2015-12-22 12:53:00

Vatikanische Finanzaufsicht rechnet mit weiteren Fällen


Die vatikanische Finanzaufsicht rechnet mit der Aufdeckung weiterer Fälle von Finanzkriminalität. Wie der Präsident der Finanzaufsichtsbehörde AIF, der Schweizer René Brülhart, der Wochenzeitung „Die Zeit“ sagte, halte er es für möglich, dass seiner Behörde weitere verdächtige Vorgänge an die Staatsanwaltschaft des Vatikans übergeben werde.

Kämen seine Mitarbeiter nach deren Prüfung zu dem Schluss, „dass ein Fall Fleisch und Knochen hat“, lande dieser bei den Strafverfolgern des Vatikans. Wie aus dem jüngsten Bericht des Europarats hervorgeht, sind bei Brülharts Behörde in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres 329 Verdachtsmeldungen eingegangen. Das sind deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. 2014 wurden dem AIF 147 Fälle gemeldet, 2013 waren es 202.

Die meisten von ihnen wurzeln in den Aufräumarbeiten bei dem vatikanischen Geldinstitut IOR. Bisher wurden insgesamt 30 Fälle an die Staatsanwaltschaft des Heiligen Stuhls weitergeleitet, zu einer Anklage ist es aber bisher noch nicht gekommen. Dies hatte der Europarat in der vergangenen Woche kritisiert.

Vier Jahre Haft gegen Scarano beantragt

Die römische Staatsanwaltschaft forderte derweil am Montag eine Strafe von vier Jahren und sechs Monaten Haft bei einem Prozess gegen den ehemaligen Vatikan-Mitarbeiter und Prälaten Nunzio Scarano wegen Korruption und Verleumdung. Bei dem Verfahren geht es um vorgetäuschte Schenkungen einer Offshore-Gesellschaft, die Scarano über Konten des vatikanischen Geldinstituts IOR abgewickelt haben soll.

Der Geistliche war im Juni 2013 von italienischen Behörden verhaftet worden, weil er im Verdacht steht, an einer versuchten illegalen Überführung von 20 Millionen Euro Bargeld in einem Privatjet aus der Schweiz nach Italien beteiligt gewesen zu sein. Der Prozess gegen ihn läuft seit Juli 2014. Scarano war früher Rechnungsprüfer der vatikanischen Güterverwaltung APSA. Er erhob seinerseits schwere Vorwürfe gegen seine Vorgesetzten.

(rv/zeit/nzz 22.12.2015 mg)








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