Obwohl mit dem Pariser Abkommen ein wichtiger Schritt für den Klimaschutz geschafft
wurde, „bleibt globale Klimagerechtigkeit für gefährdete Bevölkerungsgruppen noch
weitgehend unerreicht". Es sei ein „Erfolg ohne Fairness für die Ärmsten" erzielt
worden, sagte Heinz Hödl, Geschäftsführer der Koordinierungsstelle der Österreichischen
Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission, in einer ersten Stellungnahme
zu dem am Samstagabend beendeten UN-Klimagipfel. Das Abkommen wurde nach einem vierjährigen
Erarbeitungsprozess von 195 Staaten der Welt angenommen.
Die Selbstverpflichtung, die im Jahr 2020 in Kraft treten soll, verpflichtet alle
beteiligten Staaten zu gemeinsamen Anstrengungen, den durchschnittlichen globalen
Temperaturanstieg auf unter zwei Grad Celsius und möglichst auch unter 1,5 Grad Celsius
zu halten. „Das ist nicht nur ein Erfolg für die internationale Staatengemeinschaft,
sondern durch die erstmalige Berücksichtigung des 1,5-Grad-Zieles und der gestärkten
Beachtung von unwiederbringlichen Klimaschäden ist hier ein wesentlicher Erfolg für
besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen gelungen", sieht Hödl einen großen Teilerfolg.
Dennoch bewertet die Koordinierungsstelle, die sich für ein faires und gerechtes Abkommen
für die ärmsten und gefährdeten Bevölkerungsgruppen einsetzt, das „Paris Agreement"
als „nicht ausreichend, um Klimagerechtigkeit sicherzustellen". Es brauche weitere
konkrete Schritte der Staaten, damit die Entscheidungen in Paris ein Beitrag zur Lösung
der von Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si" aufgezeigten komplexen sozio-ökologischen
Krise werden können.
„Besorgniserregende Versäumnisse"
„Die Emissionsminderungen der Staaten müssen bis 2050 klar umgesetzt werden. Ein transparenter
Überprüfungsmechanismus muss zur Steigerung der nationalen Zusagen führen. Nicht zuletzt
müssen gewichtige finanzielle Mittel zuverlässig aufgestellt werden, damit auch der
globale Süden zur Emissionsreduktion in den kommenden Jahrzehnten beitragen kann",
zählte Martin Krenn, als Klimaexperte der Koordinierungsstelle in Paris vor Ort, einige
unumgängliche Maßnahmen zur Behebung von „Schwachstellen" im Abkommen auf. Weitere
„besorgniserregende Versäumnisse" seien unzureichende globale Klimaschutzzusagen,
der fehlende Bezug zu Menschenrechten und Ernährungssicherheit im Kernabkommen und
die jahrelange Verzögerung bei der Überprüfung der nationalen Beiträge aller Staaten.
„Die Regierungen müssen in die Pflicht genommen werden, ihre Zusagen so rasch wie
möglich zu erhöhen", unterstrich Hödl, der auch Präsident des Weltdachverbandes der
Kirchenhilfswerke (CIDSE) ist. Zugleich seien alle Menschen dazu aufgefordert, ihren
Lebensstil Schritt für Schritt in Richtung Klimasicherheit umzustellen. Die katholische
Kirche müsse hier vorangehen und die im Herbst von der Österreichischen Bischofskonferenz
beschlossenen Klimaschutzmaßnahmen in allen Diözesen engagiert umsetzen, appellierte
der kirchliche EZA-Experte.
Der Klimagipfel in Paris war am Samstag nach nächtlichen Marathonverhandlungen über
den Entwurf für einen bindenden Klimavertrag zu Ende gegangen. In dramatischen Appellen
wurde um die Unterschriften der „Bremser" unter den Teilnehmerstaaten geworben. UN-Generalsekretär
Ban Ki-Moon verlangte von ihnen „Mut", da über das Leben von Milliarden Menschen entschieden
werde. Der Vertrag sei ambitioniert und realistisch zugleich. „Wir müssen den Planeten
schützen, der uns erhält. Wir brauchen alle Mann an Bord", sagte Ban in einem Appell
vor der Presse.
(kap 13.12.2015 gs)
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