie eine Marginalisierung
oder Stigmatisierung des Islam", so der Wiener Erzbischof.
(kap 24.12.2015 gs)
All the contents on this site are copyrighted ©. |