2015-12-19 00:10:00

Papst vergibt brasilianischem Volksheiligen Padre Cicero


Padre Cicero Romão Batista: Vor mehr als 81 Jahren ist er verstorben, vor rund 126 Jahren wurde er von seinem Priesteramt - also „a divinis“ - suspendiert aufgrund von nicht anerkannten Blutwundern. In Brasilien gilt er dennoch als Volksheiliger, einer der die Armen liebte und mit ihnen lebte. Jährlich pilgern rund zweieinhalb Millionen Menschen in den nordöstlichen brasilianischen Wallfahrtsort Juazeiro do Norte, um seiner zu gedenken und ihn um Fürsprache zu bitten.

Papst Franziskus hat dem von 1844 bis 1934 lebenden Padre Cicero nun vergeben. In einem Brief vom Sonntag, unterzeichnet von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, kam er den Forderungen der Diözese von Crato nach. Er habe die Uneinigkeiten der Kirche und Padre Cicero endgültig beigelegt. Die Anfrage auf eine Versöhnung mit dem Wunderpriester stellte der Bischof von Crato, Fernando Panico.

„Er hat sein gesamtes Leben inmitten der Armen gelebt. Sein Traum war es, sein Leben den Ärmsten und verwundbarsten Menschen zu widmen. In der Epoche, in der er lebte, war das Leben um einiges schwieriger, geprägt von Herausforderungen. Die Trockenheit des Landes, die blutigen Bandenkriege. Pater Cicero nahm alle diese Menschen zu sich und er gab ihnen nicht nur Wörter, sondern er hatte für sie eine konkrete Geste der Solidarität.“

In den ersten Jahrzenten des 20. Jahrhunderts und bis zu seinem Tod galt der Priester als spiritueller Mittelpunkt von Juazeiro. Er gab den Menschen Hoffnung, aber eben auch konkrete Tipps – zum Beispiel bei der Ernte. So war die nördliche Region von Brasilien immer sehr von den Trockenzeiten und ihren Folgen gezeichnet. Sein soziales Engagement, seine praktische Kompetenz und seine Nähe zu den Armen machten ihn zugleich zu einer Art politischen Führungskraft. Er gründete Schulen, Waisenhäuser, Spitäler, soziale Einrichtungen und schlichtete blutige Bandenkriege.

1889 kam es jedoch zu dem Vorfall, der ihm das Leben mit der Kirche erschweren sollte: Eine Gruppe von Frauen betete darum, dass die Region von einer Trockenzeit verschont bleiben möge. Dabei fiel eine von Pater Ciceros treuesten Anhängerinnen, eine Ordensfrau namens Maria Magdalena do Espírito Santo de Araújo, zu Boden, und die von ihm empfangene Hostie verwandelte sich in Blut. Das Blutwunder wiederholte sich über die Jahre hinweg. Es soll auch zu Krankenheilungen gekommen sein.  

Pater Cicero Romão Batista wurde nach dem sogenannten „Blutwunder“ von Juazeiro im Jahr 1889 „a divinis“ suspendiert, da die Kirche in der Popularität des Priesters und in dem immer größer werdenden Fanatismus um seine Person eine Gefahr der Spaltung erkannte. Bis zu dem jüngsten Brief aus dem Vatikan wurde diese Suspendierung nie aufgehoben. Bischof Fernando Panico:

„Ich sage hier, dass es noch der damalige Kardinal Ratzinger war, der als damaliger Präfekt der Glaubenskongregation mich dazu anregte und mir Ratschläge gab, um den Prozess einer Rehabilitierung aufzunehmen. Und jetzt hat zu unserer Überraschung Papst Franziskus uns und der gesamten Kirche diesen Brief geschenkt. In diesem Brief schreibt er, dass Pater Cicero ein Mann voller menschlicher Tugenden sei.“

Nachdem ihm die Ausübung des Priesteramts untersagt wurde, fügte sich Pater Cicero den Anweisungen der Kirche. Doch den Ort verließ er bis zu seinem Tod nicht. Weiterhin segnete er Menschen, die sich vor seinem Haus versammelten.  Durch die „wundersamen“ Ereignisse rund und die Person von Padre Cicero ist Juazeiro auch heute noch einer der wichtigsten Wahlfahrtsorte Brasiliens – und jetzt ist es endlich legitim.

„Die Menschen aus dem nordöstlichen Brasilien feiern ein großes Fest. Es ist außergewöhnlich, diese Explosion der Freude…denn seit Sonntag bis heute sprechen alle über dieses Thema. Alle wollen mehr wissen – das Fernsehen, die Zeitungen, im Internet. Schließlich erreichen die guten Nachrichten die Herzen der menschlichen, guten und einfachen Personen.“

Eine weitere gute Nachricht: Diese Aussöhnung könne nun auch den Weg zu einer Seligsprechung des populären Kirchenmannes eröffnen. Aber das sind vorerst noch Spekulationen.

(rv 18.12.2015 no)








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