2015-12-13 13:22:00

Ö: Pariser Abkommen ist „Erfolg ohne Fairness für die Ärmsten"


Obwohl mit dem Pariser Abkommen ein wichtiger Schritt für den Klimaschutz geschafft wurde, „bleibt globale Klimagerechtigkeit für gefährdete Bevölkerungsgruppen noch weitgehend unerreicht". Es sei ein „Erfolg ohne Fairness für die Ärmsten" erzielt worden, sagte Heinz Hödl, Geschäftsführer der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission, in einer ersten Stellungnahme zu dem am Samstagabend beendeten UN-Klimagipfel. Das Abkommen wurde nach einem vierjährigen Erarbeitungsprozess von 195 Staaten der Welt angenommen. 
Die Selbstverpflichtung, die im Jahr 2020 in Kraft treten soll, verpflichtet alle beteiligten Staaten zu gemeinsamen Anstrengungen, den durchschnittlichen globalen Temperaturanstieg auf unter zwei Grad Celsius und möglichst auch unter 1,5 Grad Celsius zu halten. „Das ist nicht nur ein Erfolg für die internationale Staatengemeinschaft, sondern durch die erstmalige Berücksichtigung des 1,5-Grad-Zieles und der gestärkten Beachtung von unwiederbringlichen Klimaschäden ist hier ein wesentlicher Erfolg für besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen gelungen", sieht Hödl einen großen Teilerfolg.
Dennoch bewertet die Koordinierungsstelle, die sich für ein faires und gerechtes Abkommen für die ärmsten und gefährdeten Bevölkerungsgruppen einsetzt, das „Paris Agreement" als „nicht ausreichend, um Klimagerechtigkeit sicherzustellen". Es brauche weitere konkrete Schritte der Staaten, damit die Entscheidungen in Paris ein Beitrag zur Lösung der von Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si" aufgezeigten komplexen sozio-ökologischen Krise werden können. 
„Besorgniserregende Versäumnisse"
„Die Emissionsminderungen der Staaten müssen bis 2050 klar umgesetzt werden. Ein transparenter Überprüfungsmechanismus muss zur Steigerung der nationalen Zusagen führen. Nicht zuletzt müssen gewichtige finanzielle Mittel zuverlässig aufgestellt werden, damit auch der globale Süden zur Emissionsreduktion in den kommenden Jahrzehnten beitragen kann", zählte Martin Krenn, als Klimaexperte der Koordinierungsstelle in Paris vor Ort, einige unumgängliche Maßnahmen zur Behebung von „Schwachstellen" im Abkommen auf. Weitere „besorgniserregende Versäumnisse" seien unzureichende globale Klimaschutzzusagen, der fehlende Bezug zu Menschenrechten und Ernährungssicherheit im Kernabkommen und die jahrelange Verzögerung bei der Überprüfung der nationalen Beiträge aller Staaten.
„Die Regierungen müssen in die Pflicht genommen werden, ihre Zusagen so rasch wie möglich zu erhöhen", unterstrich Hödl, der auch Präsident des Weltdachverbandes der Kirchenhilfswerke (CIDSE) ist. Zugleich seien alle Menschen dazu aufgefordert, ihren Lebensstil Schritt für Schritt in Richtung Klimasicherheit umzustellen. Die katholische Kirche müsse hier vorangehen und die im Herbst von der Österreichischen Bischofskonferenz beschlossenen Klimaschutzmaßnahmen in allen Diözesen engagiert umsetzen, appellierte der kirchliche EZA-Experte.
Der Klimagipfel in Paris war am Samstag nach nächtlichen Marathonverhandlungen über den Entwurf für einen bindenden Klimavertrag zu Ende gegangen. In dramatischen Appellen wurde um die Unterschriften der „Bremser" unter den Teilnehmerstaaten geworben. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon verlangte von ihnen „Mut", da über das Leben von Milliarden Menschen entschieden werde. Der Vertrag sei ambitioniert und realistisch zugleich. „Wir müssen den Planeten schützen, der uns erhält. Wir brauchen alle Mann an Bord", sagte Ban in einem Appell vor der Presse.

(kap 13.12.2015 gs)

 








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