2015-12-17 08:00:00

Caritas-Herberge am römischen Bahnhof: Warten auf Franziskus


Schauplatz: die Caritas-Herberge am römischen Bahnhof Termini. Es wird geklopft, gehämmert und gebohrt. Noch der letzte Schliff, bevor Papst Franziskus am Freitagnachmittag vorbeikommt und die Heilige Pforte der Barmherzigkeit öffnet. Nach einer dreijährigen Umbau-Pause und Erneuerung der wichtigen Caritas-Einrichtung im Zentrum von Rom mit Mensa und Herberge für die Armen, Obdachlosen, Migranten der Stadt sind die Räumlichkeiten bereits eröffnet worden – aber Obdachlose sind noch keine vor Ort. Die Eröffnung der Heiligen Pforte wird daher wahrscheinlich die richtige Eröffnung der gesamten Einrichtung... vor allem, weil noch einige Genehmigungen gefehlt haben.

Wenn man die Caritas-Herberge erreicht, fällt sofort etwas Besonderes auf: das Mosaik des Jesuitenpaters Marko Ivan Rupnik mit dem Logo des Heiligen Jahres, und darunter die Pforte der Barmherzigkeit, das Tor zur Mensa Johannes Paul II., dem Herzstück der Einrichtung. Der Direktor der römischen Caritas, Enrico Feroci, erklärt:

„Wir hatten geplant, dass die Herberge und die Mensa diesen Herbst öffnen. Papst Franziskus hat uns überrascht mit dem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit, und diese zwei Gegebenheiten sind dann ineinandergeflossen zum selben Moment. Am 8. Dezember hat er die Heilige Pforte im Petersdom eröffnet, und am 18. öffnet er hier die Pforte der Barmherzigkeit.“

Bis zu 500 Menschen ohne festen Wohnsitz können in den Räumlichkeiten hinter der Pforte speisen. Genau hier wird der Papst eine Messe feiern. Auf seinen Wunsch hin wurde alles sehr schlicht gehalten, mit so wenig Kostenaufwand wie möglich und ausschließlich für Menschen, die wirklich Bedürftige der Caritas-Einrichtungen sind – Mütter, Flüchtlingskinder, Asylanten und einige Muslime aus Ägypten werden anwesend sein, genau dort, wo diese Menschen normalerweise von 17:30 bis 20:30 Uhr essen. Feroci:

„Wir haben uns vorgenommen, der Stadt Rom und vor allem den Armen der Stadt Rom einen Ort zu bieten, der ihnen Schutz gibt, einen Platz zum Essen und Schlafen – und das ist dann über das Heilige Jahr zum Tor der Barmherzigkeit geworden. Ein Ort, wo die Armen bedient werden, denn im Armen selbst, das sagt uns Papst Franziskus immer, im Armen ist das Gesicht Jesu zu sehen, und daher ist der Ort ein Treffpunkt mit dem Herrn.“

Seit der Eröffnung des Caritas-Hauses im Jahr 1987 durch Pater Luigi di Liegro hat sich einiges geändert. Rechts liegen die Mensa, das Tageszentrum, das Erstaufnahmezentrum sowie Betreuungsräumen, Computersaal und Videoraum. Links die Schlafplätze inklusive den sanitären Einrichtungen für rund 200 Personen. Alles ist aus der Sicht des Gastes heraus erstellt, der sich dort bis zu drei Monate aufhalten kann, erklärt der technische Leiter der Konstruktion, Fulvio Ferrari:

„Hier ist alles exakt auf unsere Gäste zugeschnitten, von den Materialien angefangen bis zur Raumaufteilung, die Form des Bettes, die Kapazität des Bettes….Nur um eine Banalität zu erwähnen: Dieses Zimmer hat keinen Lichtschalter. Das Licht kann man im Zimmer nicht regulieren. Es wird von der Rezeption aus um 23:00 Uhr in den Nacht-Modus geschalten, also auf fünf Prozent Licht reduziert – wie eben im Spital, an öffentlichen Orten. Denn falls ich aus dem Bett steigen will, muss ich etwas sehen können.“

Die Schlafräume befinden sich auf zwei Stockwerken, Männer und Frauen getrennt, jedes Zimmer hat sechs Betten. Die Materialien der Betten sind antibakteriell, erklärt Ferrari. Nummern auf den Türen sucht man vergeblich, die Zimmer sind nach Farben geordnet: „damit sich die Menschen besser erkennen können – ich bin der aus dem grünen Zimmer, erstes Bett.“

In der Anlage fehlt natürlich auch eine Kapelle nicht. Sie wirkt noch leer; die Einrichtung soll vom päpstlichen Haus gespendet werden. Das Gästehaus für Obdachlose ist das größte der Caritas von Rom – und der Text, den man auf dem Anschlagebrett in der Mensa lesen kann, soll zugleich das Motto und die Hauptaufgabe der Einrichtung sein: „Eine Stadt, in der auch nur ein einziger Mensch weniger leidet, ist eine bessere Stadt.“

(rv 17.12.2015 no)








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