2015-12-16 14:52:00

Humanitärer Korridor für Flüchtlinge nach Europa


Asylsuchende, die vom Libanon, von Äthiopien oder Marokko aus nach Europa wollen, brauchen künftig nicht unbedingt mehr ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Die römische Basisgemeinschaft Sant’Egidio, auch „UNO von Trastevere“ genannt, hat zusammen mit dem Verband evangelischer Kirchen Italiens die Idee eines humanitären Korridors entwickelt: Frauen, Kinder und Behinderte, die in größter Not sind, sollen in diesen Ländern Einreisevisa nach Italien erhalten. Mit einer Million Euro sollen zunächst Aufnahme und Integration von tausend Menschen möglich gemacht werden.

Die Schutzsuchenden sollen auf ihrer Reise von Nahost bzw. Nordafrika nach Italien begleitet und dann zunächst von Sant’ Egidio aufgenommen werden. „Es wird dabei kein Problem mit der Sicherheit geben“, verspricht der Präsident der Basisgemeinschaft, Marco Impagliazzo. „Anders als bei den Menschen, die in Boote steigen, werden unseren Schützlingen schon in unseren Büros vor der Abreise die Fingerabdrücke abgenommen werden. Für uns ist das ein schöner Start ins Jahr der Barmherzigkeit, denn die Aufnahme von Flüchtlingen ist ja eines der Werke der Barmherzigkeit.“

Im Januar geht das Projekt los, zugute kommt es den Verwundbarsten und Schwächsten; mit im Boot – wenn man das so sagen darf – ist das italienische Innenministerium. Einmal in Europa, dürfen die Geretteten Italien nicht verlassen. Der Präsident des Verbands evangelischer Kirchen, Luca Negri, sieht trotzdem einen Vorbildcharakter für Europa: „Das ist ein ökumenisches Projekt in dem Sinn, dass wir es in Zusammenarbeit mit den Kirchen von ganz Europa durchführen. Die Kirchen und Verbände, auch NGOs, in anderen Ländern Europas werden dann schon noch ähnliche Projekte entwickeln.“

Ach ja – fast vergessen. Wer zahlt denn das Ganze, Herr Negri? „Die Kosten werden von den Verbänden bezahlt, die die Sache auf die Beine gestellt haben. Ein Teil der Summe kommt aus den Kirchenbeiträgen der Waldenser und Methodisten in Italien. Die Bereitschaft ist sehr hoch, so dass wir auf eine Million Euro gekommen sind.“ Am Rande vermerkt: Italien kennt keine Kirchensteuer, sondern einen Beitrag, den der Steuerzahler (s)einer Kirche oder auch einer anerkannten, gemeinnützigen Organisation zukommmen lassen kann.

(rv 16.12.2015 sk)








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